Reisebericht Südwesten USA 2012Fortsetzung 7. Tag:Erst dann wird es etwas enger und rauer, ohne aber irgendeinen SUV vor ernsthafte Probleme zu stellen. Deshalb ist die Strecke auch für das Sammeln erster Offroad-Erfahrungen empfehlenswert. Nur kurz vor, bei oder kurz nach Regen ist von der Tour abzuraten, denn dann wird es rutschig und die Switchbacks mit ihren steil und tief abfallenden Abgründen durchaus gefährlich. Beim Fotostopp kurz vor Beginn der Switchbacks bemerkt Caro, dass Sie bei unserer Essenspause Ihre Zigaretten auf dem Kotflügel des Wagens hat liegen lassen. Und damit auch unser einziges Feuerzeug. Jetzt bricht Unruhe aus! Unser gesamtes Gepäck hole ich aus dem Kofferraum und durchsuche Hosen und Shorts nach einem Feuerzeug. Nichts! Sollten wir tatsächlich kurz nach dem Besuch des Marlboro Point zu gezwungenen Nichtrauchern werden? Wir haben eine letzte Idee: die Streichhölzer im Griff unseres Survival- Messers. Drei Stück, drei Chancen gibt es. Aber nicht ein Streichholz davon entfacht auch nur einen Funken. So wissen wir jetzt wenigstens, dass wir im Falle eines Falles damit keinesfalls "survivet" hätten.Zu sehr sollte sich der Fahrer nun auf der nächsten Meile nicht von seinem Beifahrer ablenken lassen. Die Switchbacks sind zwar nicht so lang wie auf dem nicht weit entfernten Shafer Trail, dafür aber enger und aus unserer Sicht spektakulärer. Am Boden angekommen geht es weiter zwischen den steil aufragenden Canyonwänden hindurch. Zwölf Meilen nach Verlassen des Asphalts erreichen wir schließlich das Ufer des Green River. Vor diesem Panorama jetzt schön eine zu rauchen - das wäre was. Also wieder alle Taschen aus dem Auto geholt und die Hosen durchsucht. Die Hoffnung stirbt ja zuletzt. Aber natürlich finden wir auch im zweiten Versuch kein Feuerzeug. Ein kleines Stück kann man noch entlang des Flusses fahren. Allerdings auch nur ein kleines Stück, denn dann beginnt der sehr enge und raue 4WD HC Trail zum "Hey Joe Canyon". Dieser Trail ist berüchtigt für seine sehr enge Tamarisken-Allee, die es praktisch unmöglich macht das Ganze ohne Lackschäden zu überstehen. Es gibt hier sehr bald nur noch extrem eingeschränkte Wendemöglichkeiten mit der Gefahr, unfreiwillig die Schwimmfähigkeit seines Autos testen zu müssen. Wenn man also nicht weiß, dass man da wirklich hin möchte, sollte man nicht der Versuchung erliegen, dem Fluss noch viel weiter gen Westen zu folgen. Eine ausführliche Wegbeschreibung zum Spring Canyon Bottom mit noch mehr Fotos gibt es hier bei unseren Trip- Tipps.Es ist 15 Uhr und leider zieht sich der Himmel immer weiter zu. Wir machen uns auf den Rückweg und erreichen 45 Minuten später wieder den HW 313. Auf der gesamten Tour zum Spring Canyon Bottom sind wir nicht einer Menschenseele begegnet. Unsere Pläne für eine weitere recht unbekannte Offroad-Strecke in der Gegend canceln wir aufgrund des Wetters. Dafür fahren wir zurück zur View Area, in der Hoffnung unser verlorenes Feuerzeug dort wiederzufinden. Und tatsächlich: sowohl das Feuerzeug als auch die Schachtel Zigaretten liegen noch unangetastet auf dem Parkplatz. Schön, dass es hier in Amerika so ehrliche Menschen gibt, die den Müll einfach auf der Strasse liegen lassen.Was machen wir jetzt mit dem angebrochenen Nachmittag? Der Dead Horse Point State Park liegt ja gleich um die Ecke. Da waren wir zwar schon mal, aber es gibt dort eine picnic area mit Grills. Für gute Fotos ist es jetzt leider zu bedeckt. Nur für ein paar Sekunden leuchtet die Sonne immer wieder mal durch ein Wolkenloch. Aber man kann ja auch einfach mal mit dem bloßen Auge die schöne Aussicht genießen. An unserem Grillplatz ist es so windig, dass Caro im Prinzip die ganze Zeit damit beschäftigt ist, wegwehenden Tellern und Plastikbesteck hinterherzulaufen und umgefallene Coladosen wieder aufzurichten. Ich grille währenddessen unsere Hähnchenspieße, die schon seit drei Tagen im Coleman mit uns mitfahren. Sie sehen aber noch essbar aus. Außerdem sind unsere Mägen ja eh schon ein wenig angegriffen. So richtig gemütlich wird es bei dem Wind nicht, aber das Essen schmeckt trotzdem. Um 19 Uhr brechen wir auf in Richtung Green River. Unser Hotel liegt gleich am Ortseingang. Wir fahren aber erstmal dran vorbei, um und das Städtchen mal anzuschauen. Es scheint schon bessere Zeiten gesehen zu haben. Das westliche Ende des Ortes hinter der Brücke über den Fluß gleicht einer Geisterstadt. Fast alle Häuser, Motels und Tankstellen stehen hier leer. Um halb neun checken wir in unser Hotel ein und verbringen den Rest des Abends damit, Fotos zu sichten und zu benennen und ein paar eiskalte Biere zu trinken. Hotel: Super 8 / Green River, UT (66 $/Nacht) Gefahrene Meilen: 200 8. Tag:Green River, UT - Bullfrog - Burr Trail - Strike Valley Overlook - Moqui Hill - Escalante, UTMit einem wolkenlosen Himmel und angenehmen 14°C begrüßt uns der Tag. "Der Weg ist das Ziel" - das ist heute unser Motto. Um 7:45 Uhr sind wir "on the road". Auf dem Highway 24 Richtung Hanksville ist mal wieder keine Menschenseele unterwegs. Wir passieren die Abfahrt zum Maze-District des Canyonlands NP. Der steht ganz oben auf der Liste unserer nächsten Ziele. Nach ca. einer Stunde Fahrt erreichen wir Hanksville. Hier sieht es gar nicht mehr so ausgestorben und heruntergekommen aus, wie wir es in Erinnerung hatten. Weiter geht der Weg erst über die 95 und dann auf den Highway 276. Dieser führt an der Ostseite der Henry Mountains entlang und ist absolut einsam und sehr "scenic". Wir wollen heute mal eine uns unbekannte Ecke des Lake Powell anschauen. Um 10 Uhr erreichen wir Bullfrog. Die Marina hier ist nach der Wahweap Marina in Page, AZ der zweitgrößte "Hafen" am Lake Powell. Schon bevor wir den See erreichen stehen dutzende von Hausbooten rechts und links der Straße auf dem Trockenen. Die 15$ Eintritt für die Glen Canyon NRA sparen wir mit unserem Annual Pass. Wir parken unser Auto auf einem der riesigen Parkplätze und laufen über einige Hügel zu einem schönen Aussichtspunkt. Genau gegenüber am anderen Ufer liegt Hall's Crossing. Eine Fähre pendelt zwischen beiden Orten. Es ist schon wirklich erstaunlich, wie viele hunderte Boote alleine hier unterwegs sind. Und so ein Hausboot-Urlaub auf dem Lake Powell wäre auch schon noch ein Traum von uns. Nach einer Stunde reißen wir uns aber von dem schönen Anblick los und fahren auf den Burr Trail, der ein Stück nördlich vom HW 276 abzweigt. Der ganze erste Teil bis zur Kreuzung mit der Nottom-Bullfrog-Road ist Neuland für uns. Die Dirtroad verläuft zunächst entlang der Henry Mountains und des Muddy Canyon. Auch schöne Ausblicke auf den Lake Powell ergeben sich zwischendurch noch mal. Nach ein paar Meilen zweigt nach links eine drei Meilen lange und recht raue Stichstrasse zum Halls Creek Overlook ab. Von diesem schönen und einsamen Aussichtspunkt haben wir einen ersten tollen Blick auf die Waterpocket Fold. Und auch die Brimhall Natural Bridge erkennt man auf der anderen Seite. Dorthin kann man von hier aus auf einem 5 Meilen langen und recht anstrengenden Hike auch wandern. Das möchten wir aber nicht so gern. Die Worte "lang", "anstrengend" und "wandern" lösen bei uns beiden heute Gänsehaut aus. Um 12:30 Uhr "entern" wir das Gebiet des Capitol Reef National Parks. Das Schöne am Burr Trail ist, dass dem Auge eigentlich jede Sekunde der Fahrt etwas geboten wird. Und so ist es auch auf diesem uns bisher unbekannten Teilstück.Eine halbe Stunde später erreichen wir die Switchbacks. Nachdem man oben angekommen ist, zweigt kurze Zeit später nach rechts eine Stichstrasse zum "Strike Valley Overlook" ab. Hier "rütteln" wir hoch und stellen am Ende der Strasse unseren Wagen auf dem kleinen Parkplatz ab. Von hier aus ist es nur noch ein kurzer Hike bis zum Aussichtspunkt. Und der Blick von hier oben ist wahrlich phantastisch. Zu beiden Seiten sieht man so weit das Auge reicht auf die Waterpocket Fold. Wir fragen uns, warum wir diesen Ort vor einigen Jahren links liegen lassen haben.90 Minuten später sind wir wieder auf der Hauptstrasse und folgen dem Burr Trail weiter Richtung Boulder. Und auch hier ist die Strecke so schön, wie wir sie in Erinnerung hatten. Nur das Speedlimit auf dem letzten Abschnitt von 20 oder 30 mph nervt ziemlich. Caro versucht sich nur "ungefähr" daran zu halten und wird trotzdem von allen Einheimischen verständnislos überholt. "Ich habe Eure Verkehrsregeln nicht gemacht. Ich würde auch gerne schneller fahren", ruft sie einem besonders hartnäckigen Drängler hinterher. Ihre letzte Begegnung wegen eines Verkehrsverstoßes mit einem Police Officer in "Colorful Colorado" hat aber eben doch Eindruck gemacht. Um viertel nach Vier erreichen wir Boulder und damit den Highway 12. Und auch diese Strasse gilt nicht zu Unrecht als eine der schönsten "Scenic Byways" des Westens und lädt zum wiederholten Male zu dem einen oder anderen Stopp ein. Es ist noch Zeit und so wollen wir dem Moqui Hill noch eine zweite Chance geben. 2007 haben wir ihn schlicht und einfach nicht gefunden. Und auch heute zeigt er sich störrisch. Caro hatte eine Wegbeschreibung rausgesucht, die ein Foto von einem Felsen zeigt, der nach etwa 5 Meilen an der Old Sheffield Road liegt und wo dann rechts der Weg zum Moqui Hill abzweigt. Nur leider haben wir bei Verlassen des Highway 12 vergessen, unseren Meilenzähler auf Null zu stellen. Und unser Entfernungsgefühl macht uns beiden heute einen dicken Strich durch die Rechnung. Nach gefühlten 15 Meilen Fahrt haben wir den Felsen vom Foto immer noch nicht erblickt. Also beschließen wir, ganz zurück zu fahren, den Meilenzähler am Anfang der Old Sheffield Road auf Null zu stellen und so zu tun als sei nichts gewesen. Und tatsächlich: nach knapp fünf Meilen sehen wir den Felsen auf der linken Seite der Strasse. So weit waren wir vorhin natürlich noch gar nicht. Es kann so einfach sein! Wir biegen davor auf die sandige Jeepspur ein (die anscheinend schon lange niemand mehr befahren hat) und erreichen nach kurzer Fahrt den Trailhead Parkplatz. Bis zum Hill ist es nur noch ein kurzer Fußmarsch. Wobei Hill irreführend ist, denn es handelt sich mehr um eine recht kleine felsige Fläche.Und allzu viele Moquis liegen hier auch nicht. Wahrscheinlich waren es mal mehr. Naja, für ein paar ganz nette Fotos reicht es noch. Auf jeden Fall wissen wir jetzt, dass wir soviel vor ein paar Jahren nicht verpasst haben. Als wir wieder am Highway sind springt Caro noch kurz aus dem Auto, um dem Escalante Hoodoo Guten Abend zu sagen. In Escalante haben wir uns das erste Mal im Circle D eingebucht. Bei unseren beiden ersten Besuche waren wir jeweils bei der netten alten Dame vom Prospector Inn.Um 19:30 Uhr checken wir ein. Der Manager Robert gibt mir gleich ungefragt einen Einblick in seine Übernachtungsstatistik: nach Utah liegt Deutschland mit über 30% der Gäste an zweiter Stelle. Davon reservieren über 90% mit dem 10%-Discount von Synnatschke-Blog und DA-Forum. Danach folgt übrigens schon die Schweiz. Wir bekommen Zimmer 17. Und das ist klein aber fein. Perfekt ist auch die Veranda vorm Zimmer. Wir köpfen erstmal ein zwei eiskalte Bier und gehen dann zum Essen in die Circle D Eatery, wo wir uns auf der Terrasse zwei leckere Steaks schmecken lassen. Die ganze angenehme Atmosphäre hier hat uns gleich eingenommen. Zurück auf unserer Veranda legen wir die Beine auf die Brüstung und genießen einfach den tollen Blick über die Landschaft. Zwischendurch wundern wir uns über unseren deutschen Nachbarn, der seinen für uns eigentlich absolut sauber aussehenden Hyundai von innen und außen akribisch putzt. Erst um Mitternacht kommen wir ins Bett. Hotel: Circle D / Escalante, UT (70 $/Nacht) Gefahrene Meilen: 256