Reisebericht Südwesten USA 20137. Tag: Las Vegas, NV - Canaan Mountain (White Domes) - Kanab, UTEin letztes Mal genießen wir beim Kaffee den tollen Blick von unserer Couch. Um 6:30 Uhr sind wir aufgestanden und müssen uns nun etwas beeilen, denn wir haben heute sowohl ein gutes Stück zu fahren als auch eine größere Wanderung vor. Nachdem all das Gepäck wieder im Wagen verstaut ist kommen wir um 8 Uhr los. Das Tanken ist mit 3,49 $ die Gallone sehr günstig. Caro geht es heute Magen-mäßig nicht ganz so gut. Vielleicht lindert ein Frühstück die Beschwerden. In Mesquite machen wir dafür Halt bei McDonald's. Richtig helfen tut das auch nicht, aber wenigstens wird es auch nicht schlimmer. Unzählige Male ist man die Strecke in Richtung Kanab schon gefahren und deshalb erreichen wir ohne weiteren Stop um kurz vor 12 Uhr Hildale in Utah, die Zwillingsstadt von Colorado City gleich nebenan in Arizona. Wobei die Bezeichnung Stadt wohl etwas übertrieben ist, Ortschaft trifft es eher. In Hildale befand sich lange Zeit die Zentrale der "Fundamentalistische Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage", einer separatistischen Gruppe des mormonischen Fundamentalismus. Und obwohl die Zentrale mittlerweile nach Texas umgezogen ist leben hier noch immer extrem viele Mitglieder dieser Glaubensrichtung und prägen deutlich das Bild auf den Straßen. Über die Hintergründe dieser Bewegung mag sich bei Interesse jeder sein eigenes Bild machen. Nicht zuletzt wegen immer wieder bekannt werdender sexueller Übergriffe auf Kinder und Minderjährige innerhalb der "Gemeinschaft" bezeichne ich persönlich sie als eine kranke verabscheuungswürdige Sekte. Wie dem auch sei: am Rande des Ortes gibt es mit den White Domes auf dem Canaan Mountain ein relativ neu entdecktes Ziel, dessen Bilder im DA-Forum so spektakulär aussahen, dass wir uns heute gleich mit eigenen Augen überzeugen wollen. Am Ende der wenige Meilen langen Dirtroad parken wir unseren Wagen an einem kleinen Wassertümpel und beladen unsere Rucksäcke: zehn Liter Wasser, Müsliriegel, Sonnenschutz kommen mit auf den Hike. Außerdem haben wir heute das erste Mal unser gebraucht erworbenes GPS-Gerät (Delorme Earthmate PN-20 / Danke Michael!) dabei. Das Thermometer zeigt 39°C als wir uns um kurz vor halb eins auf den Trail begeben. Der Weg am Bach entlang führt immer wieder durch sandige Passagen mit unangenehmen Anstiegen. Unter dem Arch hoch oben in der Ostwand des Canyons brauche ich die erste Verschnaufpause. Nach etwa einer Meile wird der Canyon immer enger. Bald kommen wir an eine Stelle, wo der Bach über einige Felsstufen sehr fotogen durch das rote Gestein fließt. Wunderschön ist von hier auch der Blick zurück. Vor uns liegt nun der Anstieg auf den Canaan Mountain. Eine hohe Stufe gilt es zu erklettern und schon ist man auf dem schmalen gut sichtbaren Pfad, der uns nun in Serpentinen die steile Wand hinaufführt. Und der Weg zieht sich wie Kaugummi. Das Laufen ist anstrengend, die Hitze lähmt immer mehr die Beine. Ein Problem mit der Höhe haben wir nicht. Es geht zwar an der Seite tief herunter und stolpern sollte man nicht, die freie Sicht nach unten wird aber meist von Bäumen und Büschen verdeckt. Außerdem ist man genug mit seinem inneren Schweinehund, dem Trinken und dem Schnaufen beschäftigt. Das Ende des Aufstiegs kommt überraschend und zu einem Zeitpunkt, wo man es immer lauter schimpfend herbeigeschworen hat. Umso größer ist die Freude als wir zwei Stunden nach dem Start der Wanderung endlich oben auf dem Plateau ankommen. Wir lassen uns auf einem großen Felsen nieder und genießen erstmal den grandiosen Ausblick über die in den schönsten Farben schillernde Landschaft.Halblinks in der Ferne liegen die White Domes. Entgegen unserer Erwartung sieht der Weg dorthin von hier aus noch weit und beschwerlich aus. Wir speichern den Felsen als Wegpunkt für den Abstieg später in unser GPS und machen uns mit halbwegs frischer Energie auf das letzte Teilstück. Einen sichtbaren Pfad gibt es nun nicht mehr. Wir versuchen einen möglichst Kräfte schonenden Weg durch das doch recht unwegsame Gelände zu finden. Das gelingt nicht immer und schnell sind wir wieder am Schnaufen und Kämpfen. Die An- und Abstiege zehren bei dieser Hitze sehr. Nach etwa einer Stunde erreichen wir eine Kuppe, die auf gleicher Höhe mit den White Domes liegt und von wo wir einen schönen Blick haben. Luftlinie ist es von hier aus auch nicht mehr weit. Dazwischen liegt allerdings eine tiefe Senke, die wir einmal durchwandern müssten. Ein Blick auf die bereits zur Hälfte verzehrten Wasservorräte, das Thermometer und die fortgeschrittene Uhrzeit lässt uns nicht lange daran zweifeln hier nun umzudrehen. Das ist zwar schade, da wir das eigentliche Ziel der Wanderung nicht erreicht haben, angesichts der gehörig in den Knochen steckenden bisherigen Wanderung und des noch vor uns liegenden langen Rückwegs aber die einzig vernünftige Entscheidung. Der Pfeil auf unserem GPS weist uns den Weg zurück Richtung Abstiegstelle. Und unerfahren wie wir damit sind, folgen wir diesem Pfeil relativ blind und ohne auf die Gegebenheiten des Geländes zu achten oder wie sonst auf den Orientierungssinn zu hören. Nicht weit vor dem Ziel wird klar, dass wir uns gehörig verstiegen haben. Wir sind in einer kleinen Schlucht gelandet, aus der es keinen Weiterweg gibt. Ein ganz schönes Stück müssen wir wieder zurück, was weitere wertvolle Kräfte verschleißt und uns auch mehr als 30 Minuten Zeit kostet. Als die richtige Stelle schließlich erreicht ist beginnt der Abstieg. Und der ist erst richtig anstrengend. Zwischendurch habe ich das Gefühl, daß ich heute nicht zusammen mit meinen Kniescheiben unten ankommen werde. Zweimal reißt es mich von den Beinen, was Caro gehörig den Schrecken in die Glieder schießen lässt. Wir sind beide wirklich total erleichtert als wir die Kaskaden des Baches erreichen und der Abstieg geschafft ist. Den weiteren Weg bis zum Auto gehe ich wie in Trance, um die Schmerzen in Gelenken und Knochen nicht zu sehr spüren zu müssen. Um 18:15 Uhr erreichen wir unseren Wagen. Endlich! Trotz der Strapazen stellen wir fest, daß das eine extrem schöne und spannende Wanderung war, die wir sicherlich irgendwann noch einmal angehen werden. Dann aber bei etwas gemäßigteren Temperaturen und einer Startzeit in den Morgenstunden. Eine Stunde Fahrzeit bis Kanab genügen unserer Klimaanlage, um unsere Körper wieder auf normale Betriebstemperatur herunterzukühlen. Der Empfang in der Canyons Lodge ist ausgesprochen nett und nach einem kurzen Plausch mit den Besitzern Travis und Matt beziehen wir ein sehr schönes Zimmer im 1. Stock. Wir können uns tatsächlich kaum noch bewegen, aber nach einer erfrischenden Dusche laufen wir zu Fuß die paar Meter die Straße herunter zum Essen im "Spurs Grill". Die Steaks sind nichts besonderes, erfüllen aber ihren Zweck. Außerdem sitzt man hier schön draußen und es gibt Live-Musik. Um 23 Uhr endet ein ebenso schöner wie anstrengender Tag. Hotel: Canyons Lodge / Kanab, UTGefahrene Meilen: 218 8. Tag: Kanab, UT - Grand Canyon North Rim (Point Sublime & Fire Point)Mit einem kleinen aber feinen Frühstück auf der schön angelegten Terrasse vor der Rezeption starten wir in den Tag. Travis erzählt uns, dass er morgen nach Las Vegas fährt, um dort das Wochenende in seinem Appartment zu verbringen. Wir verlassen um kurz vor 9 Uhr Arizona-Zeit das wunderbare Motel und seine herzlichen Gastgeber und biegen etwa eine Stunde später in Jakob Lake auf den HW 67 Richtung Grand Canyon North Rim. Seit Tagen ist die Temperatur mal wieder etwas angenehmer: 27°CDies ist heute unser dritter Besuch des Grand Canyon. Jeweils einmal waren wir bisher am South und North Rim. Doch so richtig warm geworden sind wir bisher mit dem Park nicht. Das soll sich heute ändern. Dafür verlassen wir ein ganzes Stück hinter der Eingangsstation den Asphalt, welchen wir für die nächsten über 50 Meilen auch nicht wiedersehen werden. Die Strecke führt gleich zu Beginn wunderschön durch duftende Nadelwälder und nach zehn sehr kurzweiligen Meilen erreichen wir einen ersten Aussichtspunkt in den Canyon. Der zweite folgt kurze Zeit später und fünf weitere Meilen weiter biegen wir auf den Abzweig zum Point Sublime ein. Schon von weitem sieht man eine der wohl schönst gelegenen Picknickbänke der USA. Wir parken den Wagen und sind uns gleich einig: dieser Aussichtspunkt ist wirklich phantastisch. Vor uns erstreckt sich die unfassbare Weite und Tiefe des Grand Canyons. Ganz allein sind wir hier. Wo sonst hat man das am Grand Canyon? Auch den Colorado River sieht man von hier in der Ferne im Sonnenlicht schimmern. Wir können uns kaum losreißen, doch wir wollen noch zu einem weiteren einsamen Aussichtspunkt des Grand Canyon North Rim: dem Fire Point. Der liegt ein ganzes Stück weiter nordwestlich und ist über ein Gewirr von Dirt Roads zu erreichen. Diese sind heute alle wirklich gut zu fahren und so vergehen die über 30 Meilen Strecke zwischen den beiden Punkten recht schnell. Lediglich kurz vorm Fire Point ist die Spur so tief ausgewaschen, dass ein Durchfahren ohne Aufsetzen nicht möglich ist. Wir umfahren das Hindernis durch den Wald. Und auch dieser Aussichtspunkt ist absolut sehenswert. Etwas grüner ist es hier und ebenso einsam und still wie am Point Sublime. Eine genaue Wegbeschreibung findet sich bei unseren Trip-Tipps.Gegen 15.30 Uhr brechen wir wieder auf. Knapp 20 Meilen Dirtroad liegen bis zum Asphalt des HW 67 noch vor uns. Außerdem haben wir heute Abend noch eine Verabredung zum Essen und wollen nicht in Zeitnöte geraten. Die Strecke nun ist landschaftlich nicht mehr ganz so schön und auch der Belag des Weges wird immer steiniger. Und kurz nach der Durchfahrt einer besonders tiefen und steinigen Passage passiert es mal wieder: das gut bekannte und immer wieder nervige "Bing-Bing-Bing"-Warngeräusch des Autos meldet sich. Gleichzeitig blinkt die Luftdruck-Warnanzeige. Ich fahre erstmal ungebremst weiter während Caro aus dem Fenster schaut, ob auf ihrer Seite etwas zu sehen ist. Ist es nicht. Ich schaue bei mir. Was ich sehe zwingt mich zum sofortigen Stopp. Der hintere rechte Reifen ist komplett platt, wir fahren schon auf der Felge. Ich hatte gehofft, daß sich der Reifen etwas langsamer leert und wir noch ein Stück näher an den Asphalt kommen. Von dem sind wir hier noch zehn Meilen entfernt. Wir schieben den Wagen ein paar Meter vor auf etwas ebeneres Gelände und entladen den Kofferraum. Das Ersatzrad hängt wie meist unter der Karosserie und ist schnell zu Boden gelassen. Bei unserem Liberty ist dies kein vollwertiger Ersatzreifen, sondern ein Notrad. Diese Dinger liebe ich ja und sehe uns schon vor meinem geistigen Auge morgen mit 50mp/h als rollendes Hindernis dutzende von Meilen zur nächsten Werkstatt tuckern. Nach einigem Schweißvergießen wegen sehr fest angezogener Schrauben ist der neue Reifen schließlich angebracht und der kaputte zusammen mit unserem Gepäck wieder im Kofferraum verstaut. Um kurz vor 18 Uhr erreichen wir eine Stunde später als geplant die Lodge. Nachdem wir den ganzen Tag keine Menschenseele gesehen haben ist der Trubel hier schon fast ein Schock. Wir stellen unseren Wagen auf einem der letzten freien Parkplätze ab und laufen zur Rezeption. Hier steht schon eine lange Schlange am Check-In, die nur langsam und mühselig abgearbeitet wird. Nach einer gefühlten Ewigkeit sind wir dann endlich dran und erhalten die Schlüssel zu unserer Cabin, die wie sich herausstellt gar nicht weit von unserem Auto entfernt ist. Das ist jetzt natürlich praktisch und spart wertvolle Zeit, die wir noch fürs Duschen und Auspacken benötigen. Auf die Minute pünktlich um 19:30 Uhr treffen wir vor der Lobby unsere Verabredung zur heutigen Abendgestaltung: die schon freudig auf uns wartende Silke aka Westernlady. Im DA-Forum hatte sich im Vorfeld herausgestellt, daß sich unsere Routen heute und morgen überschneiden und so war schnell ein Tisch für drei im Restaurant der Lodge resereviert. Bei wirklich sehr leckeren Steaks und tollem Service verbringen wir einen kurzweiligen lustigen Abend. Ein letztes eiskaltes Bier trinken wir zusammen noch vor unserer Cabin und verabschieden uns um Mitternacht bis morgen. Hotel: Grand Canyon Lodge North Rim / North Rim, AZ Gefahrene Meilen: 156