Fortsetzung 11. Tag: Ab dem Avalanche Creek ist die Strasse gesperrt. Zu Fuß kommt man noch drei Meilen weiter. Wir parken unseren Wagen auf einem der schon gut gefüllten Parkplätze. Man merkt, dass Wochenende ist. Wir laufen zuerst den kurzen "Trail of the Cedars Nature Trail", der zum großen Teil auf Holzstegen durch einen wunderbar dichten grünen Wald der namens gebenden Bäume führt. Dann gehen wir zu Fuß die Going-to-the-Sun-Road hoch. Nach etwa einer Meile befindet sich auf der linken Seite eine Parkbucht (die zweite ab dem Parkplatz). Hier geht es durch das Unterholz zum McDonald Creek, der parallel zur Strasse verläuft. Der so genannte "Red Rock Point", an dem wir dann stehen, besticht durch seine roten Steine, über die sehr ansehnlich das blau-grüne Wasser hinweg läuft. Mit einem kleine Sprung gelangt man auf einen großen Felsen mitten im Fluss, auf dem sich auch einige kleine Pools gebildet haben. Eine ganze Weile bleiben wir hier sitzen und genießen einfach die wundervolle Landschaft. Auf dem Rückweg teilen wir uns die Strasse mit einer ganzen Horde Mountain-Biker und sind um 15:15 Uhr wieder am Parkplatz. Mittlerweile sind es 18°C und im Gegensatz zu gestern können wir in T-Shirt und hochgekrempelten Hosen laufen. Aber nicht nur die Temperatur-Verhältnisse sind hier auf der Westseite des Parks anders. Im Gegensatz zu der eher kargen Ostseite gibt es hier vielmehr Bäume, Farn und eine insgesamt saftig grüne Pflanzenwelt. Auch ist es hier richtig voll, was aber auch am Wochenende liegen mag. Soviel Trubel sind wir nach den ganzen einsamen Tagen gar nicht mehr gewohnt. Am Lake McDonald sind die Picnic Areas bis auf den letzten Platz belegt. Überall riecht es nach herrlich nach Grillkohle und Steaks. Und auch dieser See ist ein wahres Prachtstück. Wir hatten im Vorfeld keine hohen Erwartungen an den Glacier NP, auch weil wir wussten, dass wir aufgrund der allgemeinen conditions ziemlich eingeschränkt in unseren Unternehmungen sein würden. Aber er hat uns mit dem Bisschen, was wir gesehen haben absolut begeistert. Dass wir für eine detaillierte Erkundung noch mal wiederkommen ist also selbstverständlich. Als wir um 16 Uhr den Park verlassen sind es mittlerweile 20°C.In Kalispell füllen wir bei Albertsons unsere Vorräte auf und halten auch kurz bei dem lokalen Harley-Dealer. Etwas später erreichen wir dann auch schon den riesigen Flathead Lake. An dessen Südufer liegt unser Hotel, das wir gestern noch von unterwegs gebucht haben. Der Ort Polson liegt in der Flathead Indian Reservation und auch unser Best Western steht unter indianischer Führung. Somit hat es selbstverständlich ein Casino und in dem ganzen Komplex ist schlichtweg die Hölle los, als wir um kurz vor sieben ankommen. Wir bringen schnell unsere Taschen aufs wirklich sehr schöne Zimmer und fahren dann weiter zum Finley State Park am Ostufer des Sees. Hier gibt es einen wunderschönen Campground, dessen Picnic Area wir für einen kleinen Obulus netterweise nutzen dürfen. Direkt am See gibt es heute für uns gegrillte Hähnchenspieße, Coleslaw und garlic bread. Nach dem traumhaften Sonnenuntergang brechen wir um 22 Uhr wieder auf. Die Rückfahrt wird durch den regen Rehwechsel über die Strassen nicht langweilig. Im Casino lassen wir uns noch das ein oder andere Kaltgetränk schmecken. Mittlerweile ist auch klar, warum es hier heute so brechend voll ist: Grand Opening Party mit Konzert. Um Mitternacht sind wir im Bett. Hotel: Best Western KwaTaqNuk Resort / Polson, MTGefahrene KM: 396 12. Tag: Polson, MT - Coeur d’Alene, ID - Spokane, WA - Packwood, WADer heutige Tag ist der Preis dafür, in kürzerer Zeit etwas mehr zu sehen. Ein reiner Fahrtag quer durch drei Bundesstaaten steht an. Um acht Uhr fahren wir los und halten erstmal beim Starbucks zwei Blocks weiter. "Wet or dry?" fragt mich die junge Frau, als ich meinen Cappuccino bestelle. Ich bin etwas irritiert, denn eigentlich trinke ich meinen Kaffe immer nass. Trocken kenne ich ihn nur im Sambuca. Die Fragezeichen in meinem Blick bleiben nicht unbemerkt und so erklärt man mir: "wet" bedeutet mehr Milch und "dry" bedeutet mehr Milchschaum. Aha, wieder etwas dazugelernt. Wir fahren zuerst über den Highway 93 S und dann über den Highway 200 W in Richtung Südwesten. Von Zeit zu Zeit ragt ein schneebedeckter Gipfel aus der ansonsten grünen Hügellandschaft. Der Flathead River fügt sich hier mit seiner dunkelgrünen Farbe wunderbar in die Landschaft ein. Das letzte Stück bis zur Auffahrt der Interstate 90 in St. Regis führt über den Highway 135 durch den Lolo National Forest. Hier ist der parallel zur Strasse verlaufende Fluß dunkelbraun. Es ist 10:30 Uhr als wir Montana verlassen, um ab jetzt durch Idahos so genannten "panhandle" zu fahren. Mit Grenzübertritt gewinnen wir netterweise auch wieder eine Stunde Zeit und stellen die Uhren auf 9:30 Uhr. Das kleine Städtchen Wallace, durch bzw. über das wir bald fahren, spielt die Hauptrolle in dem Vulkanausbruch-Katastrophenfilm "Dante's Peak" mit Pierce Brosnan. Wir halten aber erst eine Stunde später in Coeur d’Alene, um bei für unsere Verhältnisse fast tropischen 23°C einen Kaffee zu trinken. Das Washington- Welcome-Schild fehlt uns noch in unserer Sammlung. Nur leider hängt das hier an der Grenze mitten über der Intestate - ungünstig für ein Foto. Also fahren wir über Nebenstrassen wieder zurück nach Idaho und finden in der Pampa ein schönes Schild, das zweckdienlicher ist.Nach Spokane ist es nun nicht mehr weit und wir machen dort bei jetzt 27°C eine Mittagspause. Von nun an ist die Landschaft links und rechts der Autobahn ziemlich uninteressant. So wird das Wild Horses Monument schon fast zu einem Highlight. Mittlerweile haben sich doch einige Wolken vor die Sonne geschoben. Trotzdem sehen wir kurz vor Ellensburg zum ersten Mal den Mount Rainier in der Ferne. Um nicht ganz lethargisch zu werden und den Adrenalinspiegel ein wenig zu erhöhen, habe ich das Tanken die ganze Zeit vor mir her geschoben und mich auch durch die Warnsignale nicht aus der Ruhe bringen lassen. Als ich eine Weile später wieder auf die Anzeige der Restreichweite schaue blinkt mich eine große Null an. Und weit und breit ist keine Ortschaft, geschweige denn eine Tankstelle in Sicht. Zu allem Überfluss wird die Landschaft jetzt auch zunehmend hügeliger. Jeden Moment rechnen wir mit dem Stehenbleiben und sind gedanklich schon auf einen Fußmarsch zur nächsten Tankstelle eingestellt. Knapp 20 Meilen später liegt nach Überquerung eines weiteren Hügels das Städtchen Selah vor uns, mit einer herrlich anzuschauenden Shell am Ortseingang. Ich muss Caro hoch und heilig versprechen, Ihre Nerven mit so etwas für alle Zeiten zu verschonen. Dabei wollte ich nur mal testen, inwieweit man der Anzeige Vertrauen schenken kann. In Yakima verlassen wir die Interstate und fahren auf den Highway 12 Richtung Westen. In der Gegend um Naches gibt es unzählige Hopfenfelder, die ihren typischen Geruch verströmen. Die Landschaft wird hier jetzt wieder um einiges schöner. Am Rimrock Lake fängt es leider leicht an zu tröpfeln - hatten wir lange nicht. Um uns die Beine zu vertreten machen wir einen Stopp am Dog Lake. Hier liegt jetzt wieder überall Schnee auf den Hängen und Bergen und das Thermometer ist auf 12°C abgesackt. Das die meisten Pässe in dieser Gegend noch gesperrt sind wundert uns nicht mehr. Nach Stopps am Rainier Viewpoint und am Palisades Viewpoint erreichen wir das Visitor Center des Mt. Rainier NP - leider etwas zu spät, denn es hat schon zu. Die paar Meilen bis zu den Falls Creek Falls fahren wir noch in den Park hinein und verabschieden uns dann bis Morgen in Richtung Packwood. Hier hatten wir von zuhause aus ein sehr schönes Hotel vorgebucht und auch schon bezahlt. Um 18:30 erreichen wir das "Chateau Timberline" kurz vor dem Ortseingang. Es sieht schon von Weitem recht verlassen aus. Und so wundert es uns nicht, dass auch die Rezeption unbesetzt ist und uns auf Klopfen und Klingeln nicht geöffnet wird. Jetzt erinnere ich mich, dass ich schon beim Buchen ein komisches Gefühl hatte. Da schnell feststeht, dass wir hier heute Nacht nicht übernachten werden, fahren wir weiter und halten beim allerersten Motel in Packwood - der Mountain View Lodge.Die asiatische Inhaberin ist über unser Problem nicht erstaunt. Es sei schon öfter vorgekommen, dass niemand dort gewesen ist und Leute dann bei ihr übernachtet hätten. Sie ist wirklich sehr hilfsbereit und so freundlich, mich telefonieren zu lassen. Ich hinterlasse meinen Ärger auf zwei verschiedenen Mailboxen, die auf unserer Buchungsbestätigung angegeben waren. Schließlich buchen wir uns für überzeugende 50 $ bei ihr ein. Als Caro auf dem Zimmer ihr Handy einschaltet sehen wir, dass wir von dem ominösen Buchungsportal mittags eine Email bekommen haben. Uns wird mitgeteilt, dass das Hotel gestern seine Pforten geschlossen hat und uns das Geld zurückgebucht wird (was schließlich auch 2 Wochen später passiert ist).Zum Essen ist uns von unserer Gastgeberin das "Blue Spruce" empfohlen worden. Die paar Meter dorthin laufen wir. Packwood ist wirklich eine sehr schöne kleine Ortschaft, die diese typische Montana-Atmosphäre ausstrahlt. Und auch das Restaurant überzeugt uns mit guten Steaks. Bei ein paar kühlen Bieren lassen wir einen Tag ausklingen, der uns - obwohl wir nur Auto gefahren sind - die ein oder andere kleine Aufregung beschert hat. Hotel: Mountain View Lodge / Packwood, WA Gefahrene KM: 833 13. Tag: Packwood, WA - Mt. Rainier NP - Kelso, WAUm 6:30 Uhr stehen wir auf. Die nächsten Tage müssen geplant werden. Und über Hotwire buchen wir unser Hotel für morgen Nacht in Port Angeles. Unten im Ort gehen wir ins "Peters Inn", und genießen ein sehr gutes riesengroßes Omelett mit Blick auf den Mount Rainier, der sich heute morgen völlig unverhüllt zeigt. Noch - denn eine große Wolkenfront zieht langsam, aber zielstrebig auf den Berg zu. Um 10 Uhr fahren wir dann in den Park. Das Visitor Center hat erst ab 11. Juni täglich geöffnet und derzeit nur am Wochenende. Bei angenehmen 15°C haben wir innerhalb des Parks den ersten Blick auf den Mt. Rainier von der Steven Canyon Road aus nach der zweiten Spitzkehre. Am Box Canyon halten wir und laufen ein Stück. Überall liegt noch sehr viel Schnee und je höher wir kommen desto mehr wird es - was ja nicht unnormal ist. Außer uns ist fast niemand hier im Park.Überall fließt über den Abhang rechts der Strasse sehr viel Wasser herunter. Einer dieser Wasserfälle dient uns bzw. unserem Wagen als natürliche Waschanlage. Auch liegen immer wieder größere Schneemengen auf dem Asphalt, die von den Hängen heruntergestürzt sind.Sowohl der Louise Lake als auch die Reflection Lakes sind unter der dicken Eis- und Schneeschicht nicht zu sehen, sondern nur zu erahnen. Über meterhohe Schneehügel müssen wir klettern um einen Blick auf die Seen zu erhaschen. Mittlerweile hat sich der Himmel komplett zugezogen und auch der Mt. Rainier ist nicht mehr zu sehen. Durch die dicke Wolkendecke fahren wir hinauf zum Henry M. Jackson Visitor Center. Die Paradise Valley Road ist geschlossen, ebenso alle Trails hier oben. Wandern fällt daher wie erwartet aus. Und auch auf die Narada Falls bleibt uns nur der Blick vom Parkplatz aus. Die Aussichtsplattform am Ende des Trails schaut gerade so eben aus dem tiefen Schnee heraus. Wir halten noch einmal an dem Geröllfeld des Nisqually Glacier und verlassen schließlich gegen 13 Uhr den Park. Hier unten ist das Wetter wieder besser - immerhin 18°C - und wir fahren über Ashford und Elbe nach Morten. In der letzten Stunde habe ich 4 oder 5 Dosen Mountain Dew Voltage getrunken und davon eine tief blaue Zunge, vor der ich mich im ersten Moment richtig erschrecke. In Morten versuche ich das Blau mit einem großen Kaffee wieder wegzuspülen, was auch einigermaßen funktioniert. Kurz vor Randle zeigt ein großes Schild an der Strasse an, dass die 99 zur Windy Ridge am Mount St. Helens gesperrt ist. So ganz vertrauen wir der Aktualität dieses Hinweises aber nicht. Es kommt natürlich wie es kommen musste: kurz vor dem Ziel versperrt eine riesige Schranke die Weiterfahrt, nachdem wir uns schon unzählige Serpentinen hoch gewunden hatten. Und auch der südliche Teil der 25 ist wegen Schnees gesperrt. Uns bleibt also nichts anderes übrig als den kompletten Weg wieder zurückzufahren und uns zu ärgern, dass wir gestern nicht noch mal eine Stunde in die Tagesplanung investiert haben. Mittlerweile ist es auch schon 15 Uhr. Ab Morten fahren wir dann weiter auf dem HW 12 gen Westen bis zur I-5. Es ist 16:55 Uhr als wir am Mt. St. Helens Visitor Center ankommen. Da hier um 17 Uhr abgeschlossen wird reicht die Zeit gerade noch so für Caro's Pipipause, die sie 50 Meilen vor sich her geschoben hat. Es ist jetzt zwar ein schöner sonniger Abend fast ohne Wolken, aber wir beschließen jetzt nicht mehr bis zum Vulkan zu fahren, sondern das morgen in aller Ruhe zu tun.Stattdessen fahren wir zu unserem gestern per Priceline erstandenen Best Western nach Kelso, nachdem wir vorher noch schnell unser Auto in der Waschanlage einer Außen- und vor allem Innenreinigung unterzogen haben. Hier in Kelso gibt es einen Applebees, wo wir immer sehr gerne einkehren. Wir nehmen ein "Dinner for 2 for 20$" und hinterher noch jeder einen Strawberry Cheese Cake Shooter. Mit fast zum Platzen gefülllten Bäuchen sind wir um 20 Uhr auf unserem Zimmer. Hier werden die Fotos der letzten Tage herunter geladen und benannt und auch anderweitig für Ordnung gesorgt. Hotel: Best Western Aladdin Motor Inn / Kelso, WAGefahrene KM: 374 Reisebericht Canadian Rockies & Northwest USA 2011