Reisebericht Südwesten USA 200914. Tag: Farmington, NM - Old Lime Creek Road - Clear Lake - Yankee Boy Basin - Ouray, CO"Ein unerwartetes Highlight"Der sehr aufmerksame Service in amerikanischen Restaurants – mit vielen Nachfragen, ob alles schmeckt und in Ordnung ist – erinnert mich immer an den alten Loriot „Er hat mir ins Essen gequatscht“-Sketch. So auch heute morgen beim Frühstück in Durango. Das dies eine schöne Stadt ist, braucht man glaube ich nicht zu erwähnen. Es ist der Beginn des Labour Day Weekends und die Straßen gerappelt voll. Ganz Amerika scheint unterwegs zu sein. Wir haben heute Morgen etwas verschlafen und sind erst um 9:00 Uhr losgekommen, so dass unser Frühstück um halb zwölf eigentlich eher ein Mittagessen ist.Egal von wo aus man nach Colorado einfährt, sofort mit Passieren des Welcome-Schildes wird es grüner. Wir freuen uns auf 24 Std. in einer alpinen Landschaft, die eine tolle Abwechslung zu den ganzen Steinen der letzten Tage bietet. Außerdem ist mit 75° F das Klima heute sehr angenehm. Auf unserem Programm heute steht der so genannte Eastern Skyway – die US 550 zwischen Durango und Ouray. Von diesem zweigt kurz hinter Milemarker 31 in einer 180° Kurve rechts die Old Lime Creek Road ab, eine 11 Meilen lange Dirtroad, die parallel zur 550 verläuft. Leider fängt es pünktlich zur Einfahrt auf diese Straße an zu regnen. Trotzdem genießen wir die Fahrt durch die Aspen vorbei an einigen kleineren Bergseen sehr. Dem Verkehr auf dem Highway entgeht man hier außerdem, nur eine handvoll ATV`s sind unterwegs. Nach einer Stunde sind wir wieder auf dem Asphalt und setzen unsere Fahrt gen Norden fort. Kurz nach Überqueren des Molas Pass liegt uns das kleine Städtchen Silverton – vor allem unter Eisenbahnern berühmt – zu Füßen, auf das man von oben einen sehr schönen Ausblick hat. Ca. 2 Meilen nördlich von Silverton geht es von der 550 nach links eine Dirtroad zum ausgeschilderten South Mineral Campground ab. Auf dieser fahren wir 4,4 Meilen und biegen dann auf die nach rechts abzweigende Road ab. Auf dieser überwindet man auf den nächsten 3,7 Meilen 700 Höhenmeter und sie ist mit High Clearence und 4WD gut zu fahren. Auf dem Weg nach oben ergeben sich immer wieder schöne Ausblicke auf die Umgebung. Auf der letzten halben Meile gibt es 2 Stellen mit etwas größeren Felsplatten auf der Straße, die aber schlimmer aussehen als sie sind. Die Fahrt selbst hier hoch ist schon toll, doch was sich plötzlich aus dem Nichts vor uns auftut ist wirklich atemberaubend: der wunderschöne hochalpine Clear Lake. Hier oben ist absolut kein Mensch und wir genießen die Ruhe und die Luft auf fast 3700 m Höhe. Wir können wirklich nur jedem empfehlen, der mit einem entsprechenden Fahrzeug in der Gegend ist, diesen Abstecher zu machen (siehe auch unseren ). Sich eine alte Mine anzuschauen darf natürlich auch nicht auf dem Programm fehlen. Auf der Abfahrt vom Red Mountain Pass liegt rechts der Parkplatz des Reclamation Projekts, von wo aus man einen tollen Blick auf eine alte Minenstruktur hat. Um uns diese von Nahem anzuschauen fahren wir 1,3 Meilen nach dem Parkplatz nach rechts auf die CR 31. Dieser Dirtroad folgt man anfangs einem sehr „rostigen“ Bach und sie führt dann ziemlich bald direkt an die alte „Yankee Girl Mine“ und dann wieder auf die Hauptstasse. Kurze Zeit später stehen wir dann auch schon oberhalb unseres heutigen Zielortes, dem wunderschönen kleinen Städtchen Ouray. Da noch ein bisschen Zeit bis zum Sonnenuntergang ist entscheiden wir uns noch für einen Trip zum so genannten „Yankee Boy Basin“. Dafür fahren wir kurz vor der Ortseinfahrt nach links in die gut ausgeschilderte CR 361 (oder auch Camp Bird Road). Die ersten 5 Meilen sind eine relativ gut gegradete Gravelroad. Dann wird es deutlich rauer und nur noch mit 4WD HC machbar. Auch diese Strecke macht großen Spaß zu fahren und die Landschaft ist phantastisch. Kurz hinter den Twin Falls, die nicht wirklich viel Wasser führen, kehren wir um, um noch in der Dämmerung wieder im Ort zu sein. Unser Best Western-Hotel ist ausgebucht und auch die Restaurants so voll, dass man lange auf einen Tisch warten müsste. Also entscheiden wir uns, eine Pizza aufs Zimmer zu bestellen. Auf dem Balkon vor den Zimmern der oberen Etage sitzt ein Pärchen mittleren Alters und läutet mit kalten Getränken ihr Wochenende ein. Da sie das Zimmer neben uns bewohnen stellen wir uns vor. Er ist ein ehemaliger Coleminer aus Kentucky und sie Rancherin in Colorado. Es ist der Beginn eines äußerst lustigen und netten Abends. Und als er beginnt Bourbon-Whisky aus seiner Heimat zu servieren, ahnen wir, dass es auch ein langer wird. Als unsere Pizza- Lieferung kommt und ich mein Geld nicht schnell genug finde, bezahlt er diese. Das ist uns natürlich fürchterlich unangenehm, aber er besteht darauf, uns diese zu spendieren. Die Pizza ist so groß, dass wir die Hälfte für den nächsten Tag aufbewahren wollen. Mit einer ordentlichen angetrunkenen Bettschwere gehen wir nach Mitternacht schlafen. Hotel: Best Western Twin Peaks Lodge / Ouray, COGefahrene Meilen: 162 15. Tag: Ouray, CO - Black Canyon of the Gunnison NP - Colorado NM - Onion Creek Road - Moab, UT“The Sound of the Police”Die Bourbon-Party von gestern hat die Auswirkung, dass wir heute erst viel später hochkommen als geplant und erst um 9:00 Uhr unser Hotel verlassen. Nördlich von Ouray liegt Ridgway und hier wollen wir einen kleinen Abstecher in eine gerade zur Herbstzeit wohl sehr schöne Berglandschaft machen. Die Gravelroad führt in den ersten Metern durch ein Wohngebiet, wo alle 20 Meter vor den querenden Straßen ein Stopschild steht. Caro sitzt am Steuer. Wir fahren diese Road ca. 10 Meilen in das Gebiet hinein. Es entwickelt seine Schönheit wohl wirklich erst, wenn sich das Laub verfärbt und bietet uns heute nichts Aufregendes.So drehen wir um und fahren zurück. Wieder in dem Wohngebiet mit den Stopschildern nimmt es Caro mit dem Anhalten nicht sooo genau. In einer der Querstraßen sehe ich zwei Polizeiwagen am Straßenrand. Ich denke noch: „Oh, das gibt jetzt Ärger“ und schon biegt ein Sheriff aus der Straße und taucht im Rückspiegel auf. Das Heulen der Sirene kannten wir hautnah bisher noch nicht – und das sollte eigentlich auch so bleiben. Aber heute waren wir dran. Caro fährt rechts ran und es dauert eine Weile bis der wohlgenährte Officer an unseren Wagen tritt. Gleich wird klar, dass mit dem nicht zu spaßen ist.Ob Caro schon mal etwas von Stopschildern gehört hat, will er wissen. „Ja!“ Warum wir dann die amerikanischen Verkehrsregeln nicht respektieren? Caro entschuldigt sich vielmals. Er geht zu seinem Wagen zurück und wir sind schon auf das Schlimmste gefasst. „ Eine Nacht im Gefängnis und 500$ Strafe“. Denn er habe uns auch schon auf dem Hinweg das Stopschild überfahren sehen. Caro fällt alles aus dem Gesicht. Er macht eine lange Pause. Dann fügt er hinzu, dass dies das Strafmaß ist, falls er uns noch mal bei dem kleinsten Verkehrsverstoß erwische. Er wünscht uns eine gute Weiterfahrt und uns fallen einige Steine vom Herzen. Gegen halb zwölf erreichen wir den Eingang zum Black Canyon of the Gunnison NP. Das Abfahren von View Points ist eigentlich nicht so unser Ding, hier aber wirklich nicht anders möglich. Außerdem ist recht viel los. Die Tiefe des Canyons ist trotzdem beeindruckend und wir bereuen nicht, wenigstens kurz hier gewesen zu sein. Die Laubfärbung ist hier schon einiges weiter als auf unseren vorherigen Stationen. Um 15:00 Uhr erreichen wir Grand Junction und beschließen – da es noch recht früh ist – den kleinen Schlenker über das Colorado National Monument zu fahren, um uns landschaftlich schon mal wieder ein bisschen auf die nächsten Tage einzustimmen. Außerdem ist der Weg natürlich allemal interessanter als die Interstate.Der Weg nach Moab über die 128, den so genannten Colorado Riverway, ist immer wieder toll. Nur werden nun die Wolken schon wieder immer dunkler. Auch wenn Wetter und Licht heute überhaupt nicht stimmen, wollen wir mal dieses bekannte Foto von den Fisher Towers und den La Sal Mountains „aus“ dem Colorado River schießen. Wir parken unser Auto und schlagen uns am Ufer durch die Büsche, aus denen Schwärme von kleinen Fliegen kommen sobald man sie berührt. Das Stativ und wir beide passen geradeso auf den Stein im Fluß und das Ergebnis siehst Du etwas weiter unten. Da noch etwas Zeit bis zum Sonnenuntergang ist, wollen wir noch schnell die Fun-Tour auf der Onion Creek Road – die ein paar Meilen weiter links abgeht – unternehmen. Wir queren auf unserer (oneway) 9-Meilen- Fahrt den kleinen Bach 22 Mal – plus einmal trocken über eine Brücke. Auf der Rückfahrt logischerweise noch mal so oft. Genau mit Einbruch der Dunkelheit sind wir wieder auf der US 128. Es fängt in Strömen an zu regnen und die Fahrt bis Moab zieht sich unheimlich.Es gibt kein freies Hotelzimmer mehr und dementsprechend voll ist die Stadt – Labour Day Weekend halt. Unser Best Western liegt sehr zentral und hat schöne Zimmer. Wir wärmen die Reste der riesigen Pizza von gestern wieder auf und essen so einen zweiten Abend sehr günstig. Mit der Hoffnung auf besseres Wetter für die nächsten Tage gehen wir um Mitternacht ins Bett.Hotel: Best Western Greenwell Inn / Moab, UTGefahrene Meilen: 298 16. Tag: Moab, UT (Pictureframe Arch, Kane Creek Canyon Overlook, Secret Spire, Long Canyon)“Mächtig Glück gehabt”Die Sonne lacht heute morgen vom Himmel und das hebt die Stimmung natürlich erheblich. Im City Market kaufen wir unsere Bratwürste plus Beilagen für heute abend und starten nach einem Frühstück to go von McD zu unserer ersten Tour heute. Diese führt uns südlich auf der 191 aus Moab heraus und nach etwas mehr als zwölf Meilen biegen wir nach rechts in das Backcountry ab. Die Dirtroad führt ziemlich bald an einigen Sanddünen vorbei. Hier werden wir bei unserem Spaziergang von sehr großen gelben Bienen mit sehr langen Beinen „angegriffen“, so dass wir recht schnell wieder ins Auto steigen und weiterfahren.Der Lone Rock – von einigen Locals auch Prostitute Rock genannt – befindet sich ein paar Meilen weiter und beheimatet zwei sehr schöne Arches. Der erste - der Balcony Arch - ist schon von weitem zu sehen. Für den zweiten – den Picture Frame Arch – fahren wir auf die Rückseite des Felsens. Er macht seinem Namen wirklich alle Ehre! Um im „Bilderrahmen“ die schöne vor dem Arch liegende Landschaft abzubilden müssen wir hinter diesen kommen. Hierzu ist eine kleine Kletterpartie nötig, denn der Arch liegt einige Meter oberhalb im Fels. Etwa zwei Meter hoch ist die vertikale Stufe vom Boden bis zur Felskante. Dann geht es noch ca. zehn Meter über leicht abfallenden Slickrock bis zum Felsbogen. Auf seiner Rückseite gelangen wir in eine Art große Schüssel und Caro hat so genug Platz um einige Fotos zu schießen. Eine wirklich tolle Location! Beim Ausgang aus der Schüssel sieht Caro, dass man ein ganzes Stück weiter links auch über eine Art Rampe heruntergehen kann und sich damit die Kletterei ersparen könnte. Dafür fällt der Slickrockhang - an dessen oberem Rand wir hier gehen müssen - etwas steiler ab, so ca. 15 Meter.Ich beschließe, es mal zu versuchen und Caro folgt mir. Der Grip meiner Stiefelsohlen hat mich die letzten Jahre nie im Stich gelassen. Doch nun mache ich den berühmten einen falschen Schritt. Ich merke, dass es weder vor noch zurück geht, denn ich hänge in einer unmöglichen Position – schon fast im Spagat – am Hang. Während ich noch überlege, wie ich jetzt möglichst elegant den unausweichlichen Weg nach unten antrete und die aufkommende Panik unterdrücke, beginne ich schon zu rutschen. Auf dem Rücken – mit allen Vieren von mir gestreckt – rutsche ich eine Strecke, die mir wie eine Ewigkeit vorkommt über den Slickrock der ca. 2 m hohen Abbruchkante entgegen, nach der ich wieder Boden unter den Füßen hätte. Glücklicherweise haben meine Bremsversuche genau vor dieser Erfolg! Ich weiß nicht, ob es gesund gewesen wäre, diese unkontrolliert „herunterzufliegen“. Voller Adrenalin kann ich diese nun herunter springen, ohne dass ich mir die Knochen breche. Meine Fingerkuppen brennen, als hätte ich auf eine heiße Herdplatte gefasst. Den linken Ringfinger hat es besonders schlimm erwischt und es klafft eine stark blutende Wunde. Außerdem trage ich eine große Abschürfung am linken Unterarm und einige kleinere auf dem Rücken davon. Für einige Euro Weißgold aus meinem Ehering bleiben auch auf dem rauen Stein zurück. So kommt nun das Erste-Hilfe-Set, dass wir seit Jahren mit uns schleppen endlich zum Einsatz. Caro entdeckt ein Alkohol-Reinigungstuch in diesem und damit ihre sadistische Ader. 2-3mal wischt sie damit über die große Schürfwunde am Unterarm. Mir stehen vor Schmerzen schon dicke Schweißperlen auf der Stirn. Aber so was will natürlich GRÜNDLICH gereinigt werden. „Zweimal muss ich da mindestens noch drüber, damit das richtig sauber ist.“, verkündet sie. Ich kann gar nicht so fest auf die Zähne beißen wie ich schreien will. Die klaffende Wunde am Finger versteckt sie unter einem Pflaster, damit wir beide das nicht mehr sehen müssen. Da meine Frau nun ihrer neuen Aufgabe als Krankenschwester verfallen ist, vergisst sie total den Arch auch von vorne zu fotografieren. Von vorne sieht er nämlich noch mehr aus wie ein Bilderrahmen. Wir fahren weiter. Die letzten 1,5 Meilen vor unserem Endziel, dem phantastischen Kane Creek Canyon Overlook werden dann sehr rau und Caro muss einige Male aussteigen um zu „spotten“. Der Blick von hier oben auf den Canyon und die Hurrah Pass Road ist wirklich gewaltig (ausführliche Wegbeschreibung in unserem ).Um kurz nach 14:00 Uhr haben wir wieder Asphalt unter den Rädern. Da alles wegen der Sanitätspause etwas länger gedauert hat, schaffen wir die zweite für heute geplante Unternehmung vor Sonnenuntergang nicht mehr, da wir auch noch grillen wollen. Wir entscheiden uns, auch mal den Secret Spire anzuschauen und machen uns auf den Weg Richtung Canyonlands NP. Der Weg dorthin ist hier ja schon zigfach beschrieben worden und so verzichte ich jetzt darauf. Um 16:00 Uhr sind wir dort. Man fragt sich, wie so ein Docht dort aus dem Fels wachsen konnte und es macht Spaß, auch die nähere Umgebung zu erkunden. Und auch der Tombstone, an dem man vorbeikommt, macht eine stattliche Figur.Grillen wollen wir heute gegenüber vom Corona Arch Trailhead am Colorado River und da wir noch etwas Zeit haben, wählen wir für den Weg dorthin die Long Canyon Road, die wir bisher auch noch nie gefahren sind. Wenn wir ein gutes Vorbild wären, hätten wir uns vorher mal nach dem Straßenzustand erkundet. So fahren wir uninformiert. Am Pucker Pass dann, dem sehr engen und steilen Abschnitt vor dem bekannten Fallen Rock, ist der Sand zwischen zwei Felsplatten sehr stark ausgefahren. Wenden kann man in dieser Enge aber nicht mehr. Also rüber über den ersten Stein. Durch das Loch geht es ganz gut. Als die Vorderreifen aber auf der zweiten Platte stehen und der „Hintern“ noch im Loch, verlieren die vorderen Räder ihren Halt und ich rutsche zur Seite weg. Die linke Canyonwand kommt mir extrem nah, doch kurz davor kommt der Wagen Gott sei Dank zum Stehen. Aus dieser Lage herauszufahren ist sehr knifflig, doch wir schaffen es. Auch danach folgen noch 1-2 tricky Stellen, erst nachdem wir unter dem Fallen Rock durchgefahren sind normalisiert sich der Straßenzustand wieder. Das hätte auch ein teurer Spaß werden können. Erleichtert genießen wir pünktlich zum Sonnenuntergang ein halbes Dutzend Bratwürste vom Grill am schönen Colorado und lassen einen äußerst ereignisreichen Tag ausklingen.Hotel: Best Western Greenwell Inn / Moab, UTGefahrene Meilen: 140