Reisebericht Kalifornien & Oregon 20106. Tag: El Portal, CA - Yosemite NP (Mirror Lake, Vernal Fall) - South Lake Tahoe, CA“Bear Encounter”Unsere Pizza von gestern Abend war mit der Größe eines Wagenrades etwas überdimensioniert. So bleiben uns noch vier Stücke für das Frühstück heute. Um sechs Uhr morgens erleben die Geschmacksnerven so eine Knoblauch-Pizza noch mal von einer ganz anderen Seite. Um kurz vor acht sind wir wieder im Park und stellen unseren Wagen im Curry Village ab. Wir verzichten auf den Shuttle und gehen lieber zu Fuß den etwas mehr als einen Kilometer zum Mirror Lake Trailhead. Das Wetter ist heute endlich besser und die Morgenluft sehr schön.Der ganze Loop um den Mirror Lake ist zur Zeit nicht möglich, da große Teile des Weges durch einen Felssturz im März letzten Jahres verschüttet wurden. Man kann sich am Beginn des Trails auf einem asphaltierten Weg links halten oder aber einen etwas längeren Pfad rechts durch den Wald wählen. Wir entscheiden uns, erstmal den Weg rechts vom See durch den Wald zu nehmen. Bis auf vier andere Leute weit hinter uns haben wir hier heute Morgen noch keine anderen Menschen gesehen. Wir haben etwa 500 Meter durch den Wald zurückgelegt, als Caro plötzlich stehen bleibt, mich an der Schulter festhält und mit weit aufgerissenen Augen auf etwas links von uns starrt. Wahrend ich noch an einen Mountain Lion denke schaue ich auch nach links und sehe … einen Bär. Ungefähr 15 Meter von uns entfernt. Er schaut uns in etwa so erschrocken an wie wir ihn. Bevor wir noch weiter überlegen können, dreht er sich um und macht sich zügig aus dem Staub. Er konnte Caro’s Anblick wahrscheinlich nicht länger standhalten und irgendwie bin ich den Mücken von vorgestern Abend im Nachhinein doch dankbar. An Fotos war unter diesen Umständen natürlich nicht zu denken und auch wir entscheiden uns für den geordneten Rückzug. Ist ja schließlich SEIN Wohnzimmer hier und wir respektieren das. Also gehen wir nun doch auf dem asphaltierten Weg links. Nach kurzer Zeit erreichen wir den See. Der macht seinem Namen wirklich alle Ehre. Wir wandern noch ein ganzes Stück weiter am Ufer entlang bevor wir kurz vor der gesperrten Stelle umkehren und uns für eine Pause noch eine Weile auf einem großen Steine im See niederlassen. So früh hierher zu kommen war eine gute Idee, denn langsam wird es immer voller. Wir gehen zurück und sind um 10:30 am Trailhead zum Vernal Fall. Hier ist jetzt schon richtig was los. Unzählige Wanderer – zum größten Teil mit Regencapes ausgestattet – laufen mit uns los. Wir wundern uns: haben die einen anderen Wetterbericht gehört als wir?Der Trail hat erstmal mit einer Wanderung nicht viel zu tun, sondern eher mit dem Besteigen einer Skischanze. Ich wüsste spontan nicht, wo wir schon mal so eine extreme Steigung über eine solch lange Strecke gelaufen sind. Nach etwas mehr als einem Kilometer erreichen wir eine Brücke, von der man das erste Mal einen Blick auf den Wasserfall erhält. Etwas weiter hat man von einem sehr großen Stein aber noch einen besseren Frontalblick. Ab nun heißt es Treppen steigen. Mehr als 600 Stufen sind es bis zum Top of the Fall. Und die gewaltigen Wassermassen sorgen für eine immer dichter werdende Dusche. So langsam verstehen wir auch, warum die meisten Leute hier Regensachen anhaben.Die Stufen sind natürlich nass und damit rutschig. Man muss ziemlich aufpassen hier keinen unfreiwilligen Rückwärtsgang einzulegen. Wir sind mittlerweile klitschenass. Und dann kommt die Stelle – nicht mehr weit vom Ziel entfernt – wo man durch eine richtiggehende Wand von Spray hindurch müsste. Aus Rücksicht auf unser Equipment, dass ja unter unseren fehlenden Regencapes nicht geschützt werden kann, entscheiden wir uns umzudrehen. Völlig durchnässt gehen wir die etwas mehr als zwei Kilometer zurück - unter den oftmals mitleidigen Blicken und aufmunternden Sprüchen der uns Entgegenkommenden. Um kurz vor eins sind wir wieder am Auto und ziehen uns erstmal um. Wir wollen doch noch einmal das bekannte Postkartenmotiv bei schönem Wetter sehen und fahren zum Tunnel View. Es fängt jetzt zwar leicht wieder an zu nieseln, ist aber wesentlich besser als gestern. Wir haben noch ein paar Würste und Salat in der Kühlbox und machen hiermit eine schöne Mittagspause am Grill auf einem der Picnic Areas im Valley. Einer Rangerin, die zum Small Talk vorbeikommt berichten wir noch von unserer Bärenbegegnung heute Morgen. Um 15 Uhr verlassen wir das Valley über die Big Oak Flat Road. Wir haben noch mal einen schönen Blick ins Tal. Ein Stück weiter ist die Landschaft noch von den Spuren eines Waldbrandes gezeichnet. Nahe Crane Flat, wo die gesperrte Tioga Road abzweigt, parken wieder ungewöhnlich viele Autos am Straßenrand. Es verabschiedet uns doch tatsächlich noch ein Bär aus dem Park! Wir halten noch mal kurz bei der Ranger Station und auch hier wird uns empfohlen, nach Lake Tahoe über Manteca und Sacramento zu fahren. Hhhmm, uns kommt das ja komisch vor, weil der Weg viel weiter aussieht. Aber dies sei wohl schneller als der Weg, den wir uns zurechtgelegt hatten. Bald kommen wir durch das kleine Städtchen Groveland, das wunderschön gelegen ist. Weiter geht es vorbei am Don Pedro Lake und auf dem HW 120 Richtung Oakdale. Die Fahrt danach zieht sich ziemlich. Richtig über Sacramento fahren wir dann doch nicht, nachdem wir kurz überlegt hatten dort heute zu übernachten, sondern biegen schon vorher Richtung HW 50 ab. Wir bekommen aber von dieser Querverbindung noch einen ganz schönen Blick auf die Skyline der kalifornischen Hauptstadt in der Ferne. Um 21:30 erreichen wir schließlich South Lake Tahoe. Wir hatten vorher in Placerville auf einem Hotelparkplatz mit WLAN kurz im Laptop geschaut, ob es in Lake Tahoe ein Best Western – Zimmer für 16.000 Gold Crown Points gibt. Und dies steuern wir nun an. Das BW Station House Inn empfängt uns sehr freundlich und auch unser Zimmer ist sehr schön. Das Abendessen bleibt heute flüssig. Aber dafür war das Mittagessen heute ja auch etwas üppiger. Hotel: Best Western Station House Inn / South Lake Tahoe, CAGefahrene Meilen: 290
7. Tag: South Lake Tahoe, CA - Lake Tahoe - Reno, NV“Ein Schloß am Teich”Ich bin ja letztes Jahr in Page Opfer eines verheerenden Bedbugs-Angriffs geworden, dessen Spuren erst nach drei Wochen und einer intensiven Cortison-Kur wieder verschwunden waren. Best Western hatte mich dafür mit einer Gutschrift von 36.000 Gold Crown Club Points entschädigt und mein Hautarzt mich mit der Information aufgemuntert, dass ein zweiter Angriff ungleich härter ausfallen würde, da man sozusagen „markiert“ sei. So brauche ich wohl nicht weiter erwähnen, dass unsere erste Tätigkeit abends nach Betreten des Hotelzimmers nun immer darin besteht, die Matratze anzuheben und die Zwischenräume genauestens zu inspizieren. In diesem Best Western war – wie auch die Nächte davor – alles gut. Heute Morgen haben wir ein Frühstück im benachbarten Restaurant inklusive. Und zwar a la carte, nicht vom Buffet. Das hatten wir so bisher auch noch nicht und unser bacon, egg & sausage mit Toast ist wirklich hervorragend. Um halb neun checken wir aus und holen uns bei Starbucks noch zwei Cafe Latte, heute mal mit einem extra Espresso Shot, um die Restmüdigkeit zu vertreiben. Und der macht aus einem halben Liter Milch tatsächlich einen halben Liter Espresso. Unser Plan heute sieht vor, den Lake Tahoe einmal im Uhrzeigersinn komplett zu umrunden. Der See liegt auf knapp 2.000 Metern Höhe und ist der größte Bergsee Nordamerikas. Er bis zu 500 Metern tief und damit – nach dem Crater Lake in Oregon – der zweittiefste See Amerikas. Außerdem ist das Wasser so klar, dass man angeblich selbst Dinge in 25 Metern Tiefe noch erkennen kann. Da es gestern Abend bei unserer Ankunft schon dunkel war, sehen wir unseren Übernachtungsort jetzt erst so richtig. Und South Lake Tahoe gefällt uns sehr gut! Ziemlich bald nach Verlassen des Ortes erreichen wir auch schon die Emerald Bay, den wohl bekanntesten Teil des Sees. Vom Inspiration Point haben wir einen phantastischen Blick auf die Bucht, dessen Wasser in den schönsten Tönen schimmert und die kleine Insel Fannette. Auf dieser befindet sich ein steinernes Teehaus, das zur 38-Zimmer Villa „Vikingsholm“ am Ufer der Bay gehört. Dieses Herrenhaus hat sich eine gewisse Lora Knight 1929 im Stile eines skandinavischen Schlosses hierhin bauen lassen. Zu dem Anwesen, dass heute nicht mehr bewohnt ist und im Sommer besichtigt werden kann, führt ein Trail – „1 mile down and 2 miles back up“, wie es uns eine nette ältere Dame beschreibt, die wir am Parkplatz treffen. Das kann uns nach dem Hike gestern nicht mehr schocken und wir machen uns auf den Weg, nachdem wir unsere 7 $ Fee bezahlt haben. Uns erinnert der Trail ein bisschen an die bekannten „Walters’s Wiggles“ auf dem Weg zu Angels Landing im Zion. Das Gebäude inmitten der Kiefern und Zedern ist wirklich eindrucksvoll und weist einige schöne Details auf.Wir laufen noch ein bisschen den wunderbaren Strand hier unten entlang. Dann quälen wir uns wieder die Spitzkehren hinauf zum Parkplatz. Um 11:30 Uhr sitzen wieder im Auto. Sehr viele schöne Häuser säumen auf dem weiteren Abschnitt das Ufer und es ragen unzählige private Bootsstege in den See. Nicht weit von Tahoe City, einer größeren Ortschaft an der Nordost-Ecke des Lakes, liegt auch das Squaw Valley Skigebiet, wo 1960 die Olympischen Winterspiele stattfanden. Am Nordufer machen wir am wunderschönen Kings Beach eine längere Pause und genießen den wundervollen Blick auf die schneebedeckten Berge rundherum. Kurz darauf überfahren wir die Grenze zu Nevada, die einmal vertikal durch den See verläuft, und kommen bald zur aus der Fernsehserie „Bonanza“ bekannten Ponderosa Ranch beziehungsweise dem, was man seit der Schließung für Besichtigungen im Jahr 2004 davon noch sehen kann. Und das ist nicht viel. Die Zufahrt zu der weiter oben auf dem Hang liegenden Ranch ist komplett abgezäunt. Vor allem deutsche Fans der Serie wollten sich anscheinend allzu häufig trotzdem Zugang verschaffen und sind hier über den Zaun gehüpft. „Polizeiliche Verhaftung durchsetzbar“ steht auf dem Schild – da hat der Übersetzungscomputer wieder ganze Arbeit geleistet.Wir fahren weiter und genießen immer wieder die spektakulären Ausblicke auf den See auf diesem als „East Shore Drive“ bekannten Streckenabschnitt. Am „Cave Rock State Park“ entrichten wir unsere 2 $ Eintritt und machen einige Fotos. Wer den Film “The Deep End” gesehen hat wird diesen Ort auf jeden Fall wiedererkennen.Gegen 14 Uhr erreichen wir wieder South Lake Tahoe, dessen Casinos auf Nevada-Seite man schon von weitem sehen kann. Wir bummeln noch ein wenig durch das „Heavenly Village“ direkt hinter der Staatsgrenze mit seinen ungezählten Shops und Restaurants. Ein Lift bringt einen von hier direkt hoch ins gleichnamige Skigebiet, von wo aus man einen wunderbaren Blick auf den gesamten See und die Umgebung haben soll. Heute stehen die Gondeln allerdings still. An einer Straßenecke bietet eine Gruppe junger Leute „Free Coffee & Prayer“ an. Aber auf Kaffee haben wir jetzt keine Lust. Als wir wieder im Auto sitzen fängt es an zu regnen. Um halb vier erreichen wir Carson City, die Hauptstadt Nevadas. Die Landschaft ist hier drum herum sehr grün, was man ja von diesem Bundesstaat gar nicht so gewohnt ist. Auf dem Parkplatz von Harley-Davidson veranstaltet der Sheriff heute ein Fahrtraining für seine Motorrad-Cops. Die Geschwindigkeit, mit der diese hier mit ihren „Electra Glides“ den engen aufgestellten Parcours abfahren ist wirklich beeindruckend. Um 16:30 Uhr fahren wir in unserem Tagesziel Reno ein, der selbsternannten „biggest little city in the world“. Oft wird es aber auch als das „Las Vegas für Arme“ bezeichnet und dass das Glücksspiel hier der wichtigste Wirtschaftszweig ist bemerkt man schnell. Wir hatten gestern über Priceline unser Zimmer im „Eldorado“ ersteigert, einem Casino und Hotel direkt an dem bekannten Ortsschild auf der Hauptstrasse. Die Gegend hier am „Strip“ macht einen ziemlich heruntergekommenen Eindruck. Viele Casinos sind geschlossen oder wie ausgestorben. Auch Fußgänger sind kaum unterwegs – außer uns und den vielen Obdachlosen eigentlich nur eine handvoll recht zwielichtiger Gestalten. Wir haben heute aber einen recht dramatischen Himmel und so macht das Fotografieren und Filmen doppelt Spaß. Nach diesem Abendspaziergang schauen wir uns in einer Bar im auch hier vertretenen „Circus Circus“ bei ein paar kühlen Bier das Ende des Lakers-Spiels an und gehen danach im „Brew Brothers“-Restaurant etwas essen. Der Tag klingt natürlich unvermeidlich beim Gambling oder - wie man es ja neuerdings etwas feiner ausdrückt - beim Gaming aus. Hotel: Eldorado / Reno, NVGefahrene Meilen: 139