Reisebericht Südwesten USA 20126. Tag: Moab - Canyonlands NP Needles District (Druid Arch) - Geyser Pass - MoabHeute wollen wir uns endlich mal wieder ein bisschen die Beine vertreten gehen. Voller Tatendrang brechen wir also um 6:30 Uhr auf in Richtung unseres schon richtig lieb gewonnenen Needles District des Canyonlands National Parks. Neunzig Minuten später parken wir unser Auto ein weiteres Mal am Elephant Hill Trailhead. Zehn Liter Wasser und diverse Snacks wandern in unseren Rucksack und besonders meine Vorfreude steigt ins Unermeßliche. Angenehme morgendliche 22°C zeigt das Thermometer. Die ersten 2,1 Meilen der insgesamt knapp 11 Meilen langen Wanderung verlaufen auf demselben Weg wie unser Hike vorgestern in den Chesler Park. Dann biegen wir links ab in einen breiten sandigen und steinigen Wash. Ging das Laufen für mich bisher erstaunlich gut, wird es jetzt auf diesem Terrain wirklich unangenehm. Schon bald muss ich auf Tunnelblick umschalten. Wir wechseln gerade mal wieder von einer Seite des Washes auf die andere, um einige größere Felsen zu umgehen, da kommen merkwürdige Geräusche aus einem Baum neben mir. Ich denke mir: "schau jetzt bloß nicht was da ist" und gehe erstmal weiter zu Caro auf die andere Seite, die heute mal wieder um einiges schneller ist als ich. Zusammen schauen wir auf den jetzt etwa 20 Meter entfernten Baum gegenüber. Und tatsächlich: ein katzenartiges, nicht allzu großes Tier sitzt etwas unterhalb der Krone in dem Baum und wetzt mit den Pfoten an einem Ast. Unser Pulsschlag fängt augenblicklich an sich zu verdoppeln. Mit bloßem Auge können wir nicht erkennen, um was für ein Tier genau es sich handelt. Ein Blick durch das Teleobjektiv unserer Kamera würde uns da jetzt mehr verraten. Das trauen wir uns aber beide nicht. Denn würden wir durch den Sucher einen Mountain Lion erkennen, würden wir uns beide an Ort und Stelle in die Hose machen. Wir wollen gar nicht wissen, was es ist und entfernen uns so unauffällig wie möglich. Uns ist jetzt schon ziemlich unheimlich. Diese Stimmung verstärkt sich noch, als zwei Minuten später vier große Rucksäcke auf einem Felsen am Trail liegen. Von den Besitzern ist weit und breit nichts zu sehen. Sowieso sind wir seit dem Abbiegen in den Wash noch überhaupt niemandem begegnet. Den Tunnelblick schalte ich wieder aus, um die Umgebung genauestens zu beobachten. Immer wieder schauen wir uns um. Mein Gehirn zwinge ich, nicht mehr an Mountain Lions zu denken. Und so einigen wir uns nach einer Weile, dass das sicherlich nur ein Bobcat gewesen sein kann. Für einen Mountain Lion war es einfach zu klein. Mit Erreichen des Dryfalls wissen wir, dass das Ziel nun nicht mehr allzu weit ist. Kurz nachdem wir diesen hochgeklettert sind, treffen wir auf vier Jungs - Engländer, wie sich schnell herausstellt. Wir zählen vier und vier zusammen und bekommen dann auch bestätigt, dass sie die Besitzer der verlassenen Rucksäcke sind. Sie hatten in der Nähe gecampt und wollten ihre ganze Ausrüstung nicht mit hoch zum Druid Arch schleppen. Als wir erzählen, dass wir nicht weit von ihrem Hab und Gut ein katzenähnliches Tier im Baum gesehen haben, verlieren alle vier etwas von ihrer gesunden Gesichtsfarbe. Nachdem man den Trail bisher durchaus als Wanderung bezeichnen konnte, kommen wir jetzt zur Phase des Bergsteigens. Gerade haben wir uns noch gefreut, einen ersten seitlichen Blick auf den Druid Arch geworfen zu haben. Doch nun beginnt ein wirklich sehr sehr steiler Aufstieg - über Stock und Stein und eine Leiter. Ich muss jetzt meine letzten Kraftreserven mobilisieren, um Caro zu folgen. Die immer lauter werdenden Flüche, die ich bei der Kletterarbeit ausstoße, stoßen bei Ihr auf vollstes Verständnis. Auf dem letzten Loch pfeifend erreiche ich das Plateau gegenüber dem Arch. Und was soll man sagen: der Anblick des "Druiden" lässt sogar mich die Strapazen der letzten nicht ganz drei Stunden schnell vergessen. Ein gewaltiges Teil!Nachdem wir unsere Foto- und Filmarbeiten abgeschlossen haben, setzen wir uns unter einen kleinen Baum für ein wohlverdientes Picknick. Ein weiteres Pärchen erreicht ihr Ziel. Sechs Wochen sind die beiden Franzosen mit Zelt auf Ihrer ersten Südwest-Tour unterwegs. Beneidenswert! Und auch eine schon etwas ältere Frau kommt kurze Zeit später mit ihrem jungen männlichen Begleiter auf das Plateau. Um 11.30 Uhr brechen wir wieder auf. 34°C heiß ist es mittlerweile geworden. Nur die kurzen heftigen Windstöße heute bringen zwischendurch etwas Abkühlung. Der Abstieg tut mir bzw. den Blasen nun richtig weh. Nachdem ich heute morgen ja schon schwach angefangen hatte, lasse ich jetzt ganz stark nach. Die Intervalle zwischen den Pausen werden immer kürzer. Bald überholt uns erst das französische Pärchen und dann auch die ältere Frau mit ihrem - vermutlich - Sohn. Wir sind zwar sehr langsam, aber mit den vielen Pausen geht es unter den Umständen im flachen Terrain dann ganz gut. Und solange noch kein Blut aus den Stiefeln suppt, werde ich ganz sicher nicht anfangen zu schwächeln. Die ältere Frau mit Sohn überholen wir sogar wieder. Sie macht keinen allzu fitten Eindruck mehr. Unsere Frage, ob alles okay sei, bejahen sie aber. Das Erreichen der letzten Wegkreuzung vorm Elephant Hill Trailhead lässt bei mir richtig Hochstimmung aufkommen: nur noch 1,5 Meilen bis zum Parkplatz! Dass sich das Stück schon vorgestern gezogen hat wie Kaugummi muss ich in dem Moment verdrängt haben. Aber heute ist es noch schlimmer. Immer kommt noch ein Anstieg und noch ein Abstieg. Hinter jeder Ecke denkt man, jetzt muss man gleich den Parkplatz sehen. Aber nein, es geht noch weiter. Mit Willenskraft konnte ich bisher meine Schmerzen erträglich machen und die heutigen kräftemäßigen Defizite ausgleichen. Jetzt aber war dieses verdammte letzte Teilstück kurz davor, meinen Willen zu brechen. Auf dem Höhepunkt dieses Gefühls von Wut und Verzweiflung erblicken wir endlich unser Auto in der Ferne. Ich falle meiner Frau um den Hals. Ohne Ihre moralische Unterstützung hätte ich es fast nicht geschafft. Hiking-mäßig war das heute für mich eine echte Grenzerfahrung, für die ich im Nachhinein dankbar bin. Alles andere wäre auch Blödsinn, denn ich habe es ja darauf angelegt. Klammert man das alles mal aus und versucht den Hike neutral zu bewerten, so kommen wir zu folgendem Schluss: der Druid Arch ist wirklich beeindruckend und von seiner Form her einzigartig. Er ist aber auch das einzige Highlight der Wanderung. Der Weg im Wash dorthin ist sehr unangenehm zu laufen und bietet landschaftlich nicht viel. Der letzte Anstieg ist auch in Top-Verfassung nicht ohne. Diese Beurteilung relativiert sich etwas, wenn man ihn in Kombination mit dem Chesler Park macht - so wie wir es ja auch eigentlich vorgesehen hatten. Denn dann ist es "nur" ein insgesamt 4 Meilen langer Abstecher. So wie wir ihn aber heute gelaufen sind, würden wir den Hike beide nicht noch einmal machen. Auf einer Bank erholen wir uns von den Strapazen. Zwei Flaschen eiskaltes Gatorade werden in einem Zug ausgetrunken. Wir sind beruhigt als wir sehen, dass auch die ältere Frau und ihr Sohn den Parkplatz erreichen. Sie kommen auf uns zu und fragen, ob wir ein Auto dabei hätten. Sie seien sich wegen der Beschaffenheit der letzten drei Meilen Dirtroad hierher nicht sicher gewesen und hätten Ihren Wagen deshalb am Campground stehen gelassen. Die beiden kommen aus Chicago und sind tatsächlich Mutter und Sohn auf einwöchigem Urlaub. Vor allem sie ist am Ende Ihrer Kräfte, denn sie hatten sich bezüglich ihres Wasserbedarfs etwas verschätzt. So freuen sie sich umso mehr über Wasser und Cola aus unserem Coleman. Ich klappe die Rückbank des Wranglers um, beseitige etwas die Unordnung und dann fahren wir los. Schön eng ist es mit vier Leuten in diesem Wagen. Bei der Verabschiedung am Campground bestehen sie tatsächlich darauf, uns noch Benzingeld für die kurze Fahrt geben. Erst nachdem ich Ihnen vorgerechnet habe, was eine Gallone Super in Deutschland kostet (und somit in den USA für uns quasi nichts) sind sie überzeugt, dass wir auf keinen Fall Geld von Ihnen annehmen werden. Ich kann nun endlich meine Schuhe ausziehen und falle so befreit für den Rest des Weges bis zum Highway 191 auf dem Beifahrersitz in einen tiefen Schlaf. Das tat gut und ich bin danach frisch für eine neue Unternehmung. Der Tag ist ja noch jung. Ein wenig Abkühlung in den La Sal Mountains wäre jetzt genau das Richtige. Hier wollten wir ursprünglich den ganzen Tag verbringen. Einen kleinen Teil unserer vorher zurecht gelegten Route können wir aber auch jetzt noch gut schaffen. Wir verlassen also um kurz nach halb fünf die 191 und fahren ab auf die 46. Knapp 13 Meilen später biegen wir links auf eine gut zu fahrende Gravel Road ein. Unser Ziel ist der über 3.200 Meter hoch gelegene Geyser Pass. Recht bald gewinnen wir an Höhe und haben tolle Ausblicke auf den mit fast 4.000 Metern höchsten Gipfel der La Sal Mountains - den Mt. Peale. Ein klein wenig rauer wird die Piste im weiteren Verlauf, ohne aber beliebigen SUV vor Probleme zu stellen. Der Dark Canyon Lake ist ein schöner kleiner Bergsee, der praktisch direkt an der Strecke liegt. Nur ein paar Meter fahren wir durch ein Tor auf das Privatgelände und stehen schon genau davor. Solch eine Landschaft ist nach all den roten Steinen der letzten Tage eine wunderbare Abwechslung. Und so genießen wir eine ganze Weile das Panorama und die Ruhe und beobachten die handvoll Angler bei Ihrer Arbeit.Etwa 5 Meilen später erreichen wir den Abzweig zum Blue Lake. Eine anderthalb Meilen lange Stichstrasse führt dorthint. Den wollen wir uns auch noch anschauen und biegen ab. Diese Strecke ist nun aber 4WD-Terrain, denn es geht praktisch über eine Geröllhalde mit sehr großen Steinen und vielen Auswaschungen. Das ist nicht schwer zu fahren, macht aber überhaupt keinen Spass. Gut durchgerüttelt kommen wir an. So schön wie der Dry Canyon Lake ist der Blue Lake aber nicht. Also halten wir uns hier nicht so lange auf. Für den Rückweg schalten wir auf Allrad-Antrieb, denn die Anstiege sind steil und mit der besseren Traktion angenehmer zu fahren. Zurück auf der Hauptstrasse ist es nun nicht mehr weit bis zum Geyser Pass. Angenehm kühl ist es hier oben - nur 18°C - und auch eine Menge Schnee schmilzt hier noch immer vor sich hin. Auf der Westseite des Passes ist die Strasse nun wieder eine sehr breite tadellose Gravelroad.Langsam sinkt auch die Sonne. Und so präsentiert sich das Spanish Valley uns bei der Abfahrt im letzten Tageslicht. Eine detaillierte Wegbeschreibung des Geyser Pass findet man hier auf unserer Website. Um 20:15 Uhr sind wir am Hotel, wo schon ganz laut die Dusche nach uns ruft. Danach fühlen wir uns fast wie neu geboren. Zum Essen gehen wir heute rüber ins "Zak". Gut gestärkt leeren wir dann auf unserem Zimmer noch das ein oder andere Bierchen und benennen dabei die Fotos der letzten Tage am Laptop.Das Ende eines weiteren erlebnisreichen und schönen Tages bekommen wir nicht mehr mit: die Müdigkeit rafft uns vorher dahin. Hotel: Best Western Greenwell Inn / Moab, UT Gefahrene Meilen: 201 7. Tag: Moab, UT - Marlboro Point - Spring Canyon Bottom - Dead Horse Point SP - Green River, UTErstaunlicherweise sind wir um 6:30 Uhr ohne Wecker wach. So können wir in aller Ruhe unsere Sachen packen. Man breitet sich an drei Tagen ja doch ganz schön aus. Im City Market füllen wir unsere Getränkebestände wieder auf und holen Salat und Brot für heute abend. Wir wollen mal wieder grillen. Besser gesagt: wir müssen, denn wir haben noch Fleisch im Coleman. Beim Denny's gibt es für mich zum Frühstück mein geliebtes "Meat Lover's Skillet" und für Caro irgendwas angeblich Gesundes. Mittlerweile ist es 9:30 Uhr und wir fahren auf den US 191 gen Norden. Kurz hinter der Kreuzung mit der 313 liegt auf der rechten Seite das Archview Resort. Das ist grundsätzlich erstmal nichts Aufregendes. Die Tankstelle dort spielt aber auch eine Rolle im mittlerweile allen hier bekannten Film "Breakdown". In der Anfangsszene haben Jeff und Amy hier eine erste recht merkwürdige Begegnung mit einem der später "bösen Jungs". Screenshot der FilmszeneScreenshot der FilmszeneCaro möchte noch ein paar von diesen Lesezeichen mit Magneten kaufen und so fahren wir zum Visitor Center des Island in the Sky Districts. Diesen Teil des Canyonlands NP haben wir vor Jahren schon ausgiebig besucht. Deshalb fahren wir nach dem Shopping wieder ein Stück zurück. Kurz vor unserer Abreise hatte Rainer Großkopf auf seiner Website den Marlboro Point vorgestellt. Seine Bilder sahen viel versprechend aus und auch können wir uns an die Namensgebende Zigarettenwerbung aus unserer Jugend noch gut erinnern. Grund genug, diesen Ort in unsere Planung kurzfristig einzubauen. Mit Rainers veröffentlichter Karte ist das Finden des Marlboro Point kein Problem. Wir wählen den Abzweig von der Island in the Sky Road und biegen später bei einer großen Kuhherde rechts ab. Jetzt geht es immer nur noch geradeaus. Etwa eine halbe Meile vor dem Ziel wird die Strecke dann 4WD HC Terrain. Am Parkplatz angekommen heißt es rechtzeitig bremsen, denn der Weg nach unten ist wie immer lang. Jetzt gehen wir nur noch ein paar Meter am Rim entlang und stehen dann am so genannten Marlboro Point. Der Ausblick von hier oben ist natürlich phantastisch. Dazu diese absolute Stille - herrlich. So setzen wir uns nach dem Fotografieren und Filmen einfach mal eine ganze Zeit lang auf einen Stein, reden nichts und lassen den Gedanken freien Lauf. Auf der Rückfahrt steht auf einmal einer der Kühe der bereits erwähnten großen Herde mitten auf der Strasse. Das ist nichts Ungewöhnliches. Allerdings macht sie auch keine Anstalten aus dem Weg zu gehen. Und das obwohl wir uns mit gutem Tempo nähern. Sie geht einfach nicht. Ganz schön mutig für eine noch recht junge und kleine Kuh. Sie will es jetzt wissen und fixiert uns mit eisigem Blick. Ich muss ganz schön in die Eisen gehen und komme kurz vor ihr zum Stehen. Und auch jetzt starrt sie uns einfach nur an und bewegt sich keinen Millimeter. Der Staub vom Bremsmanöver verzieht sich langsam. An der Situation ändert sich nichts. Dass Hupen auch nichts hilft muss ich nicht erwähnen. Zwei Möglichkeiten gibt es jetzt: entweder wir tragen die Kuh aus dem Weg oder wir verlassen die tief in den Lehm geschnittene Jeepspur und umfahren das Hindernis über die Wiese. Auf die zweite Variante fällt unsere Wahl. So eine Sturheit haben wir doch letztens erst im Lavender Canyon erlebt. Uns scheint mittlerweile, Kühe haben nicht den nötigen Respekt vor dem vermeintlich kleinen Jeep Wrangler. Nur daran kann es liegen.Etwa zweieinhalb Stunden haben wir für den Marlboro Point gebraucht, davon jeweils etwa 30 Minuten für die An-/ und Abfahrt vom Asphalt aus. Danke, Rainer, für den Tipp - das war ein absolut lohnenswerter Ausflug! An einer der View Areas am HW 313 machen wir Essenspause. Irgendwie haben wir beide einen komischen flauen Magen und brauchen erstmal ein paar Cracker und Käse. Entweder war gestern Abend irgendwas mit dem Essen nicht okay oder es liegt an den Anstrengungen des gestrigen Tages. Das Wetter meint es heute auch nicht so richtig gut mit uns: es ist recht bewölkt und stellenweise diesig. Auch weht ein heftiger Wind. Unser nächstes Ziel ist der Spring Canyon Bottom. Obwohl er leicht zu erreichen und wunderschön ist, verirren sich sehr wenig Menschen hierher. Dabei bietet er nicht nur einen tollen Zugang direkt an das Ufer des Green River, sondern auch spektakuläre Switchbacks a la "Shafer Trail" beim Abstieg in den Canyon. Der Weg dorthin zweigt vom HW 313 ab und führt über eine gut zu fahrende Gravelroad die ersten 9 Meilen durch offenes Weideland. Die Fortsetzung des Tages folgt auf der nächsten Seite!