Reisebericht Kalifornien & Oregon 20108. Tag: Reno, NV - Lassen Volcanic NP - Klamath Falls, OR“Ein bisschen ist besser als gar nichts”Ich kann immer noch nicht verstehen, für wen eigentlich diese „Zwergenduschen“, die man oftmals in seinem Hotelzimmer vorfindet, gemacht worden sind. Für einen normal gewachsenen mitteleuropäischen Mann wie mich jedenfalls nicht. Und so muss ich auch heute Morgen wieder „den Bogen machen“ – wie meine Frau es nennt – und stehe mit durchgedrückten Knien und Hohlkreuz unter dem Duschkopf, der ungefähr auf Brusthöhe in die Wand geschraubt ist.Wir verlassen um 9 Uhr unser Hotel, nehmen noch ein kleines Frühstück ein und kommen nach einiger Fahrt auf dem HW 395 doch tatsächlich an den ersten (und letzten) roten Steinen dieses Urlaubs vorbei. Kurz nachdem wir wieder die Grenze zu Kalifornien überfahren haben passieren wir den Honey Lake, der total ausgetrocknet ist. In Susanville stellen wir uns mit unserem Laptop noch mal kurz auf einen Hotelparkplatz, um die aktuellen Straßenverhältnisse und Sperrungen rund um den Lassen Peak in Erfahrung zu bringen. Wir müssen die nördliche Zufahrt über die 44 und 89 nehmen, da die südliche Zufahrt und der Parkeingang noch gesperrt sind.Die Fahrt ab Susanville über den Highway 44 führt durch den Lassen National Forest und durch eine wunderschöne Wald- und Teichlandschaft. Kurz vor der Kreuzung mit dem Highway 89 haben wir einen schönen ersten Blick auf den schneebedeckten Lassen Peak und die umliegenden Berge. Wir halten noch kurz am Old Station Visitor Center und erreichen um 13:30 Uhr die Manzanita Lake Entrance Station zum Lassen Volcanic National Park. Das Gebiet hier ist immer noch vulkanisch aktiv, was sich vor allem an den kochenden und blubbernden mud pots, fumaroles und hot springs im südlichen Teil des Parks zeigt. Deshalb wird der Park oft auch als der kleine Bruder des Yellowstone bezeichnet. Uns ist heute aber nur die Besichtigung eines ganz kleinen Teils möglich, was für diese Jahreszeit aber auch völlig normal ist. Denn 10 Meilen hinter dem Eingang ist die Parkstrasse ab der Devastated Area geschlossen. Auch deshalb sind wir so gut wie alleine hier. Es liegt wirklich noch sehr viel Schnee und das Thermometer zeigt 7 Grad Celsius. Wir fahren erstmal bis zum Ende der Strecke, parken und laufen ein Stück bis hinter die nächste Kurve. Es macht Spaß ein bisschen im Schnee herumzulaufen. Zurück am Eingang parken wir wieder unseren Wagen. Wir wollen noch ein paar kleine Hikes unternehmen. Die Auswahl ist ja so üppig nicht und so begeben wir uns erst auf den Lilly Pond Trail, der uns mitten durch den Wald vorbei an mehreren kleinen Teichen führt.Und danach laufen wir den Reflection Lake Trail rund um den gleichnamigen See. Um 15:45 Uhr sind wir wieder am Auto und fahren das kurze Stück bis zum Manzanita Lake. Den Loop hier laufen wir bis zur Hälfte, teilweise durch noch recht tiefen Schnee. Und nicht immer ist klar, ob man festen Boden unter den Füßen hat oder auf dem See läuft.Naja, eingebrochen sind wir jedenfalls nicht. Wunderschön ist es hier und der über 3.000 Meter hohe Lassen Peak thront majestätisch im Hintergrund. Obwohl nur ein kleiner Teil des Parks zugänglich war, haben wir den Besuch hier nicht bereut. Redding, das wir als Übernachtungsort für heute vorgesehen haben, erreichen wir um kurz nach fünf. Da es noch so früh ist, beschließen wir heute noch ein bisschen „Meilen zu machen“ und bis Klamath Falls in Oregon zu fahren. Wir schmeißen auf einem Hotelparkplatz kurz unseren Laptop an, aber Priceline gibt uns auch nach dem dritten Versuch kein Zimmer, also reservieren wir im örtlichen Best Western für unsere Punkte eine weitere Freinacht. Über die I - 5 fahren wir über den sehr verzweigten Shasta Lake, der in schönstem grün schimmert. Die Interstate führt hier durch eine wirklich wunderschöne Landschaft und immer wieder taucht der schneebedeckte Mount Shasta in unserem Blickfeld auf. Dieser über 4.000 Meter hohe aktive Vulkan ist nach dem Mount Rainier der zweithöchste Berg der Cascade Mountains. Kurz hinter dem Mount Shasta verlassen wir die Interstate und biegen nach rechts auf den Highway 97 ab. Endlose Felder und Weiden säumen hier die Strasse. So langsam steht auch die Sonne sehr tief.Klamath Falls liegt am Südufer des Klamath Lake, dem größten natürlichen See im Pazifischen Nordwesten. Um halb neun sind wir hier, kehren bei Sizzler auf ein leckeres Steak ein und sind dann um 21:30 Uhr in unserem Hotel. Wir bereuen es nicht, heute ein bisschen Zeit herausgefahren zu haben, denn trotz der langen Strecke war der Tag sehr kurzweilig.Hotel: Best Western Klamath Inn / Klamath Falls, ORGefahrene Meilen: 370 9. Tag: Klamath Falls, OR - Crater Lake NP - Clearwater Falls - Watson Falls - Fall Creek Falls (Rogue-Umpqua Scenic Byway) - Roseburg, OR“Wie sie sehen sehen sie Nichts”Als wir heute Morgen um 8:30 Uhr im Auto sitzen bemerke ich, dass der Tahoe noch einige Knöpfe hat, deren Funktion ich noch gar nicht ausprobiert habe. So z.B. einen Roten mit Kreuz direkt unter dem Innenspiegel. Ich drücke also drauf – ein Tuten – und dann plötzlich ein Stimme, die uns sagt, dass der Notruf sofort entgegengenommen wird. Ach du meine Güte! Caro drückt schnell den Knopf daneben, der den „Notruf“ anscheinend wieder zurücknimmt. Es meldet sich jedenfalls niemand mehr. Meine Frau bittet mich keine weiteren Schalter mehr zu drücken, deren Zweck mir nicht hundertprozentig bekannt ist und verweist darauf, dass ich sonst bestimmt auch noch den Knopf für den Beifahrer-Schleudersitz finden würde. Nach einem kurzen Stopp beim Walmart fahren wir auf den HW 140 – den Volcanic Legacy Scenic Byway, der hier entlang des riesigen Klamath Lake führt. Die Wetterprognose gestern im Fernsehen verhieß schon nichts Gutes und so setzt jetzt auch leichter Schneeregen ein. Links und rechts der Straße erstrecken sich endlose Weiden mit tausenden von Rindern. Die Sicht wird nun langsam immer schlechter und mit Erreichen des Gebietes des Crater Lake National Parks setzt richtiges Schneetreiben ein und man sieht fast gar nichts mehr. Wir hatten ja mit einigem hier gerechnet und wussten, dass Mitte Mai nicht gerade die beste Reisezeit für diesen Park ist, aber so ist es natürlich das worst-case Szenario. Um 11 Uhr erreichen wir das Rim Village. Zum Eingang des Visitor Centers ist ein Tunnel in die Schneemassen getrieben worden.Die Rangerin berichtet, dass GESTERN hier allerbestes Wetter war. Pech gehabt! Der Rim Drive ist nur das kleine Stück bis zum Discovery Point freigegeben. Bis dorthin fahren wir nun. Es hört sich unglaublich an, aber man hat hier heute überhaupt keine Idee, wo der See überhaupt liegt, obwohl man direkt daran steht. Man sieht wirklich überhaupt nichts! Nach einer Viertelstunde Warten im Schneefall bei minus 5 Grad Celsius (!) gibt der Himmel tatsächlich ein kleines Loch frei, durch das wir für ca. drei Minuten zumindest einen teilweisen Blick auf den Crater Lake und Wizard Island haben.Naja, man muss auch mal in einem National Park gewesen sein ohne die Haupt- beziehungsweise in diesem Fall die einzige Attraktion überhaupt gesehen zu haben. Nach einer Stunde verlassen wir das Rim Village wieder und fahren auf den Highway 230 & 138, den Rogue-Umpqua Scenic Byway. Der Diamond Lake liegt auch unter einer grauen Glocke und so fahren wir nur dran vorbei durch eine wirklich schöne Winterlandschaft. Ab jetzt wollen wir uns einigen schönen Wasserfällen widmen, für die dieser Scenic Byway bekannt ist. Die ersten sind die Clearwater Falls. Diese liegen ziemlich nah an der Strasse und nach ein paar Schritten stehen wir vor den Fällen, die knapp 10 Meter über tiefgrüne moosbedeckte Steine herabfallen. Obwohl (oder weil) es immer noch schneit, genießen wir hier einige Zeit die schöne Atmosphäre. Einige Meilen weiter liegt an der Fish Creek Road der Trailhead zu den Watson Falls, dem mit über 80 Metern zweithöchsten Wasserfall in Oregon. Der 1-mile-loop-trip führt stetig ansteigend durch einen in den schönsten Grüntönen leuchtenden „Regenwald“. Nach halber Strecke haben wir den ersten Frontalblick auf den Fall. Der Trail führt uns noch weiter steil hoch bis an die Westseite der Fälle. Hier ist der Spray aber so dicht, dass wir auf aus Rücksicht auf die Kamera auf Fotos verzichten. Etwa eine Stunde brauchen wir für diese wirklich sehr schöne Wanderung. Praktisch „um die Ecke“ liegen die Toketee Falls, die Greg Vaughn in seinem Buch „Photographing Oregon“ als die fotogensten Wasserfälle des gesamten Pazifischen Nordwestens beschreibt. Nur können wir uns darüber heute keine eigene Meinung bilden: der Trail dorthin ist im Januar 2008 durch schwere Schneestürme stark beschädigt worden und seitdem gesperrt. Schade, die Fotos sahen wirklich sehr vielversprechend aus. Also geht die Fahrt weiter entlang des Umpqua River, an dessen Ufer immer wieder große Gruppen von Anglern stehen.Die Fall Creek Falls sind unser nächstes Ziel. Ein einfacher, nur ca. 1 Meile langer Trail führt uns zu diesem etwa 15 Meter hohen Wasserfall, der hier wunderschön mitten im Wald liegt. Als wir das Ziel erreichen setzt Starkregen ein. Und obwohl wir ein dichtes Blätterdach über uns haben sind wir recht bald klitschnass. Den eigentlich geplanten Besuch der Susan Creek Falls ein paar Meilen weiter lassen wir wegen des Regens ausfallen.Am Swiftwater Park stehen ein halbes Dutzend dieser ganz alten Ford Pick-Ups, deren Besitzer hier an der Brücke stehen und ihre Angeln in den Fluss halten.Wir hatten gestern Abend noch über Priceline unser Hotel für heute Nacht in Roseburg ersteigert, das Super 8 direkt an der Interstate. Um kurz vor sechs checken wir hier ein. Der Computer in der Lobby wird von einem ganzen Schwarm Teenager belagert, die im Internet irgendwelche Ballerspiele zocken. Scheint eine Klassenfahrt zu sein, denn auf dem Parkplatz stehen zwei große gelbe Schulbusse.Wir fahren zum Essen zu Applebee’s und probieren das „2 for 20$“ – Menü. Ein guter Preis für zwei Hauptgerichte und einen Appetizer. Dieser besteht aus einem riesigen Korb voll Chicken Wings und eigentlich sind wir danach schon satt. Aber zwei eiskalte Wodka schaffen wieder Platz für den Rest.Den Fernseher müssen wir heute auf volle Lautstärke drehen, denn unser Zimmer liegt genau über dem Schwimmbad (gefühlt IM Schwimmbad), in dem sich die Schulklasse jetzt verlustiert. Der Spruch „mittendrin statt nur dabei“ bekommt da eine ganz neue Bedeutung. Die Sendung „Showbiz Tonight“ auf HLN überrascht uns mit Breaking News: Sandra Bullocks’ Ehemann Jesse James hat im Interview unter Tränen gestanden: „Yep, i cheated“. Das wussten wir in Deutschland doch schon seit Wochen, oder?Hotel: Super 8 / Roseburg, OR Gefahrene Meilen: 226 10. Tag: Roseburg, OR - Umpqua River Lighthouse - Oregon Dunes NRA - Sunset Bay, Cape Arago & Shore Acres State Parks - Bandon, OR“Seeanemonen, Sea Stacks und ein super Sunset ”Heute Morgen beim Frühstück warten wir eigentlich nur noch darauf, dass Annegret gleich um die Ecke kommt. Ihr wisst schon, diese Therapeutin mit dem breiten Mund aus der RTL-Serie „Teenager außer Kontrolle“. Unsere Schulklasse hier könnte nämlich ebenso auch ein Camp für Schwererziehbare sein. In der kleinen Lobby herrscht ein Lärm wie im Ikea-Kinderparadies, die Jungs haben komplett auf jegliche Oberbekleidung verzichtet und auch die Mädchen haben nur soviel an, dass man so gerade eben nicht rot wird. Schuhe trägt überhaupt niemand. Wir erwarten ja zum Frühstück gar keine Candlelight-Atmosphäre, aber das hier ist schon hart an der Grenze. Entsprechend schnell sind wir satt.Nicht nur in den New England-Staaten gibt es Covered Bridges, sondern auch hier in Oregon. Und da eine davon sowieso auf unserem Weg liegt machen wir also unseren ersten Stopp heute bei der Rochester Covered Bridge in der Nähe von Sutherlin. Der Highway 138 führt uns weiter entlang des Umpqua River, der hier zu einem immer breiteren Fluss wird. Nach ca. 90 Minuten erreichen wir Reedsport und damit die Pazifikküste, an der wir uns nun für den Rest des Urlaubs bewegen werden. Ein Stück südlich des Ortes steht am Eingang der Winchester Bay das Umpqua River Lighthouse und hier erblicken wir auch zum ersten Mal auf dieser Reise den Pazifik. Das Wetter hat heute noch Potential nach oben. Es schauert immer wieder mal, aber dann und wann schaut für eine Minute auch die Sonne durch die dicken Wolken. Im Vergleich zu gestern ist das schon ein Quantensprung.Die Oregon Sand Dunes erstrecken sich auf einer Länge von 40 Meilen an der Küste zwischen Florence und Coos Bay. Der möglicherweise beste Ort, sich die Dünen anzuschauen sind die Umpqua Dunes in der Nähe der Ortschaft Lakeside. Wir parken unseren Wagen an der Südseite des Eel Creek Campgrounds, bezahlen unsere 5$ in die Selfpay-Box und begeben uns auf den „John Dellenback Dunes Trail“. Das erste Stück führt durch einen Pinienwald und nach ca. 500 Metern recht steilen Weges erreichen wir die offene Dünenlandschaft. Phantastisch, Dünen soweit das Auge reicht!Wir begeben uns auf Erkundungstour. Der Sand ist tief und die Dünen teilweise sehr hoch, so dass der Puls hier ganz schön in Fahrt kommt. Außer uns ist hier kein Mensch. In der Ferne hört man das Brummen der ATV’s und Buggies, die an vielen Orten der Oregon Dunes National Recreation Area erlaubt sind. Hier nicht. Wir laufen ein ganzes Stück in Richtung Meer und schießen unendlich viele Fotos. Um 13 Uhr sind wir wieder an unserem Auto. Über die historische Conde McCullough Memorial Bridge erreichen wir North Bend-Coos Bay. Hier liegen an der Küste drei State Parks direkt nebeneinander, die wir heute alle besuchen werden. Los geht es mit dem Sunset Bay State Park. Es ist gerade Ebbe und so bietet der große Sandstrand in dieser Bucht genug Platz für die Hochzeitsgesellschaft hier UND die „normalen“ Besucher. Und wir entdecken unsere Lieblingsbeschäftigung des Tages: das Absuchen der vielen Tidepools nach Seesternen, Anemonen, Krebsen und anderen Lebewesen. Und dabei vergeht die Zeit schneller als wir denken, so dass wir uns ein bisschen erschrecken als wir wieder auf die Uhr schauen. Ein Stück südlich der Bucht geht es zum Viewpoint des Cape Arago Lighthouse, den wir uns anschauen. Im zweiten Park, dem Shore Acres State Park bekommen wir für unsere 5$ Eintritt nicht nur einen Blick auf die zerklüftete Küste und die Sandsteinklippen, sondern auch Zutritt zu einem Botanischen Garten, der hier angelegt wurde. Der zweite Teil des Tages folgt auf der nächsten Seite!