Reisebericht Canadian Rockies & Northwest USA 2011Fortsetzung 16. Tag:Die 185 Meter hohe "Space Needle" wurde zur Weltausstellung 1962 errichtet - genauso übrigens wie das nebenan liegende "Pacific Science Centre" oder die Monorail - und gilt als Wahrzeichen der Stadt. Eine Fahrt nach oben sparen wir uns, denn wir waren heute schon höher. Die "Key Arena" nebenan war viele Jahre Heimat der "Seattle Supersonics", die jetzt unter anderem Namen in Oklahoma City Basketball spielen. Heute Abend wird hier dennoch Basketball gespielt - nämlich von dem Frauenteam "Seattle Storm". Das erklärt dann auch das Verkehrschaos auf dem Weg hierher. Wir spazieren etwas zügiger über das Gelände, denn wir haben noch einen Termin. Heute ist das 5. Spiel der NBA-Finals zwischen Miami und Dallas. Der Concierge im Sheraton hat uns dafür eine urige Sports-Bar an der Nordseite des Lake Union empfohlen, die "Fremont Dock Sports Bar". Und tatsächlich: Essen und Atmosphäre sind wirklich hervorragend! Hinzu kommt, dass auch das Spiel erstklassig ist und die Mavericks in der best-of- seven-Serie mit 3:2 in Führung gehen, womit sie im nächsten Spiel ihren allerersten NBA-Titel holen können. Es ist dunkel, als wir aus der Kneipe kommen und damit genau die richtige Bedingung für unser letztes Tagesziel. Der kleine "Kerry Park" liegt an der Ecke West Highland Drive und 2nd Avenue West und bietet einen wunderbaren Blick auf die beleuchtete Skyline. Etwas lauter wird es als ein Partybus voller Teenies vorfährt. Sie feiern ihre "Prom Night", den berühmt- berüchtigten Highschool-Abschlussball, dem jeder Amerikaner von Geburt an entgegenfiebert. Wobei wir bezweifeln, dass sich der Großteil ob des jetzt schon erreichten Alkoholpegels morgen noch daran erinnern wird. Nachdem wir unseren Wagen wieder im Hyatt-Parkhaus gegenüber für 30$ abgestellt haben, sind wir gegen 23 Uhr wieder in unserem Hotel. Wir nehmen noch einen Drink an der Bar und gehen dann schlafen. Hotel: Sheraton / Seattle, WAGefahrene KM: 32 17. Tag: Seattle, WA - Vancouver, BCIrgendwas scheint gestern im Drink gewesen zu sein, jedenfalls verschlafen wir heute ordentlich und wachen erst um kurz vor halb zehn auf. Naja, dann muss jetzt halt alles etwas schneller gehen. Wir bestellen uns Kaffee aufs Zimmer, packen die Sachen und checken dann um 10:15 Uhr aus. Heute ist es total bedeckt und es nieselt leicht. Ich muss noch zum örtlichen Harley-Davidson Händler. Der Preis, den ich für diesen Wunsch bezahlen muss ist hoch. Denn dafür "darf" ich mit Caro in die "Premium Outlets" nach Tulalip. Um viertel nach zwölf sind wir da. Fünf Stunden später ist unser Kofferraum bis unter die Dachkante gefüllt. Natürlich alles unter Einhaltung der deutschen Zoll-Freigrenzen. Als wir auf der I-5 weiter Richtung Grenze fahren ist es immer noch stark bewölkt bei 15°C. An einer rest area machen wir noch einen Halt, um alle Einkäufe in die Koffer zu packen und das Gepäck so zu organisieren, dass wir die letzten Tage nur noch mit einer Tasche arbeiten und den Rest im Auto lassen können. Um 19 Uhr passieren wir die Grenze, was in dieser Richtung erheblich schneller geht. Immerhin lässt sich zurück in Kanada auch vereinzelt die Sonne blicken. Bald fahren wir entlang der "Mud Bay", die ihrem Namen wirklich alle Ehre macht und haben einen ersten Blick auf die Skyline von Vancouver in der Ferne. Bevor wir in die City einfahren, halten wir bei einem "Denny's" fürs Abendessen. Der junge Asiate, der uns bedient, ist ganz aufgedreht. Denn gerade spielen in der nahen Rogers Arena die Vancouver Canucks gegen die Boston Bruins im fünften Spiel des NHL-Stanley Cup Finales. Kurz nachdem er uns den Hauptgang gebracht hat fällt das 1:0 für die Canucks. Sogleich startet eine Polonaise der gesamten Mitarbeiterschar inklusive Küchenpersonal durch das Restaurant, angeführt natürlich von unserem Kellner. Gut, dass wir unser Essen schon haben. Mit diesem Ergebnis endet auch das Spiel, womit Vancouver in der Serie 3:2 in Führung geht und in den letzten beiden Spielen nur noch einen Sieg für den allerersten Gewinn der wichtigsten Eishockey- Trophäe der Welt benötigt.Als wir in unseren Wagen steigen ist schon gefühlt die ganze Stadt im Autokorso unterwegs. Je näher wir Downtown kommen desto häufiger kommt der Verkehr zum erliegen wegen spontaner Freudentänze auf der Strasse. Und kurz bevor wir in Reichweite unseres Hotels gelangen, das direkt am "Canada Place" liegt, geht dann gar nichts mehr. Alle Zufahrten auf unserer Strecke sind von der Polizei gesperrt, da neben den über 20.000 Leuten in der Arena weitere 100.000 Leute auf der Georgia Street das Spiel zusammen geschaut haben. Ausgelassen feiern die Menschenmassen auf der Strasse, ohne das man auch nur einen mit einem Bier in der Hand sieht. Das stelle man sich mal in Deutschland vor! Betrunken scheinen sie aber trotzdem fast alle zu sein. Ein Polizist empfiehlt uns, einen größtmöglichen Bogen um dieses Gebiet zu fahren, um sozusagen von hinten zu unserem Hotel zu gelangen.Genauso machen wir es auch und beziehen schließlich um 21:30 Uhr ein sehr schönes Zimmer im 10.Stock des "The Fairmont Waterfront". Nachdem wir ein wenig durch die Nachbarschaft gebummelt sind, packt uns der Bierdurst und wir kehren in den "Lions Pub" direkt hinter dem Fairmont ein. Hier ist die Stimmung natürlich auch auf dem Siedepunkt. Trotzdem gibt es schon um 23.30 Uhr den "last call" und so liegen wir notgedrungen kurz nach Mitternacht im Bett. Hotel: The Fairmont Waterfront / Vancouver, BCGefahrene KM: 266 18. Tag: Vancouver, BCDer Blick aus dem Fenster heute morgen zeigt schon mal ein wesentlich freundlicheres Wetter als bei unserem Aufenthalt vor zweieinhalb Wochen. So schmeckt auch der Kaffee, den wir uns mit der tollen Maschine auf unserem Zimmer zubereiten, gleich viel besser. Vor der Tür herrscht ein sehr wuseliges Treiben.Am Canada Place hat gerade ein Kreuzfahrtschiff angelegt und entlässt seine Passagiere an Land. Und im Convention Center nebenan findet eine Mixed Martial Arts-Veranstaltung statt. Wir laufen erstmal die paar Meter bis zur historischen Gastown mit seinem Wahrzeichen, der Dampfuhr.Nur zwei Gebäude überstanden in Gastown das große Feuer im Jahre 1886 und es dauerte bis in die 1920er Jahre, bis der Stadtteil wieder aufgebaut war. Wir frühstücken bei "Brioche Urban Baking", die sich für meinen Geschmack ein bisschen zu übertrieben dem vermeintlich gesunden Essen verschrieben haben. Jedenfalls ist auf meinem Teller mehr Obst und Grünzeug als Bacon und Ei. Wir gehen weiter in Richtung Stadion und Arena. Das "BC Place Stadium" fasst knapp 60.000 Zuschauer und war bei den Olympischen Winterspielen im letzten Jahr Ort der Eröffnungs- und Abschlußfeier. Sonst spielen die "BC Lions" hier Canadian Football und die "Vancouver Whitecaps" Fußball. Im Januar 2007 stürzte das Luftkissendach des Stadions ein. Dieses wird zur Zeit im Rahmen umfassender Renovierungsarbeiten gegen ein Schiebedach ersetzt.Die Rogers Arena ist wie schon geschrieben die Heimstätte der "Vancouver Canucks" und zur Zeit Schauplatz der NHL-Stanley Cup-Finals. Während der Olympischen Spiele war es Austragungsort sämtlicher Eishockey- Begegnungen. Heute Abend findet in der Halle ein Kampf der angesagten "Ultimate Fighting Championship" statt, weswegen auch hier ein ziemlicher Trubel herrscht.Über die Granville Street laufen wir zurück zum Hotel, um uns kurz etwas luftiger anzuziehen. Denn langsam hat die Sonne sich immer mehr durchgesetzt und es ist richtig warm. Es ist 14 Uhr als wir im Glasaufzug zum "Vancouver Lookout" hochfahren. Diese Aussichtsplattform befindet sich in 130 Metern Höhe auf dem Dach des "Harbour Centre" und bietet einen wirklich phantastischen Rundumblick. Für 15 CAD Eintritt pro Person darf man während der Öffnungszeiten von 8:30 Uhr bis 22:30 Uhr so oft wiederkommen wie man möchte. Wir bleiben erstmal eine knappe Stunde und laufen dann über die als Einkaufsstrasse bekannte Robson Street bis zur Lost Lagoon am Stanley Park und von dort über Coal Harbour zurück zum Canada Place. Bei so einem Spaziergang durch die Stadt wird schnell klar, warum Vancouver immer wieder zu einer der lebenswertesten Städte der Welt gekürt wird.Um 17 Uhr sind wir wieder am Hotel und machen eine kurze Pause am Pool auf der Dachterrasse. So eine Städtetour macht uns irgendwie immer müder als jede Wanderung. Über die Berge ziehen jetzt immer mehr dunkle Wolken, hier ist es aber noch sonnig bei 19°C. Zwei Stunden später machen wir uns wieder auf - erstmal zum Starbucks, um uns mit einem Kaffee wieder aufzufrischen und dann in die Water Street in Gastown zum Essen. Wir finden ein kleines nettes Lokal, jedoch sind die Portionsgrößen für mich eher ein besseres "Amuse Gueule". Zum Sonnenuntergang fahren wir dann noch einmal hoch zum Lookout. Zur so genannten blauen Stunde wollen wir vom Stanley Park den Blick auf die Skyline genießen. Deshalb holen wir das Auto aus der Parkgarage des Canada Place, zahlen beachtliche 41,- CAD und fahren die paar Kilometer bis dorthin. Um 22:30 Uhr stellen wir den Wagen wieder an seinen teuren Platz und kehren ein zweites Mal im "Lions Pub" ein. Da wie gestern wieder früh der "last call" ertönt, gönnen wir uns noch ein Bier auf dem Zimmer und sind um 1 Uhr im Bett. Morgen haben wir wegen unserer späten Abflugzeit noch fast einen ganzen Tag in dieser schönen Stadt. Hotel: The Fairmont Waterfront / Vancouver, WAGefahrene KM: 12 19. und letzter Tag: Vancouver - FrankfurtHeute ist noch mal ein Stück wärmer als gestern. Nachdem wir unsere Sachen gepackt und Kaffee getrunken haben checken wir um halb zwölf aus. Beim Starbucks gegenüber schauen wir im Internet, ob sich an den Flugzeiten etwas geändert hat und spazieren dann entlang der Waterfront zum Stanley Park. Dieser über 400 Hektar große Park ist der drittgrößte Stadtpark Nordamerikas und wird von einem 200 Kilometer langen Netz von Spazierwegen durchzogen. Mit dem Auto kann man ihn auf einer knapp 9 Kilometer langen Einbahnstrasse umrunden. Nach dem Besuch der Totem Pole-Sammlung lassen wir uns auf einer Parkbank nieder und genießen einfach den traumhaften Blick auf Burrard Inlet und Lions Gate Bridge. Wie immer am letzten Urlaubstag überkommt einen natürlich ein bisschen Wehmut, dass alles schon wieder vorüber ist. Die ganze Stadt scheint heute hier auf den Beinen zu sein, alles ist voller Jogger, Inliner und Radfahrer.Wir schlendern langsam wieder zurück und holen um 16:30 Uhr nach Zahlung der Auslösegebühr von 32,- CAD das Auto aus der Garage. Mittlerweile sind es sehr angenehme 21°C und wir kommen beim letztmaligen Check, ob alle unsere Sachen richtig in den Taschen verstaut sind, ganz schön ins Schwitzen.Wir fahren gen Süden nach Richmond, wo auch der Vancouver International Airport liegt. Heute können die Dallas Mavericks im sechsten Spiel gegen Miami ihre erste NBA-Meisterschaft gewinnen und das wollen wir uns nicht entgehen lassen. Die kanadische Kette "Boston Pizza" fungiert nicht nur als Pizza-Restaurant, sondern auch als Sports-Bar und ist daher für uns genau die richtige Adresse. Richtigerweise haben sie sich während der gerade laufenden Finalserie um den Stanley Cup gegen Boston in "Vancouver Pizza" umbenannt. Unsere beiden Pizzen sind hervorragend, nur machen sie uns irgendwie nicht richtig satt, so das wir noch eine dritte nachlegen müssen. Zum Spiel: in der ersten Halbzeit gelingt Dirk Nowitzki fast nichts und er kommt auf nur drei Punkte. Jason Terry springt heute für ihn in die Bresche und sorgt für eine fast durchgehende Führung der Mavericks. Im letzten Viertel dreht Nowitzki dann auf und trägt somit noch seinen Teil zum 105:95 Sieg bei. Die Freude über den NBA-Titel ist nicht nur auf dem Feld, sondern auch hier im Restaurant riesig. Um 20:15 Uhr fahren wir los Richtung Flughafen. Unterwegs wechseln wir auf einem Parkplatz noch unsere Sommerklamotten gegen etwas längere Bekleidung. Am Flughafen angekommen zeigt sich uns auch der Tower mit einer riesigen Canucks-Flagge geschmückt, nachdem schon die ganze Stadt mit Postern und Fahnen zugepflastert war.Auf dem letzten Tropfen Sprit fahren wir bei Avis vor. Wir hatten den ersten Tank dort für 1,23 CAD je Liter gekauft. Das erwies sich bei Preisen von über 1,30 in der Stadt als gute Entscheidung.Gefahrene KM: 42 Das Air Transat-Personal am Check-In ist ausgesprochen freundlich. Man erlässt uns sogar für unsere 4 kg Übergepäck die Gebühr von 15 CAD je Kilo. Da der junge Mann auf der anderen Seite des Counters augenscheinlich eher dem gleichen Geschlecht zugetan ist, schreibe ich das mal mehr meinem als Caro's Charme zu. Vielleicht liegt es aber auch einfach nur daran, dass die Maschine heute nicht voll ist und wir die einzigen sind mit solch vielen Gepäckstücken. Zigaretten im Duty Free-Shop sollen 68 CAD pro Stange kosten. Wahnsinn - da möchte man gar nicht wissen was man MIT Duty bezahlen müsste. Ansonsten ist es auf dem Flughafen um diese Uhrzeit schön leer und übersichtlich. Nur leider scheinen auch die Klimaanlagen schon abgestellt zu sein, die Luft ist jedenfalls überall sehr drückend und warm.Pünktlich um 23:45 Uhr heben wir schließlich ab und verschwinden nach einem letzten Blick auf die Lions Gate Bridge und Canada Place in der Wolkendecke. Der Flug verläuft ruhig und vergeht recht schnell und so landen wir um kurz vor 18 Uhr wieder auf deutschem Boden. Ausnahmsweise sind wir heute am Kofferband nicht die letzten, sondern fast die ersten und auch der Zoll lässt uns - zu Recht! - unbehelligt passieren.Beim Warten auf den Holiday Inn-Shuttle vor dem Terminal lernen wir noch ein sehr nettes älteres kanadisches Ehepaar kennen. Sie wollen zwei Wochen mit Mietwagen in die Schweiz und können es kaum glauben als wir erzählen, dass wir in den gesamten Rocky Mountains schon fast alles gesehen haben aber noch nie in den Alpen waren. Unser Auto hat die knapp drei Wochen an hessischer Luft auch gut verkraftet und bringt uns um Mitternacht müde aber gesund zurück nach Hannover. ENDEPS: drei Tage nach unserer Abreise verliert Vancouver übrigens auch das siebte Spiel gegen Boston und verpasst damit den Gewinn seines ersten NHL-Stanley Cups. Es kommt nach Spielende in Downtown zu den im Vorfeld befürchteten schweren Auschreitungen mit Prügeleien, Plünderungen und Brandstiftungen. Mit fast 150 Verletzten und einem Sachschaden von über 4 Millionen Dollar waren diese so genannten "Stanley Cup Riots" noch verheerender als die letzten im Jahr 1994. Angesichts solcher Bilder kann man wohl nur fassungslos mit dem Kopf schütteln, wie die gemeinsame Freude am Sport in solch eine Gewalt gegen die eigenen Leute und deren Eigentum umschlagen kann.