Reisebericht Südwesten USA 2012Fortsetzung 4. Tag:Wir müssen zurück nach Monticello, um dort im Hotel unser Gepäck abzuholen. Ganz schön spät ist es geworden. Erst um kurz vor neun ist alles verladen und wir fahren los Richtung Moab. Zum Abendbrot gibt es für uns heute Fastfood und um 22 Uhr checken wir endlich in unser Hotel ein. An der Rezeption steht der gleiche Mann, der auch bei unseren letzten beiden Besuchen hier immer da war. Er entschuldigt sich, dass er diesmal kein Zimmer im oberen Stockwerk für uns hat. Und das sollte sich noch als wirklich ungut herausstellen. Denn unser Nachbar von oben fängt so ab 23 Uhr an, im Stechschritt durch sein Zimmer zu marschieren - ohne Unterbrechung. So kriege ich kein Auge zu und in mir fängt es immer mehr an zu brodeln. Eine halbe Stunde später platz mir der Kragen. Ich steige auf einen Stuhl und schlage dreimal hart mit der Faust gegen die Decke. Das zeigt Wirkung. Ab jetzt ist Ruhe und wir können endlich in die Erholungsphase von einem anstrengenden aber schönen Tag übergehen. Hotel: Best Western Greenwell Inn / Moab, UT (144 $/Nacht)Gefahrene Meilen: 167 5. Tag: Moab - Dome Plateau (La Boca Arch, Squaw Window, Cave Springs, Owl Draw Mining Camp Cabins) - MoabEine größere Portion Putz liegt heute morgen auf dem Teppich. Meine Ruhigstell-Aktion für unseren marschierfreudigen Nachbarn gestern Nacht war vielleicht doch etwas zu heftig. Wir lassen es etwas ruhiger angehen heute und schlafen bis 7 Uhr. Der Hike von gestern steckt sogar Caro noch etwas in den Knochen. Ich kann vor lauter Blasen nur noch unter unangenehmen Schmerzen laufen. Mein "Laufbild" versuche ich trotzdem einigermaßen rund und unauffällig zu halten, um in der Öffentlichkeit nicht den Anschein zu erwecken ich hätte Verdauungsprobleme oder ähnliches. Unser erster Weg führt uns zum "City Market", wo es beim Starbucks erstmal einen Triple Shot Cappuccino gibt. Außerdem haben wir das gesammelte US-Münzgeld der letzten Jahre mitgebracht, welches wir an dem Automaten im Eingangsbereich gegen eine geringe Gebühr in einen Einkaufsgutschein umtauschen. Während Caro Grillgut und Getränke einkauft begebe ich mich in die Apotheken-Abteilung. Der komplette Regalbestand Blasenpflaster, zwei Dosen Magnesium, Itch Stopping Cream und ein Anti-Chafing-Gel wandern in den Einkaufskorb. Zurück im Hotel packen wir unsere Sachen für den Tag und brechen um 10 Uhr auf zu unserer heutigen Tour. Das Wetter meint es heute gut mit uns: 24°C und keine Wolke am Himmel. Diese angenehme Temperatur hätten wir gestern gebraucht! Auf dem Colorado Riverway fährt vor uns ein Mountainbiker, dessen Hose schon extrem nahe in Richtung Kniekehlen gerutscht ist. Wie immer beim Anblick eines "Maurerdekolletes" ruft Caro: "Insert Coin". Und wie immer muss ich darüber schmunzeln. Ein paar Meilen vor der Dewey Bridge offenbart mir meine Frau, dass der gestern auf der Strecke gebliebene Druid Arch im Needles District eine der Locations war, auf die sie sich im Vorfeld am meisten gefreut hatte. Ich weiß nicht, ob man mir den Schock in meinem Gesicht ansieht. Jedenfalls weiß ich gleich, dass wir dann das Programm für morgen umschmeißen und den Druid Arch nachholen müssen. Ihr zuliebe verzichte ich natürlich gern auf meine geplante Offroad-Tour und beiße die Zähne zusammen. Denn aus heutiger Sicht weiß ich nicht, wie ich in meinem Zustand morgen eine 18 Kilometer-Wanderung durchstehen soll. Von diesen Gedanken gilt es sich jetzt schnell abzulenken. Und das tue ich heute mit einer durchaus herausfordernden Offroad-Tour über das Dome Plateau. Dieses riesige Gebiet nordwestlich oberhalb des Colorado Rivers überzieht ein ganzes Netz von Dirtroads aller Schwierigkeitsgrade. Es ist deshalb ein beliebtes Ziel zur alljährlichen Easter Jeep Safari. Ohne GPS zu verwendende Wegbeschreibungen gibt es aber im Internet so gut wie gar nicht. Vielleicht auch deshalb und wegen seiner Abgeschiedenheit verirrt sich sonst kaum mal jemand hierher. Hinzu kommt, dass die Tour - wie wir sie fahren - auch nicht mit jedem beliebigen SUV durchführbar ist. Und ohne eine gute Portion Offroad- Erfahrung würde ich auch niemanden hierher schicken. Das Dome Plateau wird uns heute einige Arches, Caves, Alkoven, schöne Cliffs aus hellem Entrada-Sandstein und eine verlassene Miene bieten. Direkt hinter der Dewey Bridge verlassen wir den Asphalt. Recht bald geht es auf und ab über einige Felsstufen. Nur langsam geht es hier voran. Unser Wrangler krabbelt aber richtiggehend sehr schön über jedes Hindernis. Zwischendurch ergibt sich ein sehr schöner Blick auf die Dewey Bridge und den Colorado River. Nach etwa anderthalb Meilen sehen wir eine erste riesengroße Alkove. Die Stichstrasse zum 2010 eingestürzten Arrowhead Arch passieren wir etwas später.Eine Vielzahl von Alkoven und Bögen durchziehen nun die rechts des Weges liegenden Cliffs. Wir befinden uns nun in einem Gebiet, das in Topo-Maps als "Squaw Park" bezeichnet wird. Passend dazu gibt es hier auch einen sehr ansehnlichen Arch namens "Squaw Window". Etwa 4 Meilen nach unserem Abbiegen vom Highway 128 kommen wir an eine beim ersten Anblick ziemlich haarsträubende Stelle der Strecke: den sehr steilen und recht langen Abstieg in den Yellow Jacket Canyon. Ich steige aus, um zusammen mit Caro dieses Hindernis erstmal genau zu inspizieren und mir eine Route zurechtzulegen. Es gibt nämlich drei Spuren, die hinunterführen. So richtig einladend sieht keine davon aus. Dieses Gefälle erlaubt keinen Fahrfehler. Ich wähle eine Kombination aus allen Dreien und setze mich hochkonzentriert wieder ans Steuer. Caro schaut sich das Ganze von außen an. Das ist ein schöner Adrenalinschub zur Mittagszeit, aber ich komme zusammen mit dem Wrangler heile unten an. Fast 5 Meilen später ist dann aber auch für unser Fahrzeug Schluss. Vor uns liegt eine Felsstufe, die auf ganzer Breite einen extrem hohen vertikalen Versatz hat. Diese herunterzufahren wäre kein Problem, aber wir MÜSSEN hier auf dem Rückweg auch wieder hoch. Und das scheint mir mit Strassenbereifung nicht möglich. Das alles ist aber auch nicht tragisch, denn das Highlight dieser Tour liegt nur noch ein paar hundert Meter entfernt. Wir parken also unseren Jeep in der Wendebucht nebenan, packen Snacks und Getränke in den Rucksack und stehen nach einem kurzen Fußmarsch vor dem beeindruckenden La Boca Arch. Das Schöne an diesem Arch ist, dass man ihn von allen Seiten besteigen kann und man ihn dazu noch ganz für sich alleine hat. Wir klettern erstmal in ihn hinein, wo er herrlichen Schatten für ein verdientes Picknick spendet. Der Ausblick von hier auf die La Sal Mountains in der Ferne ist phantastisch. Danach klettern wir über Slickrock hinauf hinter den Arch. Erst nach unserer Rückkehr nach Deutschland haben wir gehört, dass es ganz in der Nähe mit dem Harold's Arch noch einen zweiten Steinbogen hier gibt. Wir gehen zurück zum Auto und fahren weiter zu den gigantischen Höhlen von Caves Spring. Vor der ersten Höhle steht eine alte Tiertränke. Und knapp zwei Meter davor liegt eine halbverweste Kuh. Kann auch ein Pferd sein - das lässt sich nicht mehr ganz genau sagen. Man kann in diese Höhlen auch hineingehen. Wir wollen da aber keine schlafenden Hunde wecken und verzichten darauf. Nachdem die Strecke seit unserem Abstieg in den Yellow Jack Canyon einfach zu fahren war, wird es jetzt wieder zunehmend felsiger. Nach etwa 4 Meilen erreichen wir die beiden alten verlassenen Cabins des Owl Draw Mining Camps. Der Eingang zur ehemaligen Mine liegt auf der anderen Strassenseite den Hügel hinunter. Ein ganz merkwürdiger chemischer Geruch liegt hier in der Luft. Um ihn zu definieren fehlt uns aber leider die Fachkenntnis. Die weitere Fahrt Richtung Highway 128, den man bald in der Ferne schon sehen kann, bietet landschaftlich nicht mehr viel Spannendes. Um 17:30 Uhr erreichen wir ihn und biegen rechts ab Richtung Moab. Eine detaillierte Wegbeschreibung dieser Tour mit zusätzlichen Fotos findet man hier bei unseren Trip-Tipps.Der Blick auf Fisher Towers und La Sal Mountains ist immer einen Stopp wert, auch wenn man schon unzählige Male hier vorbeigekommen ist. Obwohl wir vor drei Jahren schonmal da waren, finden wir den Stein im Colorado nicht mehr, von dem aus man so schöne Fotos machen kann. So schlagen wir uns völlig umsonst durch die Büsche und das Gestrüpp unten am Fluss. Wieder oben an der Strasse merke ich, dass mich schon wieder irgendwas gebissen hat. Direkt über dem Stiefelrand wird ein ca. 5 cm langer Streifen recht schnell rot und dick. Glücklicherweise sind wir mit Cremes aller Art ja jetzt gut ausgestattet.In unseren Augen einer der besten im Südwesten gedrehten Spielfilme ist "Breakdown" mit Kurt Russell von 1997. Das Unheil in diesem Action-Thriller beginnt mit einer Autopanne auf dem Colorado Riverway - genau vor dem markanten Felsmassiv, welches "The Priest and the Nuns" genannt wird.Wir haben die entsprechende Szene hier mal nachgestellt. Screenshot der FilmszeneWar gar nicht so einfach! Komischerweise hat aber auch niemand angehalten, um uns seine Hilfe bei der vermeintlichen Panne anzubieten. War wohl zu ersichtlich, dass wir irgendwie nicht ganz normal sind, wenn wir das Ganze mit Stativ fotografieren.Um kurz nach sieben sind wir schließlich zurück im Hotel. An diesem gefällt uns ganz besonders, dass es so schön zentral liegt. Nachdem wir uns frisch gemacht haben spazieren wir etwas über die Main Street. Ich hole mir noch ein paar bessere Hiking-Socken für morgen und danach lassen wir einen erlebnisreichen Tag bei gutem mexikanischen Essen und ein paar kühlen Bieren im "Fiesta Mexicana" ausklingen. Hotel: Best Western Greenwell Inn / Moab, UT Gefahrene Meilen: 93