Reisebericht Südwesten USA 2012 3. Tag:  Monument Valley - Canyonlands NP Needles District (Lavender Canyon) - Monticello, UT Heute wollen wir dem Sonnenaufgang im Monument Valley die Ehre geben und auch dem Loop eine zweite  Chance. Also ist ein weiteres Mal früh aufstehen angesagt. Um 5:45 Uhr wir unsere Cabin und fahren die paar  Meter in den Park. Das Kassenhäuschen ist noch unbesetzt. Laut Broschüre ist der Park ab 6 Uhr geöffnet. Und  damit auch die Loop Road - denken wir. Noch ist die Schranke allerdings unten und wir bestaunen den Sunrise  bei kühlen 11°C erstmal vom Parkplatz aus. Eine Stunde später hat sich immer noch nichts getan. Als die Schranke um halb acht noch immer nicht  geöffnet ist, machen wir uns etwas ärgerlich davon. Das Monument Valley ist irgendwie nicht unser Pflaster.  Dafür kommen wir so etwas früher als geplant los. Nachdem wir um kurz nach acht aus unserer Cabin  ausgecheckt haben, machen wir noch einen Stopp am "Forrest Gump Point" am HW 163.   Dieser Blick ist immer wieder traumhaft. Auch deshalb hat das Monument Valley für mich nach seiner  Hauptrolle in Metallicas Video zu "I Disappear" in diesem Klassiker den zweitschönste Filmauftritt.  In Bluff wird unsere Weiterfahrt durch eine Art Wüsten-Marathon deutlich verlangsamt. Ein Police Officer tritt  zu meiner Frau an die Seitenscheibe. Mit Blick auf eine Körperregion irgendwo unterhalb von Caros Gesicht ruft  er uns ein freundliches "Nice tatts!" in den Wagen. Meine Frau schaut genauso so irritiert wie ich. Irgendwie  haben wir beide im ersten Moment einen anderen Vokal im zweiten Wort verstanden. Er weist uns darauf hin,  dass uns auf den nächsten Meilen Läufer auf dem Seitenstreifen entgegen kommen und gibt uns noch den  wirklich hilfreichen Hinweis: "don't hit one!".  Gegen halb elf erreichen wir Monticello und frühstücken hier erstmal. Dieses kleine Städtchen bietet sich als  Ausgangspunkt für Touren in den Needles District des Canyonlands NP an, wenn man nicht im Park direkt  campen will oder kann. Von hier aus dauert die Anfahrt bis zum dortigen Visitor Center etwa 60 Minuten und  ist damit knapp 30 Minuten kürzer als von Moab.   Wir sind um 12 Uhr da und begeben uns direkt zum Backcountry Desk. Wir wollen heute in den Lavender  Canyon und dafür brauchen wir ein Permit.   Der Lavender Canyon ist bekannt für seine  hellen Sandsteinwände, eine hohe Dichte von Arches, üppige  Vegetation und Ruhe und Abgeschiedenheit. Mit   letzterer war es kurzzeitig vorbei, nachdem vor einigen  Jahren ein bekanntes amerikanisches Outdoor-Magazin   diesen zu einem der zehn besten Spots für Car  Camping erkoren hatte. In der Folge überfluteten Aberhunderte   diesen Ort, was natürlich Schäden an der  Natur und auch Konflikte mit den ansässigen Ranchern zur Folge  hatte. Außerdem mussten immer wieder  festsitzende Fahrzeuge kostspielig aus dem Gebiet herausgeholt  werden. Denn der Canyon ist nicht nur sehr  abgelegen, er ist auch berüchtigt für immer wieder mal  auftretenden Treibsand.  Der National Park Service (NPS) hat deshalb vor einigen Jahren den Zufahrtsweg verlegt und ein Permit-   System eingeführt. Zur Zeit dürfen acht Fahrzeuge pro Tag durch das verschlossene Tor auf der Parkgrenze   etwa 4 Meilen vor dem Canyonende in das Gebiet einfahren. Für Fußgänger ist der Zugang unbegrenzt, d.h.  man kann theoretisch ohne Permit nach der bis hier ca. 15 Meilen langen Anfahrt seinen Wagen abstellen und   den Rest des Weges hiken. Die beiden Ranger sind sehr erfreut über unser Interesse an dem Canyon. Wir seien seit vier Tagen wieder die  ersten, die da hinwollen und somit auch heute alleine dort. Es werden einige Daten wie Heimatadresse,  Kontaktperson im Notfall, Wagentyp und Offroad-Erfahrung abgefragt und in den Computer eingegeben. Dann  erhalten wir für 5 $ unser Backcountry-Permit und die Zahlenkombination für das Schloß. Sie empfehlen, die  letzten zwei Meilen zu Fuß zu laufen, da es hier Treibsand geben kann. Zum Schluss weisen sie uns noch auf  die Solar Eclipse morgen hin. Wir sagen, dass wir (nicht nur deshalb) morgen sowieso wieder hier sind und  dann mal reinschauen, um Ihnen von der Tour zu berichten.   Wir fahren die etwa 7 Meilen bis zum Abzweig zum Lavender Canyon auf dem HW 211 wieder zurück und  starten unsere Tour. Die Fahrt in den Canyon geht größtenteils durch Sand. Am Indian Creek steht das Gebüsch teilweise so eng  rechts und links am Weg, dass man aufpassen muss sich den Lack nicht zu zerkratzen. Auch sind Dutzende von Kühen hier unterwegs, die hier und da auch mal den Weg versperren. Nach einer wunderschönen Fahrt und  dem Passieren des abgeschlossenen Tores stellen wir um 15:30 Uhr etwa 1,5 Meilen vor dem Ziel unser Auto in den Schatten unter einen Baum und laufen den Rest des Weges. Das schließt das Risiko aus, seinen Wagen hier mitsamt Hab und Gut im Treibsand absaufen zu sehen.  Außerdem wollen wir uns ja auch noch ein wenig bewegen. Wir gehen also weiter entlang der Jeep Spur. Es ist  recht heiß jetzt und das Laufen durch Sand ist wie immer unangenehm. Die Schönheit des Canyons  entschädigt aber dafür. Der riesige Cleft Arch markiert den Endpunkt.  Nach einem kleinen Picknick machen wir uns auf den Rückweg und sind um 18 Uhr wieder am Auto. Irgendwie  sind meine Hände jetzt ziemlich geschwollen und ich kühle sie im verbliebenen Eiswasser im Coleman. 90  Minuten später haben wir wieder Asphalt unter den Rädern. Eine detaillierte Wegbeschreibung für den  Lavender Canyon mit noch mehr Fotos findet man                  bei unseren Trip-Tipps. Zurück nach Monticello  fahren wir jetzt nicht über den HW 191, sondern nehmen den Weg über die Harts Draw Road. Diese schöne  Bergstrasse durch die Abajo Mountains bietet etwas Abwechslung fürs Auge und auch etwas Abkühlung. Zum  Sonnenuntergang zeigt unser Thermometer hier oben nur noch 14°C.  Auf der Abfahrt hinunter nach Monticello muss man nun in der Dämmerung sehr aufpassen, denn es wimmelt  nur so vor Rehen am Strassenrand.   Um kurz vor neun Uhr ist die Restaurant-Auswahl in Monticello nicht mehr allzu üppig und so holen wir uns bei  "Waggon Wheel Pizza" eine riesige Mafiatorte, die wir mit auf unser Zimmer nehmen. Unsere sehr vollen  Mägen und einige kühle Biere lassen uns bald einschlafen. Hotel: Inn at the Canyons / Monticello, UT (95 $/Nacht) Gefahrene Meilen: 239  Sunrise @ Monument Valley Sunrise @ Monument Valley Sunrise @ Monument Valley Sunrise @ Monument Valley Sunrise @ Monument Valley Sunrise @ Monument Valley HW 163, Utah HW 163, Utah Wüsten-Marathon bei Bluff, UT Six Shooter Peaks am HW 211 HW 211 Canyonlands Needles Lavender Canyon Lavender Canyon Lavender Canyon Lavender Canyon Lavender Canyon Lavender Canyon Lavender Canyon Lavender Canyon Lavender Canyon Lavender Canyon Cleft Arch, Lavender Canyon Lavender Canyon Harts Draw Road Harts Draw Road 4. Tag:  Monticello, UT - Canyonlands NP Needles District (Chesler Park & Joint Trail / Solar Eclipse am Pothole Point) - Moab, UT Heute soll es sehr warm werden und wir haben die mit über 20 Kilometern bisher längste Wanderung unseres  Lebens auf dem Programm. Jedenfalls können wir uns an nichts Längeres erinnern. Deshalb müssen wir früh  los. Wir stehen also um halb sechs auf, frühstücken und kaufen an der Tankstelle nebenan größere Mengen  Wasser und Eis. Unser Gepäck dürfen wir freundlicherweise im Hotel deponieren. Wir wollen unser gesamtes  Hab und Gut ungern den ganzen Tag unbeaufsichtigt im Auto schmoren lassen. Meine geschwollene Hand von  gestern erkläre ich mir jetzt übrigens mit einer stark juckenden Einstichstelle am Oberarm, die ich heute  morgen bemerkt habe.   Um 8:30 Uhr sind wir am Needles-Visitor Center. Wir sagen kurz Brad am Backcountry Desk Hallo, unserem  netten Ranger von gestern. Es freut ihn sichtlich, dass uns der Lavender Canyon so gut gefallen hat. Die  Rangerin vorne lädt uns ein, heute abend um 18 Uhr an der Ranger-Veranstaltung zur Sonnenfinsternis am  Pothole Point teilzunehmen. Wir berichten ihr von unserem Vorhaben, heute den Chesler Park und den Druid  Arch zu erwandern. Wenn wir nicht zu sehr trödeln, könnten wir das unter Einbeziehung des Joint Trail schaffen  und wären pünktlich zur Sonnenfinsternis am Pothole Point, sagt sie. Auf der Trailmap zeichnet Sie uns den  Weg ein, wie wir am Besten laufen sollen. Um 9 Uhr erreichen wir den Parkplatz am Elephant Hill Trailhead. Wir packen 10 Liter Wasser und einige Snacks  in unseren neuen Rucksack und laufen los. Recht bald sind einige  Höhenmeter zu überwinden und so wissen wir schnell, dass das heute kein Spaziergang wird.   Nach einer Stunde machen wir an einem der jetzt noch vorhandenen Schattenplatze erstmal Frühstückspause.  Als wir die Ebene erreichen sind wir froh, dass wir jetzt mal eine ganze Zeit lang geradeaus laufen können,  ohne dieses ständige Auf und Ab. Der Trail ist bis jetzt auch gut ausgeschildert. Die Gesteinsformationen und  Ausblicke sind natürlich die ganze Zeit über phantastisch, so dass wir hier einfach mal einige Bilder sprechen  lassen. Kurz vor Beginn der engen Felsspalte - dem Joint Trail - zweigt der kurze Abstecher zum Chesler Park Overlook  ab. Der unangenehme Aufstieg dahin hat seinen Beinamen "Fat Man's Misery" nicht ganz umsonst, aber der  Rundblick ist wirklich genial. Der Joint Trail begeistert uns vor allem deshalb, weil es in dem schmalen Gang zwischen den meterhohen  Felswänden so angenehm kühl ist. Irgendwie kommen wir auch heil die mit einem Baumstamm überwindbar  gemachte Stufe hinunter und verlassen durch die "Höhle der 1.000 Steinmännchen" die Felsspalte wieder.   Kurze Zeit später erreichen wir einen Parkplatz mit Toilettenhäuschen. Es ist mittlerweile 13:30 Uhr und das  Thermometer zeigt 38°C. Hier steht sogar ein Wagen. Hätte mir nicht jemand sagen können, dass man hier  auch mit dem Auto herfahren kann? So richtig schlau werden wir aus unserer Karte nun nicht mehr. Die von  der Rangerin aufgezeichnete Streckenführung passt nicht zu der Stelle, wo wir gerade sind. Und eine  Beschilderung gibt es auch nicht. Wir erinnern uns aber an den letzten Reisebericht unserer Freundin Ilona, die  auch von diesem Parkplatz berichtete und einem anschließenden Weg über eine Jeepspur. So nehmen wir diese  also. Zu dem auf der Karte eingezeichneten Abzweig zum Druid Arch kann uns diese aber auf keinen Fall führen.  Dieses Wissen drückt etwas auf die Stimmung. Auch werden vor allem meine Beine jetzt immer schwerer. Ich  merke, dass ich mir so langsam Blasen laufe. Nach Verlassen der Jeepspur geht es durch die Felsen wieder  bergauf. Wir wissen mittlerweile überhaupt nicht mehr, wo wir eigentlich sind und rennen eigentlich nur noch  stupide den aufgestellten Steinmännchen hinterher. Die Landschaft um uns herum bleibt natürlich trotzdem  wunderschön.  Nach gefühlten Stunden kommen wir endlich mal wieder an einen Wegweiser: Druid Arch 4,3 Meilen. Na super!  Das schaffen wir heute auf keinen Fall mehr. Ich sowieso nicht. Und überhaupt gehen die Wasservorräte auch  so langsam zur Neige. Ich bin mittlerweile ziemlich genervt. Die letzten Meilen zurück zum Parkplatz ziehen  sich jetzt wie Kaugummi. Ich überlege schon, ob ich mich nicht selbst mal für eine halbe Stunde in die stabile  Seitenlage bringe. Aber Caro feuert mich an, weiter zu machen. Schließlich erreichen wir um 17:30 wieder den  Parkplatz. Ich habe mich noch nie so gefreut unser Auto zu sehen. Ich schütte mir erstmal eine eiskalte  Flasche Wasser aus dem Coleman über den Kopf und eine weitere in mich hinein. Die mitgenommenen 10 Liter  Wasser haben wir komplett ausgetrunken. Mir tut jetzt eigentlich alles weh und einen Wolf habe ich mir auch  gelaufen. Hinzu kommt, dass meine Hände auch wieder ganz schön angeschwollen sind. Ich weiß nicht, ob das  an der Hitze und Anstrengung liegt? Bis heute weiß ich das nicht. Ich weiß nur, dass ich mich in dem Moment  gefühlt habe wie ein Wrack. Der Apotheker wird sich morgen freuen.   Caro ist erstaunlich frisch. Sie hat eine ziemlich gute Kondition. Ich rede mir das immer damit schön, dass ich  auch das doppelte Körpergewicht mit mir rumschleppen muss. Und dazu noch den schweren Rucksack.  Jetzt müssen wir aber auch schnell zum Pothole Point. Die Sonnenfinsternis - auf die ich jetzt totale Lust habe  - steht vor der Tür. Mit uns sind da noch ca. 50 andere Leute und drei Ranger. Sie erklären anhand von Pappen  mit Löchern, wie diese Solar Eclipse heute funktioniert und was genau passieren wird. Außerdem bekommen  wir diese Brillen, ohne die man das ganze "Spektakel" nicht sehen kann. Während des Vortrags habe ich ehrlich gesagt die ganze Zeit nur vor mich hingedämmert. Nur einmal bin ich  hellhörig geworden, nämlich als gesagt wurde, dass es eine Stunde dauert, bis der Mond maximal vor der  Sonne steht. Na super! Um 18:30 Uhr geht es endlich los. Mit bloßem Auge sieht man genau gar nichts. Nur  durch die Brille erkennt man, wie der Mond immer mehr an der Sonne "knabbert". Auch Fotos lassen sich nur  durch diese Brille machen. Und genau dieser Umstand lässt mich die ganze Faszination einer Sonnenfinsternis  nicht nachvollziehen. Ohne Brille sieht man einen großen glühenden Ball, der aussieht wie immer. Mit Brille  sieht man klar die Sonne und den Mond, drumherum aber nur schwarz. Es ist also vollkommen egal, ob ich  dabei am Pothole Point, am Grand Canyon, auf Capri oder in Castrop-Rauxel stehe. Alles außer der Sonne ist  durch die Brille schwarz wie die Nacht. Deshalb brechen wir auch nach einer halben Stunde auf, um schon mal etwas aus dem Park herauszufahren.  Um 19:30 Uhr halten wir nochmal, da jetzt der maximale Punkt der Solar Eclipse erreicht ist. Einen  geschlossenen Ring können wir hier aber sowieso nicht sehen, da wir dutzende Meilen vom richtigen "Ring of  Fire"-Gebiet entfernt sind. Die Fortsetzung des Tages folgt auf der nächsten Seite! Chesler Park Overlook Chesler Park Overlook Chesler Park Overlook Joint Trail Joint Trail "Höhle der 1000 Steinmännchen" Solar Eclipse Solar Eclipse