11. Tag: El Paso, TX - White Sands NM - Alamogordo, NM“Ein Traum in Weiß”El Paso ist wahrlich keine Schönheit und das man hier noch in den USA ist erkennt man eigentlich nur noch an den Verkehrsschildern. Denn überall um uns herum wird spanisch gesprochen. Wir haben heute keinen Zeitdruck und lassen es morgens etwas ruhiger angehen. Um 9:00 Uhr checken wir aus und fahren zu Denny`s, um ein typisch amerikanisches Frühstück einzunehmen. Wie immer gibt es einen super Service, leckeres Essen und das alles zu einem guten Preis-/Leistungsverhältnis. Beim Bezahlen vorne an der Kasse fragt mich die ältere Lady, ob ich Military-Angehöriger sei. Ich denke mir: jetzt nur keine falsche Bescheidenheit und antworte einfach mal mit ja, um zu schauen was passiert. Sie möchte einen Ausweis sehen und ich zeige ihr meinen deutschen Führerschein. Sie nickt nur kurz ab und kürzt die Rechnung um 10%. Caro meint, der Grund, warum das jetzt einfach so funktioniert hat sei mein martialisches Auftreten.Der Rio Grande bildet in El Paso die Grenze zwischen den USA und Mexiko. Über einige Brücken in der Stadt kann man diese übertreten. Auch zu Fuß ist das möglich – und zwar in Downtown. Wir parken unseren Wagen auf einem der Border Parkinglots direkt vor der Brücke. Im Schutz der parkenden Autos steckt sich eine Gruppe Mexikaner, die gleich wieder in ihr Land einreisen werden, unzählige Schachteln Zigaretten in Socken und Hosenbund. Welchen Sinn das macht ist uns bis heute nicht klar, denn diese werden in Mexiko ja wohl kaum teurer sein, so dass man sie aus den USA einschmuggeln müsste. Es ist eine merkwürdige Szenerie hier.Ciudad Juarez auf der anderen Seite der Grenze hat etwa 1,3 Millionen Einwohner und gilt mit ca. 3.000 Morden pro Jahr als gefährlichste Stadt der Welt. Der Film “Bordertown” mit Jennifer Lopez thematisiert dies und ist wirklich empfehlenswert. Wir überlegen auch kurz, ob wir einen kleinen Ausflug nach Mexiko unternehmen, zerschlagen diese Idee aber schnell wieder angesichts der langen Menschenschlangen wegen der gründlichen Kontrollen bei der Wiedereinreise in die USA. Um kurz nach 12:00 Uhr verlassen wir die Stadt. Sobald man den Kamm der Organ Mountains auf dem HW 82 überquert hat, öffnet sich eine unendliche weite Ebene und man versteht schnell, warum die Amis hier ihre Raketen testen. Die White Sands Missile Range erstreckt sich über einen großen Teil dieses Gebietes. Bald erreichen wir das vorläufige Highlight unserer Reise: das White Sands National Monument. Es ist 15:30 Uhr als wir unsere Erkundungstour durch dieses Wunderland aus weißem Gipssand beginnen, dass in dieser Art einzigartig auf der Welt und vor unglaublicher Schönheit ist. Es ist wieder sehr heiß. Der 1 Meile langen Dune Life Nature Trail am Anfang des Geländes führt durch eine hier noch sehr üppige Vegetation und erklärt an verschiedenen Stationen dieses Ökosystem. Nach ca. 40 Minuten haben wir diesen bewältigt und fahren bis zum Ende des Parks, wo der 4,6 Meilen-Loop Alkali Flat Trail beginnt. Wir packen einige Liter Wasser ein, schützen unsere Haut mit Sonnencreme und machen uns auf den Weg. Direkt auf dem Trail halten können wir uns nicht, da es uns immer wieder in andere Dünentäler zieht. Bis auf drei Hiker, die man immer mal wieder in der Ferne sieht, ist hier niemand unterwegs. Die Sonnenbrille ist existentiell, da der Sand so leuchtend weiß ist, dass man ohne sie schnell gar nichts mehr sieht. Obwohl man die Landschaften natürlich nicht vergleichen kann, stehen sie vom „Wow-Effekt“ her z. B. den Coyote Buttes Areas oder White Pocket in nichts nach. Wir müssen uns selbst ein bisschen bremsen im Entdeckerdrang, denn wir wollen noch vor Sonnenuntergang auf der hervorragend angelegten Picnicarea inmitten der Dünen grillen. Während ich um das Feuer kümmere lässt Caro sich noch mal fotografisch aus – und scheint mich im Eifer des Gefechts zu vergessen. Kurz bevor das Fleisch gar ist, ist sie immer noch nicht zurück. So muss ich meine müden Knochen noch mal auf die höchste Düne schleppen um sie zu rufen. Bei einem sensationellen Sonnenuntergang und Fast-Vollmond lassen wir einen wunderschönen Tag ausklingen.Hotel: Best Western Desert Aire / Alamogordo, NMGefahrene Meilen: 184 12. Tag: Alamogordo, NM- White Sands NM - Valley of Fires - Albuquerque - Turquoise Trail - Santa Fe, NM“Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser”Für einen zweiten Besuch von Orten, die einem besonders gut gefallen haben sollte einem ja kein Weg zu weit sein. Unserer ist 14 Meilen lang. Wir haben gestern Abend beschlossen zum Sonnenaufgang noch mal in die Dünen zu fahren. Also gestern noch kurz im Internet geschaut – Sonnenaufgang ist um 6:38 Uhr – und den Hotel-Radiowecker auf 5:30 Uhr programmiert. Als er heute Morgen klingelt kommen wir auch erstaunlich schnell hoch - nach gerade mal 4 Stunden Schlaf. Im Auto wundern wir uns, dass es noch stockfinster ist - ungewöhnlich wenn in einer halben Stunde die Sonne aufgehen soll. Als wir am Eingang von White Sands ankommen, ist die Zufahrt noch mit einer Schranke versperrt. Öffnung erst um 7:00 Uhr. Da hätte man sich ja auch vorher mal informieren können! Caro schaut auf ihre Uhr, um zu sehen wie lange wir hier noch warten müssen. Eindreiviertel Stunden! Es ist 5:15 Uhr und damit eine Stunde früher als wir gedacht haben. Irgendein Spaßvogel hatte den Radiowecker verstellt und wir sind auf diesen alten Witz reingefallen. Wir fahren zurück ins Hotel, laden Fotos runter und trinken noch einen Kaffee, um dann den zweiten Anlauf zu starten. Sonnenaufgangs- und Öffnungszeit des Parks korrespondieren zwar nicht richtig und so ist die Sonne schon eine halbe Stunde früher aufgegangen als wir da sind, aber die Morgenstimmung ist trotzdem wunderschön. Wir unternehmen von einem der ersten Pullouts aus noch mal eine Exkursion in die Dünen. Der Ausflug hat sich trotz der Widrigkeiten noch mal gelohnt. Im Hotel gibt es ein schnelles Frühstück und gegen 9:00 Uhr checken wir aus.Kurz hinter der Ortschaft Tularosa hat man vom Highway aus ein letztes Mal einen tollen Blick auf die White Sands in der Ferne und um 11:00 Uhr erreichen wir das Valley of Fires. Dieses Lavafeld – mit geschätzten 5000 Jahren das jüngste der kontinentalen USA - lässt sich schnell auf einem nicht ganz 1 Meile langen Trail „erwandern“ und besticht durch eine üppige Vegetation. Wir vertreten uns in dieser schwarz-grünen Landschaft eine halbe Stunde die Beine und machen einige Fotos. Die weitere Fahrt über die US 380 und die I25 verläuft relativ Highlightarm und um 14:00 Uhr erreichen wir Albuquerque. Am Teilstück der Route 66 in Höhe Old Town stehen noch ein paar alte Motels, die den für diese Straße typischen Charme ausstrahlen. Wir parken unser Auto im historischen Zentrum und schlendern eine gute Stunde um die Central Plaza herum. Die Gebäude aus der spanischen Kolonialzeit sind sorgsam restauriert worden und sehr fotogen. Um nun zu unserem Tagesziel Santa Fe zu gelangen nehmen wir nicht den kürzesten Weg über die Interstate sondern fahren den so genannten Turquoise Trail. An dieser sehr schön durch die Berge führenden Straße liegt mit dem Örtchen Madrid ein besonderes Highlight. Früher war dies eine sehr belebte Minenstadt, die dann wie so viele andere Städte im Südwesten zur Ghosttown wurde. Vor einigen Jahren siedelten sich hier dann Künstler und Bildhauer an, die die Häuser und Gebäude teilweise restaurierten. Man hat hier den Eindruck, als sei die Zeit stehen geblieben und es umgibt einen eine schwer zu beschreibende Atmosphäre. Die Terrasse der beiden Taverns bevölkern einige skurrile Typen.Ein paar Meilen weiter liegt Cerrillos, mit ähnlichen Relikten aus der Vergangenheit, was unserer Meinung nach aber nicht ganz so spektakulär ist.Über Santa Fe hängen dunkle Wolken als wir einfahren. Über den umliegenden Bergen zucken Blitze und es regnet. Als wir in Old Town aus dem Auto steigen, fühlen wir einen heftigen Temperaturabsturz und wir schwören uns nie mehr über zu große Hitze zu stöhnen. Die Altstadt um die wunderschöne Plaza ist gut zu Fuß zu erkunden. Alle Gebäude sind im Pueblo-Style erbaut und diese Architektur trägt einen großen Anteil an der speziellen Atmosphäre, die diese Stadt ausstrahlt. Nur leider haben wir durch den wolkenverhangenen Himmel keine Chance auf gute Fotos.Nach Sonnenuntergang gehen wir im Outback Steakhouse noch eine „Kleinigkeit“ essen und checken danach in unser Hotel ein. Das „Americas Best Value Inn“ wurde uns von Priceline untergeschoben, obwohl es nicht in der Liste der regulär zu buchenden Hotels auftauchte. Das passiert ab und an mal. Bei uns jetzt schon das 2. Mal mit dieser Kette. Ich denke mal wir wären regulär gebucht günstiger weggekommen. Bei den Summen, die wir schon mit Priceline gespart haben ist das aber nicht schwer zu verschmerzen. Hotel: Americas Best Value Lamplighter Inn / Santa Fe, NMGefahrene Meilen: 378 13. Tag: Santa Fe, NM - Kasha Katuwe Tent Rocks NM - Ah Shi Sle Pah - Farmington, NM“Ein Tag wie Jekyll & Hyde”Nach einem wieder Erwarten für ein Motel außergewöhnlich guten Continental Breakfast checken wir um 9:00 Uhr aus und fahren noch mal für eine Stunde in die Old Town, um uns das ganze „im Hellen“ anzuschauen. Es ist ein sonniger Morgen und das Licht macht Old Town Santa Fe doppelt schön. Wir bereuen nicht, noch mal hergekommen zu sein. An unser erstes Ziel – das Kasha-Katuwe Tent Rocks NM – haben wir im Vorfeld keine übermäßig hohen Erwartungen gestellt, sondern es mehr als einen netten Zwischenstopp um ein paar Stunden zu hiken angesehen. Am Parkplatz vor dem Trailhead zu den beiden einzigen hier möglichen Hikes stehen schon eine handvoll Autos. So viel Betrieb sind wir gar nicht mehr gewöhnt. Wir packen unsere Ausrüstung zusammen und begeben uns auf den Canyon Trail, für den wir uns entschieden haben. Es ist verdammt… - nee, wir wollten ja nicht mehr stöhnen.Wir sind heute etwas spät dran und wollen unsere Wanderung zügig angehen. Doch schon nach ein paar Metern treffen wir ein älteres Ehepaar aus Texas und die sehr nette Unterhaltung mit Ihnen kostet uns 25 Minuten.Der Trail führt bald durch einen Slot Canyon, der angenehmen Schatten spendet. Kurze Zeit später sind wir dann bei der großen Gruppe Hoodoos, die wunderschön in der Sonne stehen. Wir wollen weiter nach oben und jetzt wird es ziemlich anstrengend, da einige Höhenmeter überwunden und teilweise ein wenig geklettert werden muss. Doch jeder Tropfen Schweiß hat sich gelohnt. Der Blick von hier oben auf die Hoodoo-Gruppe und der phantastische Rundblick auf das Cochiti Valley und die Sandria und Jemez Mountains sind einfach atemberaubend. Ganz alleine sind wir oben nicht: mit dem rüstigen alten Herrn unterhalten wir uns über unsere Reiseroute und er erzählt uns, dass er im nächsten Jahr zum Oktoberfest nach Germany kommt. Caro macht noch ein Foto von ihm, um das er uns gebeten hat, um seiner Frau zu beweisen, dass er es bis hier hoch geschafft hat. Als wir dann anfangen wollen ein paar Fotos zu schießen, hängt eine dicke Wolke vor der Sonne und von Weitem kommen schon schwarze Wolken, aus denen dann und wann ein Blitz zuckt. So machen wir uns wieder an den Abstieg, um noch trockenen Fußes wieder am Trailhead zu sein. Die Schönheit der Tent Rocks hat uns überrascht und die Wanderung war großartig. So begeistert sitzen wir gegen 14:00 Uhr wieder im Auto und wollen nun auf dem kürzesten Weg gen Cuba. Dieser soll uns über einige Dirtroads durch den Santa Fe National Forest führen. Die erste davon lässt sich anfangs auch ganz gut fahren. Mittlerweile regnet und donnert es. Die Steine auf der „Straße“ werden immer größer und es geht nur langsam voran. Der Weg wird immer steiler, es geht teilweise über wahre Geröllhalden. Nach ca. 12 Meilen ist dann endgültig Schluss: am Ende eines steilen Anstiegs liegen zwei riesige Felsbrocken mitten auf dem Weg, so groß, dass sie sich auch nicht wegschaffen lassen. Aus der vermeintlichen Abkürzung wird ein riesengroßer Umweg. Wir sehen unsere ganze restliche Tourenplanung über den Jordan gehen – vom Mistwetter mal ganz abgesehen. Also alles wieder zurück und den herkömmlichen Weg nach Farmington einschlagen. Etwas aufmunternd ist die prächtige Landschaft, durch die die US 550 die ganze Zeit über führt. Das ist selbst durch den dicken Regen noch zu erkennen. Wir rauschen ohne Stopp durch bis zur Blanco Trading Post, wo die Dirt Road zum Ah-She-Sle-Pah genannten Hoodoogebiet abzweigt, die wir heute eigentlich noch ausgiebig erkunden wollten. Dies hatten wir bei unserem Bisti- Besuch letztes Jahr nämlich nicht mehr geschafft. Bei diesem Wetter ist daran allerdings nicht zu denken. Zumindest einen kurzen Blick wollen wir aber werfen. Die ersten 5 Meilen sind mehr schlecht als recht asphaltiert, dann wird es eine breite, sehr gut zu fahrende Dirtroad. Kurz vor dem markanten Haus auf der linken Seite, nach welchem kurze Zeit später der schnell zu übersehende Weg zum Ziel abzweigt springen auf einmal zwei Hunde aus dem Gebüsch auf die Straße.Ich bin nicht ganz langsam unterwegs, kann ihnen aber noch haarscharf ausweichen. Das war wirklich extrem knapp! Vor allem bei Caro sitzt dieser Schock noch eine ganze Weile. Der Wind pfeift gewaltig und der Regen prasselt unaufhörlich, als wir am „Trailhead“ aus dem Auto steigen.Es ist jetzt 18:00 Uhr und trotz des Pechs mit unserer Abkürzung hätten wir hier bei gutem Wetter noch wunderbar bis Sonnenuntergang expedieren können. So aber machen wir nur ein paar Fotos von oben. Unser bei Priceline ersteigertes Courtyard by Marriott ist sehr schön und wir gehen im direkt danebenliegenden Denny`s noch lecker essen. Kommt ja nicht so oft vor, dass man zu Fuß gehen kann. Im Fernsehen läuft auf allen Kanälen die Beerdigung von Michael Jackson. Wer hätte gedacht, dass Frankensteins Gesellenstück doch noch mal unter die Erde kommt. Hotel: Courtyard by Marriott / Farmington, NM Gefahrene Meilen: 311 Reisebericht Südwesten USA 2009