13. Tag: Sedona, AZ - Watson Lake - Senator Highway - Crown King, AZ - Cleator, AZ - Scottsdale, AZ Meiner Frau ist kalt, mir ist heiß. Da sich der Stärkere meist durchsetzt, ist unsere Decke über Nacht am Fußende gelandet. Mit einem heftigen Ruck befördert die fröstelnde Caro diese um 5 Uhr morgens wieder an ihren eigentlichen Bestimmungsort. Ich werde davon aber nur kurz wach und stelle auch den eine Stunde später klingelnden Wecker noch mal 90 Minuten vor. Man muss sich auch mal erholen und das war heute anscheinend nötig. Wir trinken Kaffee auf unserer Terrasse, packen dann die Sachen zusammen und sitzen um 8:45 Uhr beim Frühstück. Sedona hat uns auch beim zweiten Besuch gut gefallen. Die Stadt ist zwar über die Maßen voll, aber die Wandermöglichkeiten und die grün- rote Natur einfach toll. Statt über den Highway 89A fahren wir über die Interstate Richtung Prescott. Das ist der Preis fürs Ausschlafen heute. Ich erinnere mich aber, daß der Weg über Land größtenteils sowieso nur durch Kreisel und über nervige Serpentinen führt. Hinter Dewey-Humboldt reiht sich nach der Abfahrt von der Autobahn ein festinstallierter Blitzer an den anderen auf dem Highway 69. Um kurz vor zwölf parken wir unseren Wagen am Watson Lake. 2009 waren wir zum ersten Mal hier. Heute bietet er sich als Zwischenstopp an, um kurz frische Luft zu schnappen und ein paar Meter zu laufen. Schön ist der See noch immer. Nach einer halben Stunde fahren wir weiter. Wir haben heute noch einiges vor. Im Süden Prescotts stehen an der Mt. Vernon Avenue einige sehr schöne viktorianische Häuser. Der Asphalt des sich anschließenden Senator Highway endet bald und es beginnt unsere knapp 60 Meilen lange Backroad-Tour durch den Prescott National Forest. Schnell gewinnt die Strecke an Höhe. Am Ende des langen Serpentinen-Abschnitts steht auf einem Parkplatz ein Pick-Up. Ein älterer Mann hantiert davor mit einem Gewehr, während daneben ein Jüngerer zwei Schüsse mit einer Handfeuerwaffe auf einen Baum abgibt. Eine merkwürdige und irgendwie auch unheimliche Szenerie. Als wir vorbeifahren, nehmen sie die Waffen netterweise herunter und grüßen kopfnickend. Kurz hinter der bewohnten historischen Palace Station Cabin geht es abermals bergauf. Ab und zu gibt es mal eine rauere Passage, die unser Liberty aber problemlos meistert. Nach etwa elf Meilen gibt der Wald erstmals den Blick auf die umliegenden Hügel frei. Die Straße wird wieder wesentlich besser.Es folgt ein schöner Abschnitt, der uns ähnlich einer Passstrasse weiter gen Süden führt. Immer wieder hat man weite Ausblicke. Unsere Begeisterungsstürme für die wunderschöne Strecke werden nach etwa 25 Meilen durch einen altbekannten Ton jäh unterbrochen. "Bing bing bing bing". Reifenschaden? Nö. Transmission Fluid Temperature? Jawoll. Nee - nicht schon wieder. Wir stoppen den Wagen und machen den Motor aus. Schatten gibt es gerade weit und breit nicht. Es muß auch so gehen. Wir geben unserem Schmierstoff zehn Minuten für seine Abkühlung und starten wieder. Wir kommen zwei Meilen weit. Dann bimmelt es wieder. So ein Mist. Wieder rechts ran. So langsam steigt der Adrenalinpegel. Wir sind auf halber Strecke, zu beiden Seiten sind es etwa 30 Meilen bis zum Asphalt. Einem anderen Auto sind wir seit dem schießwütigen Pärchen nicht mehr begegnet. Ich habe keine Ahnung, ob einem kochendes Transmission Fluid die Karre lahmlegen kann. Ich weiß nur, dass das hier ein denkbar ungünstiger Ort dafür wäre. Bis nach Crown King müssten es noch etwa sechs Meilen sein. Bis dahin müssen wir es schaffen. Genau das kommunizieren wir auch so nach oben. Außerdem machen wir Klimaanlage aus und Heizung an. Gibt bei 40°C wahrlich schöneres, aber es soll ja helfen. Entweder deswegen oder wegen unserer Stoßgebete erreichen wir um 16 Uhr ohne weitere Zwischenfälle Crown King. Eine gewisse Erleichterung ist nicht von der Hand zu weisen. Crown King ist eine ehemalige Goldminenstadt und liegt auf einer Höhe von fast 1.800 Metern in den Bradshaw Mountains. Heutzutage hat das kleine Örtchen noch etwas mehr als hundert Einwohner. Das "Zentrum" bilden die Kirche, der alte Saloon, die kleine Schule und der General Store. Vor diesem parken wir unseren Wagen und gehen hinein. Sofort fällt der Blick auf ein T-Shirt an der Wand: "I survived the Drive! Crown King, AZ" steht auf dem großen Aufdruck. Wie passend! Genau das beschreibt die Gemütslage - und ist deshalb gleich gekauft. Ich schildere der sehr netten Inhaberin unser Problem mit dem Transmission Fluid. Sie hat tatsächlich eine Flasche davon im Sortiment. Auch die wandert für den Fall der Fälle in unsere Einkaufstüte. Außerdem lässt sie uns ihren "Homemade Butter Fudge" probieren. Der ist tatsächlich sensationell und somit ein großes Stück in der Geschmacksrichtung Walnuss ebenso gekauft. Beeindruckt davon, dass tatsächlich Besucher aus Deutschland nach Crown King gefunden haben, verabschiedet sie uns herzlich. Im Gegensatz zu großen Teilen des Senator Highway ist die Crown King Road, welche uns nun Richtung Scottsdale führt eine breite und gut zu fahrende Gravelroad. Die Landschaft und die Ausblicke darauf sind auch hier wunderschön. Teilweise fühlen wir uns entfernt an den Joshua Tree NP erinnert - wegen der sehr ähnlichen Felsformen. Auf halber Strecke werden wir für einige Minuten von Bauarbeiten gestoppt und kurz darauf von einer auf der Straße liegenden Schlange, die allerdings schon tot ist.Cleator ist eine weitere klitzekleine Ghost Town an der Strecke. Die Bar ist ein beliebter Treffpunkt für ATV- Fahrer und Wochenendausflügler. Bald stehen die ersten Saguaros links und rechts des Weges. Die alte Ghosttown Bumble Bee kündigt den letzten Teil der Strecke an.Um kurz nach 18 Uhr haben wir wieder Asphalt unter den Rädern und parken kurz vor der Auffahrt auf die Interstate in einer Bucht am Straßenrand. Ein Stück Restpizza von gestern und ein kaltes Getränk haben wir uns jetzt verdient. In der Ferne sehen wir einen Pick-Up auf der Crown King Road angerauscht kommen. Kurz bevor er auf unserer Höhe ist wird er langsamer und hält schließlich. Ein Mann mittleren Alters kurbelt das Fenster herunter und fragt uns, ob mit unserem Transmission Fluid alles in Ordnung sei. Häh? Wir haben den Herrn noch nie gesehen. Woher kennt er UNS? Und woher weiß er von unseren Schmiermittel-Überhitzungsproblemen? Diese Fragen scheinen uns ins Gesicht geschrieben zu stehen. Der Mann zeigt uns ein breites Grinsen und lehnt sich etwas zurück, so daß der Blick auf den Beifahrersitz freigegeben wird. Und wer sitzt da und lächelt uns freundlich an: die Inhaberin des General Store in Crown King. Wir müssen alle vier lachen ob der Auflösung. Sie ist mit ihrem Mann auf dem Weg nach Phoenix, um den Wocheneinkauf zu erledigen. Wir halten noch einen kurzen Small-Talk, verabschieden uns und machen uns dann auch wieder auf den Weg. Nach nicht ganz einer Stunde Fahrt auf der Interstate erreichen wir um 19:30 Uhr unser Hotel in Scottsdale. Obwohl: Hotel ist nicht ganz richtig. Es ist eher ein Resort. Davon gibt es hier im Ort eine ganze Menge. Wir beziehen ein schönes Zimmer mit Blick auf den Parkplatz. Hunger haben wir nach den Pizzaresten vorhin nicht mehr genug, um noch essen zu gehen. Daher machen wir es uns mit Obst und Chips auf unserem Balkon gemütlich und trinken einige eiskalte Biere gegen die noch immer heftige Hitze. Es wird spät: erst um 1:30 Uhr bewegen wir uns in die Waagerechte.Hotel: FireSky Resort / Scottsdale, AZ Gefahrene Meilen: 201 14. Tag: Phoenix, AZ (Downtown) So gesund wie heute haben wir wahrscheinlich noch nie gefrühstückt. Es gibt eine riesige Obstplatte, einen Obstbecher, Fruchtaufstrich, Vollkornbagel und fettreduzierten Frischkäse. Hätte nicht gedacht, daß mir das schmecken würde. Tut es aber. Die inkludierten Frühstücke in zur Kimpton-Kette gehörenden Hotels haben immer einen hohen Obstanteil, aber hier ist das heute schon extrem. Wir hatten heute eigentlich zwei Backroads im Osten von Phoenix geplant. Danach ist uns nun aber nicht mehr so. Heute soll der heißeste Tag des Monats werden und auch deswegen wollen wir es mal ruhiger angehen lassen. Als wir vor vier Jahren drei Tage hier Scottsdale waren, haben wir uns Downtown Phoenix nicht angeschaut. Das möchten wir heute nachholen. Um 9:45 Uhr fahren wir los und erreichen etwa 30 Minuten später das Parkhaus unter dem Convention Center. Phoenix ist die Hauptstadt Arizonas und liegt im sogenannten Valley of the Sun inmitten der Sonora-Wüste. Mit etwa anderthalb Millionen Einwohnern ist es die sechstgrößte Stadt der USA. Im erweiterten Stadtgebiet leben sogar mehr als 4 Millionen Menschen. Nur ein paar Schritte sind es vom Parkhaus zum "US Airways Center". Die Heimstätte der Phoenix Suns fasst bei Basketballspielen etwa 18.400 Zuschauer und wurde 1992 eröffnet. Der Teamshop der Suns bietet heute 60% Rabatt auf die gesamte Kollektion. Das nennt sich doch mal Sale. Gut gekühlt und mit voller Tüte kommen wir zwanzig Minuten später wieder heraus. Gleich nebenan liegt mit dem "Chase Field" das Baseballstadion der Arizona Diamondbacks. Es fasst etwa 49.000 Zuschauer und war bei seiner Eröffnung 1998 das erste Stadion der USA mit verschiebbarem Dach. Viel los ist auf den Straßen in Downtown heute nicht. Wir sind so ziemlich die einzigen Irren, die hier zu Fuß herumlaufen. Kein Wunder: es sind um 12 Uhr sagenhafte 45°C. Wir müssen uns etwas herunterkühlen und fahren in die recht neu eröffneten Premium-Outlets nach Chandler. Um kurz nach eins sind wir da. Vor dem Haupteingang brennen zwei riesige Fackeln. Und das bei der Hitze. Verrückt! Um den Vitaminpegel vom Frühstück nicht zu tief fallen zu lassen gibt es im Food Court zwei riesige und extrem leckere eiskalte Smoothies für uns. Um 15 Uhr fahren wir mit ein paar neu erstandenen Klamotten wieder ab und sind 45 Minuten später am Hotel.Für die nächsten zwei Stunden genießen wir die schön gestaltete Pool-Anlage. Außerhalb von Vegas ist das nach unserer Erinnerung das allererste Mal, das wir in den USA auf Reisen an einem Hotelpool liegen. Ist bei den klimatischen Bedingungen heute aber ganz genau das Richtige. Der Fashion Square liegt nicht weit entfernt und dahin verschlägt es uns nach Dusche und Bier an der Bar zum Bummeln. Hier ist nicht voll los. Auch stehen viele Geschäfte leer. Viele Shops bieten 40% bis 60% auf den "entire Store". Ich finde nichts und Caro verweilt für meinen Geschmack mal wieder viel zu lange bei "Victoria's Secret". Zum Essen gehen wir heute in ein "Olive Garden"-Restaurant um die Ecke. Über diese Kette mit seinen mediterranen Speisen und Flair hatten wir schon viel Gutes gehört. Wir wollen das heute mal selbst testen. Der Service unseres jungen Kellners heute Abend ist herausragend. Vorweg gibt es Suppe oder Salat soviel man möchte. Unsere Pastagerichte sind beide auch sehr lecker. Und da wir unsere Refills nicht genutzt haben besteht unser Server darauf, dass wir jeweils noch einen Becher Cola für den Heimweg mitnehmen. Um 22 Uhr sind wir wieder im Hotel und verbringen den Rest des Abends ein weiteres Mal schwitzend bei eiskaltem Bier auf unserem Balkon. Es wird wieder weit nach Mitternacht und so verschieben wir das eigentlich noch geplante Umpacken der Koffer auf morgen. Hotel: FireSky Resort / Scottsdale, AZ Gefahrene Meilen: 74 Reisebericht Südwesten USA 2013