17. Tag: Moab, UT (Top of the World, Dolores River Overlook, Tower Arch/Arches NP)“Mal verliert man, mal gewinnt man”Ich frage mich, wo sich all diese Menschen, die abends die Stadt bevölkern tagsüber herumtreiben. Gestern haben wir nur ganz vereinzelt mal die üblichen Jeep Safaris getroffen. Und das sollte auch heute wieder so sein. Wir waren vor 2 Jahren schon mal für 5 Tage in Moab und haben da einen großen Teil der Hauptattraktionen „abgearbeitet“. Dieses Jahr wollten wir ein paar Dinge abseits der ausgetretenen Pfade unternehmen und uns selbst auch etwas größere Herausforderungen stellen. Dass wir uns vor 2 Wochen in Las Vegas dieses Auto ausgesucht haben, hatte vor allem auch mit dem heutigen Tag zu tun. Aus dem sehr empfehlungswerten Buch „ Guide to Moab Backroad & 4 Wheel Drive Trails“ haben wir uns für heute zwei Touren herausgesucht.Zuerst soll es zum „Top of the World“ gehen. Der Autor Charles A. Wells ratet in seinem Buch alle Trails in 3 Schwierigkeitsstufen: easy, moderate und difficult. In dieser Tour sind alle 3 enthalten, wobei nur das allerletzte Stück „diifficult“ eingestuft ist, dass man aber auch hiken kann. Unser Ziel ist es heute, es bis zum Ende des „Moderate“-Abschnitts zu bringen und den Rest zu laufen. Vom „Top of the World“ soll man einen phantastischen Overlook auf die Fisher Towers, La Sal Mountains, dem Priest & the Nuns Felsen und den Arches NP haben. Die Dewey Bridge, an der unser Trip startet, gibt es nicht mehr – genauer gesagt hängen nur noch die Seile, von denen sie mal getragen wurde. Drumherum stehen verkohlte Bäume, sie könnte also abgebrannt sein. Von hier bis zu unserem Ziel sind es 9,6 Meilen, die ersten davon easy. Dann wird es sehr tricky. Es geht über steile, stufige Slickrochabschnitte. Oft sind diese versetzt, und wir haben Probleme mit der Traktion. Es bleibt einiges an Gummi auf den Steinen zurück. Sehr langsam geht es voran und Caro ist fast nur vor dem Auto um zu spotten. Die Strecke wird immer übler. Nach 6,3 Meilen sagt mir mein Bauchgefühl, dass es besser ist abzubrechen und umzukehren. Heftige Stellen hatten wir schon hinter uns, aber wir wussten auch, dass noch ein paar kommen. Mir fehlt einfach die Sicherheit, dass Auto hier unbeschädigt hochbringen zu können – vielleicht auch wegen des Erlebnisses gestern im Long Canyon. Caro verstand das natürlich auch sofort. Weil eine Spur Ernüchterung nicht vermeidbar ist, haben wir keine Lust den Rest des Weges zu laufen.Um 12:00 Uhr sind wir wieder auf der Entrada Bluffs Road. Wir wollen nicht umsonst den ganzen Colorado Riverway hochgefahren sein, also fahren wir zum Dolores Overlook, der von hier nur eine Stunde entfernt ist. Verschenkte Zeit, wie sich herausstellt. Der Overlook ist nicht mehr als “ganz nett“. Eine ätzende Fahrt fast ausschließlich über sehr großen Gravel und auch am Wegesrand gibt es nur wenig Interessantes.Wir halten uns hier auch nicht lange auf uns sind um 14:30 Uhr wieder auf der US 128 und um 15:30 Uhr am Visitor Center vom Arches NP, wo unsere zweite Tour startet: die zum Tower Arch in der Klondike Bluffs Area. Dieser Trip ist „Moderate“ geratet von Charles A. Wells – machbar mit einem SUV mit High Clearance 4WD und erfahrenem Fahrer. Eine Herausforderung, der wir uns stellen wollen. Den Tower Arch kann man sich natürlich auch ohne diesen Zirkus anschauen. Eine gute Waschbettpiste – die Salt Valley Road – führt zum Trailhead, von wo man in einem anstrengenden ca. 3,5 Meilen Hike zum Arch gelangt. Will man aber so wie wir direkt mit dem Auto vorfahren, geht der Weg etwas anders. Wir fahren die Salt Valley Road nur bis zur Meile 7,2 und biegen dann links in eine enge Dirtroad ab. Ziemlich bald stehen wir vor dem ersten sehr felsigen Anstieg. Im zweiten Versuch bin ich oben. Es geht ein Stück flach weiter, dann der nächste Anstieg, steiler und stufiger als der Erste. Langsam geht es hinüber. Caro, die von außen zuschaut, schlägt immer öfter die Hände vor dem Gesicht zusammen. Nach diesem ist für uns klar, dass hier der Point of No-Return gekommen ist und wir das jetzt durchziehen – egal was passiert. Eine gute Handvoll dieser Ausstiege, die teilweise in tiefen Sand abfallen lassen wir in präziser Klein- und bester Teamarbeit hinter uns. Die steilen felsigen Abschnitte haben wir geschafft. Es folgen einige Tiefsandpassagen, die aber gut zu meistern sind. Und um 17:45 Uhr parken wir unser Auto am Tower Arch. Dieser liegt zwar großenteils im Schatten, aber das Ziel war ja auch nicht das Foto. Leider bleibt uns hier nicht ganz viel Zeit, denn wir müssen vor Einbruch der Dunkelheit hier wieder raus sein. Für den Rückweg nehmen wir den zur Salt Valley Road parallel laufenden 4WD-Trail. Dieser hat so gut wie keine steinigen Abschnitte. Dafür aber Sand, viel Sand. Unser Auto fährt die teilweise sehr langen und tiefen Sandabschnitte wie auf Schienen, und wir kommen natürlich deutlich schneller voran. Diese Tour ist für mich an der Grenze dessen, was mit einem HC 4WD-Miet-SUV möglich ist (ohne diesen zu beschädigen). In Relation ist die Fahrt in die Coyote Buttes South oder zur White Pocket wie die Fahrt zum Kaffee bei der Mutter. Wenn man mit dem Auto zum Tower Arch will, sich die harte Querpassage von der Salt Valley Road aber ersparen möchte ist es meiner Meinung nach einfacher, diese Piste im Rein-Raus-Verfahren zu wählen. Wir kommen noch am Eye of the Whale Arch vorbei, der in diesem Licht aber unspektakulär ist. Um 20:00 Uhr sitzen wir im ZAK bei Steak und Bier und lassen einen abenteuerlichen Tag Revue passieren. Aus jetziger Sicht würde ich den „Top of the World“ Trail weiterfahren, denn der Weg zum Tower Arch war deutlich heftiger.Hotel: Best Western Greenwell Inn / Moab, UTGefahrene Meilen: 162 18. Tag: Moab, UT - Burr Point - Little Egypt - The Volcano - Escalante, UT“Eine fast logische Konsequenz”Moab ist definitiv ein Ort, an den wir noch mal eine ganze Woche am Stück kommen werden. Wir lieben die Landschaft hier, die Möglichkeiten sich jeden Tag eine neue Herausforderung zu suchen und das Flair des Ortes, in dem man fast ausschließlich unter Gleichgesinnten ist. Schweren Herzens verlassen wir diesen um 8:00 Uhr – auch heute bei schönstem Wetter.Unser erstes Ziel ist der Burr Point südlich der kleinen Ortschaft Hanksville, den wir um 10:30 Uhr erreichen. Ein sehr eindrucksvoller Blick in den Canyon des Dirty Devil Rivers bietet sich uns hier – und das in totaler Einsamkeit. Von Hanksville bis hierher sind wir keinem einzigen Auto begegnet. Natürlich sind wir für optimale Lichtverhältnisse zur völlig falschen Tageszeit hier – aber das macht nichts. Nur ein paar Meilen weiter südlich befindet sich „Little Egypt“, das „Goblin Valley“ in kleiner und anderer Farbe. Knapp anderthalb Stunden kraxeln wir hier herum und entdecken immer neue Figuren, die an irgendetwas erinnern. Auch hier sind wir vollkommen allein. Es hat sich absolut gelohnt den kleinen Abstecher hierher zu machen. Durch den Capitol Reef fahren wir heute nur hindurch, ebenso bleibt auf dem herrlichen HW 12 kaum Zeit für einen Stopp. Aber diesen Gegenden haben wir uns bei einem vorherigen Besuch auch schon ausführlich gewidmet. Wir haben heute noch etwas Zeitaufwendigeres vor: den „Volcano“ für GPS-lose. Caro hatte vor unserem Abflug in irgendeinem USA-Forum eine Wegbeschreibung gefunden, mit der man praktisch mit dem Auto beim „Volcano“ vorfährt. Damit spart man sich die lange Wanderung, bei der ein GPS extrem nützlich bzw. unerlässlich ist (die Meinungen gehen hier auseinander). Es sei vorweggenommen, dass wir mit Hilfe dieser Beschreibung zum Volcano gefunden haben, jedoch waren die Meilenangaben ziemlich falsch (oder unser Meilenzähler kaputt). Wir sind folgendermaßen dorthin: Um 16:00 Uhr erreichen wir die Einfahrt von zur Hole in the Rock Road kurz vor Escalante. Diese fahren wir 10,5 Meilen bis zur links ausgeschilderten Harris Wash Road. Hier stellen wir den Meilenzähler auf Null. Nach 2,6 Meilen fahren wir (wie auch ausgeschildert) links weiter Richtung Harris Wash. Nach ca. 6,1 Meilen passieren wir rechter Hand ein Trail-Register (vermutlich für den Harris Wash) und vor uns liegt ein dichtes Gebüsch, in das eine Schneise gefahren ist, so dass wir gerade mit unserem Auto hindurch passen. Danach geht es durch den sehr breiten Wash geradeaus durch und kurze Zeit später durch ein ähnliches Gebüsch und noch einen Wash. Wir haben nur ein Foto, wie der Volcano aus dieser Richtung von außen aussieht und an dem müssen wir uns orientieren. Von der Strecke aus sieht man bald ab und zu das Ziel schon. Nach dem Wash ist der Weg teilweise arg ausgewaschen und auch kleine Sandpassagen sind zu durchfahren. Wie wir wissen, können sich die Streckenverhältnisse ja aber täglich positiv sowie negativ verändern. Nach 9,7 Meilen parken wir unser Auto, da wir das Gefühl haben, dass der Weg zu Ende ist. Außerdem wollen wir uns ja auch noch ein paar Meter bewegen. Ich hatte aufgrund des uns vorliegenden Fotos ja das schlimmste befürchtet, aber das der Vulkan auf dem Gipfel eines verdammten Berges liegt war mir nicht bewusst. Der erste Teil unseres noch ca. 1 Meilen langen Weges führt durch tiefen Sand, und die Spuren darin lassen auf rege Schlangenaktivität schließen. Aber auch viele andere Tiere haben sich hier verewigt. Was dann folgt ist keine Wanderung sondern Bergsteigen for Runaways. Nur langsam kommt das Ziel näher. So geschwitzt habe ich seit dem Lost Dutchman nicht mehr, aber nach 45 Minuten ist das Leiden beendet und der Eingang zum Volcano erreicht. Das ist natürlich eine Spitzen-Location hier oben in einer wunderbaren Umgebung. Auch hier sind wir lichtmäßig völlig zur falschen Zeit da. Wenn man es fototechnisch korrekt machen wollte, fährt man unsere heutige Tour am Besten genau andersherum. Wir schauen uns hier ein bisschen um und machen uns um 18:30 Uhr wieder auf den Weg zurück bzw. zum Devil`s Garden. Hier gibt es eine nette Picnic Area, wo wir noch schnell zum Sonnenuntergang den Grill anschmeißen. Das schmeckt heute alles so gut, dass es schon stockdunkel ist als wir fertig sind.Die HITRR fährt sich wie eine Autobahn und so fahre ich sie auch wie eine. Wir biegen gerade auf die US 12 ein, da geht ein gelbes Lämpchen in der Armatur an: es zeigt ein Ausrufezeichen in einem Reifen. Das kennen wir nur zu gut und mir war so klar, dass das auf dieser Reise noch passieren würde. Ich habe mich nur gewundert, dass es erst jetzt so weit ist.Die Luft aus dem Reifen entweicht nur langsam und so schaffen wir es noch gut bis nach Escalante auf den Parkplatz vom Prospector Inn. Die nette Hausherrin hat noch ein Zimmer für uns. Das wir uns auf der HITRR einen Reifen zerschossen haben, wundert sie nicht und sie sagt, dass würde zum Spaß dazu gehören. Wo sie Recht hat, hat sie Recht. Die letzte Luft ist entwichen als wir unser Auto ausladen. Heute fassen wir hier nichts mehr an, das verschieben wir auf morgen früh. Hotel: Prospector Inn / Escalante, UTGefahrene Meilen: 335 19. Tag: Escalante, UT - Cottonwood Canyon Road - Alstrom Point - Page, AZ„Der Point ist endlich unser Freund“Unser Reifen sieht super aus als wir heute morgen vor die Tür treten, um uns das Elend mal bei Tageslicht anzuschauen. Caro erinnert er an eine Triangel. Wieder einmal zeigt sich, wie wichtig es ist beim Aussuchen eines Wagens aus der Choiceline auf das Vorhandensein des Reserverades und des Werkzeuges zu achten.Ich platziere den Wagenheber an der dafür vorgesehenen Stelle und sehe, dass vorne rechts nicht zum ersten mal ein Reifen gewechselt wird. Es gibt einige Schleif- und Kratzspuren hier vom Anbringen des Hebers. Wagen also hoch gedreht, Triangel ab, völlig verdreckten Reservereifen drauf und ein paar Meter die Strasse heruntergefahren zu „parts & plus“ hinter der Phillips 66-Tankstelle. Glücklicherweise hat jedes noch so kleine Kaff im Südwesten seinen Reifenflicker. Heute müssen wir mal keinen Neuen kaufen, die Triangel wird gefixt und aufgepumpt und rollt uns nun wieder durch die Lande. Das alles kostet uns gerade einmal 30 $ inklusive Tax und Tip. Um halb zehn sind wir wieder im Hotel, laden unsere Sachen ins Auto und verabschieden uns von unserer Gastgeberin. Die ist übrigens ganz interessiert am „Volcano“, von dem wir gestern Abend erzählt haben. Sie hat davon noch nie etwas gehört. Caro lässt sich Ihre email-Adresse geben, um Ihr mal ein paar Fotos von ihm zu schicken. Dem Visitor Center in Escalante statten wir einen kurzen Besuch ab. Seit zwei Jahren sei an der Cottonwood Canyon Road nichts mehr gemacht worden, erzählt die Rangerin. Heute wollen wir diese nur als „Abkürzung“ nach Page benutzen. Das wird ihr natürlich eigentlich nicht gerecht, aber wir haben schon einige der an ihr liegenden Ziele auf vorigen Reisen beehrt. Der Zustand der Strasse ist erstaunlich gut. Vor allem das „Candyland“ und die Ausblicke auf den „Hahnenkamm“ sind auch nach dem x-ten Male noch wunderschön. Nach ziemlich genau zwei Stunden auf der CCR erreichen wir um halb zwei die Kreuzung mit dem Highway 89. Wir hatten das ganz am Anfang unseres Reiseberichtes schon erwähnt: obwohl wir schon einige Tage in und vor allem um Page verbracht haben, war es uns wetterbedingt noch nie vergönnt einmal den Alstrom Point zu sehen. Und auch heute hängen in der Ferne wieder dunkle Wolken am Horizont. Um ein Wetter-Forecast hatten wir uns wieder nicht gekümmert, deshalb fahren wir in Big Water kurz am Visitor Center vorbei. Der wie immer sehr nette Ranger dort hält es diesbezüglich mit dem Motto „no risk no fun“. Und so sehen wir das heute auch. Falls uns der Rückweg abgeschnitten werden sollte haben wir genug Proviant an Board um eine Weile ausharren zu können.Um 15 Uhr überqueren wir den ausbetonierten Wash gleich zu Beginn der Strecke, der bei unseren vorherigen Versuchen immer ein reißender Fluß gewesen ist. Heute ist er furztrocken. Die weitere Fahrt durch eine tolle Badland-Landschaft ist sehr schön und die Strecke in gutem Zustand, so dass wir um 16:30 Uhr unser Ziel erreichen. Da hatten wir wirklich die ganze Zeit über etwas verpasst: ein absolut traumhafter Ort hier oben mit einem phantastischen Blick und einer ganz besonderen Atmosphäre. Der Himmel über dem See ist nun fast wolkenlos und das erste Mal am heutigen Tage scheint so richtig die Sonne. Etwa eineinhalb Stunden genießen wir die Ruhe und Einsamkeit hier oben. Dann machen wir uns auf den Rückweg, um nicht ganz so spät in Page zu sein. Hier kommen auch noch an einem fast Tarantino-würdigen „Filmset“ vorbei. Vor dem Best Western at Lake Powell – unserer Unterkunft für zwei Nächte – stehen zwei Reisebusse, deren Inhalt gerade eine unendlich lange Schlange vor der Rezeption bildet. Das tun wir uns jetzt nicht an. Wir steigen wieder ins Auto und fahren die paar Meter weiter zu „Dam Bar & Grill“, wo wir sehr gut essen (und trinken). Das Einchecken geht dann schnell und wir beziehen Zimmer 327. Und soviel sei vorweggenommen: Sollte einer von Euch jemals dieses Zimmer bekommen, zieht dort nicht ein! Hotel: Best Western at Lake Powell / Page, AZGefahrene Meilen: 200 Reisebericht Südwesten USA 2009