14. Tag: Kelso, WA - Mount St. Helens - Port Angeles, WAHeute morgen beim Frühstück gibt sich ein asiatischer Mitmensch alle Mühe, dem Ruf des ungehobelten Kämpfers am kalten Buffet gerecht zu werden. Außerdem straft uns heute mal wieder der Wettergott, wie ein Blick aus dem Fenster zeigt: Regen und eine dichte dunkle graue Wolkendecke bei frischen 13°C. Um kurz nach 8 Uhr checken wir aus und entern eine knappe Stunde später die "Blast Zone". Je weiter wir auf dem Spirit Lake Highway vorankommen desto dichter wird auch noch der Nebel. Als wir am Johnston Ridge Observatory ankommen beträgt die Sichtweite keine 50 Meter mehr. Außerdem liegt noch viel Schnee und das Thermometer sackt auf kurz über den Gefrierpunkt. Wir finden im Nebel gerade so den Eingang zum Visitor Center - es erübrigt sich also zu erwähnen, dass vom Mount St. Helens absolut NICHTS zu sehen ist. Und wieder kommt uns das Deja Vu von den Erlebnissen am Crater Lake im letzten Jahr. Wir zahlen die 8 $ Eintritt und schauen uns die sehr informative und interessante Ausstellung zu den Geschehnissen vom 18. Mai 1980 an. Danach geht es ins Kino. Der Film ist wirklich gut gemacht - auch wenn der Höhepunkt der Vorführung an diesem Tage eher etwas Lustiges hat: am Ende des Films wird die Leinwand hochgezogen und ein Vorhang öffnet sich. Durch das freigegebene riesige Fenster blickt man jetzt direkt auf den Mount St. Helens - wenn nicht wie heute ein milchig-weiße Nebelwand davor steht.Der Vulkan scheint auch eine Art Pilgerstätte für amerikanische Schulklassen zu sein. Immer neue Busladungen werden vorm Observatory ausgespuckt und der Lärmpegel im Gebäude steigt von Mal zu Mal. Auffällig ist, dass fast jedes zweite Schulkind viel zu große Schuhe an hat. Ich dachte, der Irrsinn seine Kinder über Jahre in Schuhe hineinwachsen zu lassen sei schon ewig vorbei. Andererseits erweisen sich diese ganzen Geigenkästen als sehr nützlich beim "Make an Earthquake", welches sich hier allergrößter Beliebtheit erfreut. Wir haben jetzt absichtlich im Visitor Centersehr getrödelt in der Hoffnung, dass sich die Sichtverhältnisse verbessern. Das tun sie auch, allerdings sehr viel langsamer als gewünscht. So laufen wir um 12 Uhr los in Richtung Loowit Viewpoint und hier ein ganzes Stück entlang der Bergflanke. Das Ausmaß der Zerstörung ist überall noch gut zu sehen. Bedingt durch das Wetter herrscht eine richtigehend mystische Atmosphäre.Den oberen Teil des Gipfels haben Nebel und Wolken leider noch immer nicht freigegeben und so bleibt diese Sicht für uns die Tagesbeste. Weiter unten am Coldwater Lake ist es nebelfrei, dafür regnet es jetzt aber. Wir laufen den "Birth of a Lake Trail". Die absolute Ruhe hier wird nur durch die Revierkämpfe oder die Flirtversuche (wir wissen nicht was genau es sein sollte) zweier Vögel "gestört". Um 14 Uhr verlassen wir die "Blast Zone" wieder und blicken noch ein letztes Mal zurück. Im Nachhinein ärgern wir uns jetzt noch mal über die vergeudete Zeit gestern, denn da hätten wir hier optimale Verhältnisse gehabt.Bei der Weiterfahrt Richtung Interstate wird es immer sonniger. Der Blick in den Rückspiegel zeigt aber ein unverändertes Bild und so müssen wir uns nicht ärgern, eventuell zu früh abgereist zu sein. In Chehalis machen wir einen Kaffeestopp und kaufen noch einige Dinge im Walmart, bevor wir in Olympia mit Blick auf das Washington State Capitol die I-5 verlassen und auf den Highway 101 abbiegen. Dieser führt uns recht bald entlang des Hood Canal durch die für diese Region typischen Küstenorte.Zügig voran kommt man allerdings nicht, denn die Geschwindigkeitsbegrenzung wechselt ständig zwischen 50 und 30 mph, was auf Dauer ziemlich nervig ist. Um kurz vor acht erreichen wir die Jamestown S'Klallam Indian Reservation an der Sequim Bay. Auch hier gibt es natürlich ein Casino, dessen Parkplatz so voll ist, dass man meinen könnte ab morgen sei das Zocken verboten. Etwa 15 Meilen vor Port Angeles tauchen dann recht unvermittelt die weißen Gipfel des Olympic National Park auf. Wir checken in unser Hotel ein, holen uns bei Subway etwas zu Essen und fahren zum Hafen. Bei einem wirklich traumhaften Sonnenuntergang lassen wir es uns schmecken und laufen dann noch ein wenig durch Downtown. Pünktlich zum 4. Spiel der NBA Finals sind wir um 22 Uhr wieder im Hotel. Dirk Nowitzki hat heute neben seinem kaputten Finger auch noch Fieber. Trotzdem kann Dallas nicht zuletzt seinetwegen vier Minuten vor Schluss das Spiel drehen - nachdem sie fast das gesamte Spiel Miami's Führung hinterhergelaufen sind - und in der Serie zum 2:2 ausgleichen. Caro müht sich unterdessen eine Unterkunft für uns in Seattle zu finden. Seit Tagen versuchen wir es schon über Priceline. Die regulären Preise sind durchweg überall sehr hoch. Erst mit unserem zweiten Account sind wir beim zweiten Gebot erfolgreich und freuen uns, dass wir die nächsten beiden Nächte nicht im Auto, sondern im Sheraton schlafen werden. Hotel: Super 8 / Port Angeles, WAGefahrene KM: 458 Reisebericht Canadian Rockies & Northwest USA 201115. Tag: Port Angeles, WA - Olympic NP (Hurricane Ridge) - Bainbridge Island - Seattle, WAIm Frühstücksfernsehen sehen wir heute morgen, dass es aktuell in Seattle regnet. Vor der Tür scheint die Sonne bei 17°C. Besser so als andersrum! Um 9 Uhr stoppen wir kurz am Visitor Center bevor wir uns die 17 Meilen bis zur Hurricane Ridge hinaufschlängeln. Anfangs ist die Sicht in die Ferne noch recht diesig, so dass man Vancouver Island nur erahnen kann. Je höher wir kommen desto besser wird es aber. Eine Stunde später parken wir auf dem riesigen Parkplatz vor dem Hurricane Ridge Visitor Center. Ab hier ist die Strasse bis zum Hurricane Hill gesperrt, also laufen wir zu Fuß. Der Plow hat seine Arbeit noch nicht ganz abgeschlossen. Meterhoch ragen die Schneewände links und rechts von uns. Nach ein paar Meilen erreichen wir das Ende der Strasse und haben hier einen gigantischen Ausblick auf die umliegenden schneebedeckten Gipfel und die Salish Sea. Wir sind absolut alleine und genießen eine ganze Zeit lang das Panorama.Die 8°C fühlen sich trotz 1.500 Höhenmetern schön warm an, so dass einiges an Kleidungsstücken im Rucksack verschwindet. Gegen Mittag verlassen wir nach einem Besuch im Visitor Center schließlich die Hurricane Ridge wieder. In Port Angeles gibt es ein zweites Frühstück.Der Parkplatz des "Seven Cedars Casino" an der Sequim Bay ist wieder bis auf den letzten Platz gefüllt, dabei ist es gerade 14 Uhr und mitten in der Woche. Und auch die obligatorischen Fireworks werden alle paar Meter an Buden an der Strasse verkauft. Jeden deutschen Feuerwerks-Sicherheitsbeauftragten würde es hier sicher kalt erschaudern lassen. Kurz hinter der Discovery Bay verlassen wir den Highway 101 und fahren über die 104 und die "Hood Canal Floating Bridge" gen Osten. Um kurz nach drei Uhr erreichen wir das Ferry Terminal auf Bainbridge Island. Wir bezahlen unsere 15,40 $ für die Überfahrt nach Seattle und stellen uns recht weit vorne in die Wartereihe. Knapp 20 Minuten später legt unsere Fähre an und spuckt recht zügig ihre Passagiere aus, die sowohl mit dem Auto oder Motorrad als auch zu Fuß und mit dem Fahrrad unterwegs sind. Um 15:50 Uhr legen wir ab und haben gleich nach der Ausfahrt aus der kleinen Bucht die Skyline von Seattle vor uns. Die 30 Minuten Fahrzeit gestalten sich durch die tollen Ausblicke sehr kurzweilig. Über der Stadt hängen noch immer dunkle Wolken, aber wenigstens behalten sie ihren Inhalt im Moment für sich. Das Entleeren der Fähre geht auch am Ziel wieder so zügig wie das Befüllen und so sind wir schnell an unserem Hotel in Downtown.Statt der Priceline-Besenkammer bekommen wir ein sehr schönes Zimmer im 11. Stock. Das Programm für unseren heutigen Abend darf meine Frau auswählen und deshalb geht es in die riesige Westfield Southcenter Mall in der Nähe des SeaTac-Airports. Etwas mehr als drei Stunden verbringen wir hier. So etwas hat früher auch schon länger gedauert, aber meine Anstrengungen Caro dahingehend zu erziehen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und ein wenig mehr Entscheidungsfreude zu zeigen, tragen so langsam Früchte.Als wir um kurz vor 22 Uhr unsere Tür im Sheraton wieder aufschliessen steht auf einmal ein Mann in unserem Zimmer. Er ist ähnlich überrascht wie wir, hatte sich aber schon über die Taschen im Schrank gewundert. Ein Anruf an der Rezeption klärt auf, dass unser Zimmer versehentlich doppelt vergeben worden ist. Da wir zuerst dort waren dürfen wir bleiben und bekommen als Entschuldigung 12.000 Punkte auf unser "Starwood Preferred Guest"-Konto gutgeschrieben, was ungefähr eineinhalb Freiübernachtungen entspricht. Morgen widmen wir uns dann ganz der Stadt und seinen Sehenswürdigkeiten bei - das sei vorweggenommen - allerschönstem Sonnenwetter.Hotel: Sheraton / Seattle, WAGefahrene KM: 222 16. Tag: Seattle, WAHeute widmen wir uns ganz der mit über 600.000 Einwohnern größten Stadt im Nordwesten der USA. Neben dem Spitznamen "Emerald City" - wegen des vielen Grüns - trägt Seattle auch den Beinamen "Rain City". Diesem wird sie heute aber nicht gerecht, denn es scheint die Sonne - und zwar den ganzen Tag! Nachdem wir heute mal etwas länger geschlafen haben brechen wir um 9:30 Uhr zu Fuß zu unserer Erkundungstour auf. Unser erstes Ziel ist der "Pike Place Market" an der Waterfront. Er wurde 1907 eröffnet und ist damit einer der ältesten ohne Unterbrechung betriebenen Märkte der USA. Es herrscht eine wuselige und geschäftige typische Markt-Atmosphäre und einige der Fischverkäufer zeigen ganz besondere Marktschreier-Qualitäten. Neben Spezialitäten aus dem Ozean gibt es hier allerdings überall auch viel Ramsch - oder wie einige Leute sagen "Kunst" - zu kaufen. Gleich gegenüber befindet sich die allererste Starbucks-Filiale - übrigens die einzige der Welt, die noch das traditionelle Logo ziert. Sie wurde 1971 von drei Studienfreunden als Kaffee-, Tee- und Gewürzgeschäft eröffnet. Die Geschichte des Mannes, der ihnen das Unternehmen später abkaufte und zu dem machte, was es heute ist, ist durchaus interessant und zeigt, wie der feste Glaube an eine Idee und Beharrlichkeit zum Erfolg führen kann. Wir laufen von hier weiter die 1st Avenue herunter bis zum Pier 54. Im "Red Baron" frühstücken wir erstmal draußen auf der Terrasse mit schönem Blick auf das Wasser. Es erinnert hier ein wenig an "Fishermans Wharf" in San Francisco. Die Piers 50 und 52 nebenan sind das Reich der "Washington State Ferries", deren Liniennetz als das größte Nordamerikas und das drittgrößte der Welt gilt. Hier sind auch wir gestern an Land gegangen bzw. gefahren. Seattle ist aber nicht nur eine Stadt mit viel Wasser (immerhin 40% beträgt der Anteil an der Stadtfläche), sondern auch mit vielen Hügeln. Und auch damit erinnert sie an San Francisco. Diese sind ebenfalls der Grund, warum wir heute häufig außer Puste sind. Ein paar Blocks weiter oben steht das mit 285 Metern höchste Gebäude Seattles - das Columbia Center. Für 5$ Eintritt erhalten wir Zugang zu seinem Observation Deck im 73. Stock. Von hier aus haben wir einen spektakulären 270°-Rundblick über die Stadt. Man sieht sehr schön, auf welch schmaler Landenge sie zwischen Puget Sound und Lake Washington liegt. Neben uns erklärt ein junger Mann seinen Begleitern, wo am Ostufer des Washington Lake in Medina die High-Tech Villa von Bill Gates zu sehen ist. Da sind allerdings selbst Caros Adleraugen überfordert. Die Interstate 90, die mit der Murrows Memorial Bridge beginnt ist übrigens die längste Autobahn Nordamerikas und führt über 5.000 Kilometer bis an die Atlantikküste nach Boston. Das "Qwest Field" (oder "Century Link Field", wie es seit Juni 2011 heißt) ist die Heimstätte der "Seattle Seahawks" und genießt den Ruf als lautestes Stadion der NFL. Auch das MLS-Team "Sounders FC" trägt hier seine Heimspiele aus. Baseball spielen die "Seattle Mariners" im dahinter liegenden "Safeco Field". Mit Baukosten von über einer halben Milliarde Dollar war es zum Zeitpunkt seiner Eröffnung 1999 das teuerste Baseballstadion der Welt.Unser nächstes Ziel ist der "Pioneer Square Historic District", der Geburtsort der Stadt. Bei dem großen Feuer 1889 wurde das Areal nahezu komplett zerstört. Die Gebäude, die wir hier heute sehen, sind also größtenteils aus dem späten 19. Jahrhundert. Das Gebiet umfasst den triangelförmigen Platz an der Ecke 1st Avenue und Yesler Way und einige umliegende Blocks. Um 15:30 Uhr sind wir für eine kurze Pause wieder im Hotel, um uns nach dem ganzen "auf-und-ab-Gelaufe" ein wenig frisch zu machen und bummeln danach noch ein wenig durch die nähere Umgebung. Obwohl das Öffentliche Nahverkehrssystem zu einem der besseren der USA gehört, holen wir unser Auto aus der Garage. Unsere nächsten Ziele liegen nämlich nicht mehr in fußläufiger Reichweite. Das Verkehrschaos auf dem Weg zur "Space Needle" lässt uns diese Entscheidung fast wieder bereuen. Außerdem sind die Parkgebühren in der Nähe des Turms extrem hoch. Etwas abseits finden wir dann einen "U-Park", der mit 5$ für zwei Stunden vergleichsweise günstig ist.Der zweite Teil des Tages folgt auf der nächsten Seite!