“The Undisputed Beauty” - 19 Tage im Mai/Juni 2011 durch British Columbia, Alberta, Montana, Idaho, und WashingtonZeitraum: 25.05. bis 12.06.2011 ab/bis VancouverGefahrene Kilometer: 5.344 Reisebericht Canadian Rockies & Northwest USA 2011PrologIrgendwann kommt immer der Zeitpunkt an dem man lange erträumte - aber oft zurückgestellte - Reisepläne verwirklichen muss. Und so fiel der Entschluss zur Umsetzung unseres Canadian Rockies Trips kurz nach Rückkehr von unserer letzten Tour durch Oregon und Kalifornien Mitte 2010. Als Reisezeitraum kam aus beruflichen Gründen nur ein fester und eigentlich etwas zu kurzer Termin im Mai und Juni des letzten Jahres in Frage. Die Vor- und Nachteile dieser Jahreszeit waren uns natürlich von Anfang an bewusst: dem Risiko noch gesperrter Trails, viel Schnees, zugefrorener Seen etc. standen die Aussicht auf nicht allzu überfüllte Locations und etwas gemäßigtere Hotelpreise entgegen. Kurzum und ohne all zuviel vorwegzunehmen - genauso war es dann letztlich auch. So ganz ohne USA wollten wir auch nicht und so einigten wir uns schlussendlich auf o.g. Route. Soviel sei gesagt: wir hatten sehr erlebnisreiche Tage in einer unfassbar schönen Natur, die wir auf diesem Wege nochmal Revue passieren lassen möchten. Wie immer zeichnet sich Caro für die Fotos verantwortlich und meine Wenigkeit für den Text. Viel Spass!1. Tag: Frankfurt - Vancouver, BCMit bangem Blick hatten wir die letzten Wochen bis zum heutigen Tage die Wetterberichte unserer Reiseziele verfolgt. Es war ein überdurchschnittlich harter und langer Winter in der Region. Wir wussten, dass einige ungeplante Einschränkungen auf uns zukommen und waren uns einig, dass ohne Murren so zu nehmen wie es uns angeboten wird.Als Carrier hatten wir uns aus drei Gründen für die kanadische Fluglinie Air Transat entschieden: Direktflug, spitzenmäßige Flugzeiten (frühe Ankunft, später Abflug) und unschlagbarer Preis (677 € p.P.). Die Nacht vor dem Abflug haben wir im "Holiday Inn Frankfurt Airport North" verbracht, denn um 9:35 Uhr morgens hebt unser Flieger Richtung Vancouver ab. Noch einen Vorteil hat die Air Transat übrigens: die 23 kg Freigepäck pro Person dürfen auf so viele Gepäckstücke wie benötigt verteilt werden. Und so kommt dieses Jahr wieder unser alter Coleman zum Einsatz, der sich hervorragend für die Beförderung unseres Hiking-Equipments eignet. Der Flug verläuft sehr angenehm und nach knapp 11 Stunden über den Wolken landet unser Airbus 330-200 pünktlich um 11:35 Uhr in Vancouver. Wie auch bei der Einreise in die USA muss man in Kanada eine Zollerklärung ausfüllen, die man dem Immigration Officer vorlegt. Diese beinhaltet u.a. die Frage nach mitgebrachtem Pfefferspray. Hätten wir das vorher gewusst, hätten wir dies aus unserer Ausrüstung verbannt. So aber geben wir der Wahrheit die Ehre und beantworten die Frage entsprechend. Es scheint gutes und böses Pfefferspray zu geben, je nach Ingredienzien. Diese lassen sich am Schalter nicht eindeutig klären und so bekommen wir einen Vermerk auf unsere Zollerklärung, die uns ein paar Meter weiter das zweifelhafte Vergnügen einer Sonderinspektion in einem OP-Saal-mäßig ausgeleuchteten Nebenraum einbringt. Die Beamten dort haben sehr sehr viel Zeit mitgebracht und so dauert es eine ganze Weile bis sich überhaupt jemand um uns kümmert. Der Coleman, in dem sich das Spray befindet und sein gesamter Inhalt wird gründlich inspiziert. Was die Inhaltsstoffe des Sprays angeht ist sich auch diese Beamtin nicht sicher, beschliesst aber es sicherheitshalber zu konfiszieren. Wir hätten es Ihr liebend gern so überlassen und wären gegangen. Aber auch in Kanada ist man sehr korrekt und möchte uns eine Quittung über die Abnahme ausstellen. Das Ausfüllen dieses Formulars dauert - unglaublich aber wahr - knapp eine halbe Stunde, die gesamte Prozedur somit fast eine Stunde. Und der kluge Satz "ehrlich währt am längsten" bekommt so eine ganz neue Bedeutung. Vancouver begrüsst uns mit Regen. Der Weg zur Autovermietung wird - anders als aus den USA gewohnt - nicht mit dem Shuttlebus sondern zu Fuß zurückgelegt. Vom Ausgang des Terminals bis zum Parkhaus sind es gerade mal 300 Meter. Zum ersten Mal haben wir unseren Mietwagen nicht bei Alamo gebucht, sondern bei Avis. Der Standard SUV war hier tatsächlich günstiger. Uns wird ein Jeep Grand Cherokee Laredo - 2011er Modell - zugewiesen. Wir können wählen zwischen blau und silber und entscheiden uns für silber. Um 13:30 Uhr fahren wir bei Avis vom Hof und erreichen eine Stunde später unser Hotel direkt am Coal Harbour. Wir bekommen ein sehr schönes Zimmer mit Blick auf Hafen und Stanley Park. Leider schüttet es immer noch wie aus Eimern. Also steigen wir wieder in unser Auto und fahren zum Pacific Centre, einer großen Shopping-Mall, kaufen dort Regenjacken und ein neues Stativ, essen etwas im Food Court und bezahlen dann 17,- CAD fürs Parken. Wow! Zurück am Hotel testen wir unsere neuen Regenjacken und spazieren entlang des Harbour Green Park. Fast niemand ist hier bei diesem Sauwetter unterwegs. Wir genießen trotzdem die Ausblicke auf das Burrard Inlet und die gläserne Skyline von Vancouver. Zu einem Absacker bewegen wir uns noch in die Hotelbar und schauen hier das letzte Viertel des Spiels Dallas Mavericks - Oklahoma City Thunder an. Die Mavs gewinnen und unser Dirk steht zum zweiten Mal im NBA- Finale. Zum Abschluss des Tages bekommen wir netterweise ein Feuerwerk über der Bay geboten, welches hoffentlich die Regenwolken für die nächsten Tage vertreibt. Um 21:30 Uhr gehen die Lichter aus. Hotel: The Westin Bayshore / Vancouver, BCGefahrene KM: 22 2. Tag: Vancouver, BC - Whistler - Wells Gray Provincial Park, BCDer erste Tag in Nordamerika beginnt gewohnheitsmäßig früh: um 4:30 Uhr sind wir wach. Es ist stark bewölkt, regnet aber nicht. Zum Starbucks haben wir es nicht weit, er liegt direkt im Hotel. Nachdem wir unseren Wagen aus der Parkgarage abgeholt und im Vergleich zu gestern für zweieinhalb Stunden fast günstige 52,- CAD für eine ganze Nacht berappt haben, brechen wir gegen 7:00 Uhr in Richtung Whistler auf. Der Highway 99 ist auch als Sea-to-Sky-Highway bekannt und führt uns bald entlang der "Strait of Georgia". Eine dreiviertel Stunde später machen wir unseren ersten Stopp am "Porteau Cove Provincial Marine Park" gegenüber von Anvil Island. Das diesige, bewölkte und leicht nieselnde Wetter hat hier irgendwie seinen Charme. Kurz nach Weiterfahrt sehen wir den ersten Bären dieser Reise in einer Böschung direkt neben dem Highway. Mittlerweile regnet es stark und das Thermometer zeigt nur noch 7°C. Bär Nummer zwei folgt kurz vor Whistler an einem Hang neben der Strasse. In Ermangelung von Pullouts gibt es leider keine Fotos.Um halb zehn erreichen wir Whistler. Die letztes Jahr hier stattgefundenen Olympischen Winterspiele sind noch allgegenwärtig. Wir bummeln ein wenig durch das durchaus schmucke Bergstädtchen und kehren auf ein ziemlich gutes Frühstück in den "BG Urban Grill" ein. Nach etwa zwei Stunden machen hauen wir hier wieder ab, denn das Wetter lädt hier wirklich zu keinen weiteren Aktivitäten ein. Der weitere Weg führt uns kurz nach Pemberton durch das Gebiet der Lil'wat First Nation und vorbei am Joffre Lakes Provincial Park. Ab hier liegt jetzt überall noch sehr viel Schnee und es setzt bei 2°C auch Schneeregen ein. Am Seton Lake kurz vor Lillooet machen wir einen weiteren Stopp. Und auch der berühmte Rocky Mountaineer passiert uns kurze zeit später.Wir haben für die nächsten beiden Tage eine Cabin gebucht, wo wir uns selbst verpflegen. Deshalb fahren wir nach Kamloops rein und decken uns hier mit Lebensmitteln und Getränken für die nächsten Tage ein. Selbst Bier bekommt man hier nicht im Supermarkt, sondern nur in Liquor Stores und das auch nur wenn man sich doppelt ausweisen kann, also z.B. mit Personalausweis UND Führerschein. Verstehe einer die Kanadier...Von der kleinen Ortschaft Clearwater führt die Clearwater Valley Road direkt in das Herz des fast fünfeinhalbtausend Quadratkilometer großen Wells Gray Provincial Parks und endet nach knapp 65 km am Clearwater Lake. Um halb acht erreichen wir unser Zuhause für die nächsten beiden Tage, die "Across the Creek Cabins at Kingfishers Wood".Die "Anlage" besteht aus drei identischen, jeweils etwa 20 Meter auseinander stehenden Cabins, die etwas abseits der Strasse im Wald liegen und hinter denen ein ziemlich rauschender Bach entlang fließt. Die Tür zu unserem Häuschen ist unverschlossen und auf dem Tisch liegt eine Nachricht unserer Gastgeber, dass wir über das Haustelefon kurz anrufen sollen, wenn wir uns eingerichtet haben.Joan und Frank wohnen nur ein paar hundert Meter weiter und sind ein sehr nettes und herzliches Ehepaar mittleren Alters, die vor ein paar Jahren diese Cabins hier selbst errichtet haben. Wir unterhalten uns eine ganze Stunde und Sie erzählen uns, dass wir diese Nacht alleine hier sind und morgen ein Ehepaar aus Hamburg anreist. So klein ist die Welt. Ich lasse Caro dann mit der Zubereitung des Abendessens in unserer voll ausgestatteten Küche allein und erkunde noch etwas die nähere Umgebung. Ziemlich müde von einem sehr lange (Fahr)tag bei immer noch andauerndem Regen fallen wir um 22 Uhr ins Bett. Unterkunft: Across the Creek Cabins at Kingfishers Wood / Wells Gray PP, BCGefahrene KM: 595 3. Tag: Wells Gray Provincial ParkDas Wetter für unseren heutigen Hochzeitstag hatten wir uns eigentlich ganz anders vorgestellt. Der Regen, der auf unser Dach prasselt übertönt sogar noch den rauschenden Bach hinter unserem Haus. Vielleicht auch deshalb ist die Nacht bereits um halb sechs zu Ende.Wir frühstücken, belegen uns ein paar Sandwiches für den Tag und besteigen um kurz vor acht Uhr unseren Wagen. Es ist nicht weit bis zum Green Mountain Viewing Tower, den wir über eine kurvige Dirt Road auf gleichnamigem Berg erreichen. Was wir sehen ist - nichts! Gar nichts! Ähnlich wie letztes Jahr beim Crater Lake. So entgeht uns leider der Panoramablick über den Südteil des Parks und zum Mahood Lake. Also fahren wir wieder herunter und bestaunen in der Nähe des Majerus Farm Trailheads die reißenden Wassermassen des Murtle River.Die gelben Pflanze, die überall im Park im Wald wächst ist "Skunk Cabbage". Wenn es nicht gerade in Strömen regnet verbreitet sie einen ziemlichen Gestank und Ihre Wurzeln stehen bei Bären nach dem Winterschlaf ganz oben auf dem Speiseplan. Wir haben erstmal Lust auf einen zweiten Kaffee im Trockenen und fahren die Parkstrasse bis zum Ende zum Clearwater Lake und dem dortigen kleinen Cafe. Dieses und der dortige Kanuverleih werden von einer Familie betrieben, die zusätzlich auch ein- bis mehrtägige Bootstouren auf den Seen anbieten. Der jüngste Sohn ist für das Cafe zuständig und bereitet einen wirklich ganz hervorragenden Kaffee zu - etwas, dass er nach eigener Auskunft über die Jahre auf Druck der vielen deutschen Touristen gelernt hat. Wir sind die einzigen Gäste und so setzt er sich eine ganze Weile zu uns an den Tisch und erzählt viele interessante Dinge über die Region und das Leben hier draußen. Richtig schmackhaft macht er uns eine Übernachtungsbootstour über den Clearwater und Azure Lake. Wir versprechen mit etwas mehr Zeit in ein paar Jahren wiederzukommen. Bis dahin ist vielleicht auch das Gesetz in Kraft, dass jeder Teilnehmer einer geführten Bootstour eine Leuchtsignalpistole bei sich tragen muss. Er jedenfalls amüsiert sich sehr über diesen Einfall seiner Regionalregierung und hält es für keine gute Idee, einer Bootsladung Europäer so etwas in die Hand zu geben. Um 11 Uhr verabschieden wir uns und laufen ein Stück den Lakeshore Trail hinunter. Wir fahren die Parkstrasse wieder zurück und erreichen gegen 12 Uhr nach einem Stopp am Shadow Lake den Bailey's Chute Trailhead. Diese Stromschnellen sind vor allem zur Lachswanderung im September interessant. Aber auch jetzt und bei Dauerregen lohnt sich die kleine Wanderung hierher. Ich hole mir nur ein paar triefnasse Schuhe, da ich mich beim Weitsprung etwas überschätze und mitten in einer riesigen Pfütze lande. Gut, dass im Park außer uns so gut wie niemand unterwegs ist. Die bekannteste Sehenswürdigkeit des Wells Gray sind sicherlich die Helmcken Falls. Auf dem Weg dorthin begegnen wir aber erstmal dem dritten Bären unserer Reise. Er stillt gerade seinen Hunger relativ nah am Straßenrand. Wir parken etwas entfernt, um ihn nicht zu stören und beobachten ihn eine Weile.Der zweite Teil des Tages folgt auf der nächsten Seite!