Reisebericht Südwesten USA 20129. Tag: Escalante, UT - Moqui Marble Mountain - Devils Garden - Escalante, UTAls wir heute morgen um 6 Uhr mit einem Kaffee vor unsere Tür treten peitscht ein starker Wind den Sand über die Strassen Escalantes. Stark bewölkt ist es noch dazu. So gehen wir erstmal in aller Ruhe in die Circle D Eatery zum Frühstück. Auch das können die hier gut. Auf dem Rückweg zum Zimmer können wir es selbst kaum glauben: unser Nachbar putzt schon wieder sein Auto. Um 9 Uhr machen wir uns schließlich auf in Richtung Hole in the Rock Road. Mein Schweizer Freund Scotty aus dem UNA-Forum hatte mir kurz vor unserer Abreise den Hinweis auf einen Berg in der Nähe des Volcano bei Escalante gegeben. Er ist dort im Oktober letzten Jahres einfach mal mit dem Auto vorgefahren und hat das Massiv erkundet. Seine Bilder waren sehr viel versprechend und auch der Name, den er ihm gegeben hat, passt - wie wir jetzt wissen - sehr gut: Moqui Marble Mountain.Die Anfahrt zum Trailhead deckt sich mit der kurzen Variante der Anfahrt zum Volcano. Wir fahren also abermals auf die Hole in the Rock Road, dann am Harris Wash Trailhead vorbei und weiter durch die Pampa in Richtung der beiden markanten Felsmassive. Das eine davon beheimatet den Volcano, das andere - etwas größere - dahinter ist der Moqui Marble Mountain. Die Strecke ist nach den beiden Washquerungen etwas rauer, stellenweise sandig und hat einige tiefe Auswaschungen, die aber umfahren werden können. High Clearance ist für die Tour notwendig - 4WD angenehm, aber nicht zwingend Vorraussetzung. Sie kann aus meiner Sicht mit z. B. jedem Modell aus dem Hause Jeep, einem Escape/Explorer, Dodge Nitro, RAV 4, Hyundai Santa Fe etc. befahren werden. Ein wenig Offroad-Erfahrung schadet nicht. Nach 90 Minuten erreichen wir die große Sanddüne am Volcano-Trailhead. Die wird gerade von dem starken Wind so durcheinander geblasen, dass wir kaum etwas sehen und den Wagen abstellen. Wir packen einige Liter Wasser in unseren Rucksack und marschieren los. Hinter der Düne geht die Jeep Spur weiter und dieser folgen wir ein ganzes Stück. Dann geht es querfeldein immer auf das Ziel zu. Einen sichtbaren Weg gibt es hier logischerweise nicht. Schnell stehen wir vor einem wahren Moqui Feld. Tausende Kugeln aller Größen liegen hier und schimmern schwarz-leuchtend - so als ob sie jemand eingeölt hätte. Kurze Zeit später kommen wir zu einem großen Gebiet mit Brainrocks. Hier erinnert es ein bißchen an "Edmaiers Secret". Weiter geht es über die flache Ebene. Scotty hatte hier zwischen den Wüstensträuchern bei seinem Besuch einige Schlangenbegegnungen. Es gilt also ein wenig aufzupassen. Wir sehen heute aber keine. Kurz vor dem Aufstieg auf das Massiv müssen wir noch eine breite tiefsandige Senke durchqueren. Und dann sind dem Entdeckertum keine Grenzen mehr gesetzt. Über die südöstliche Flanke des Berges steigen wir langsam hinauf. Immer wieder begegnen wir Moquis und ihren dazugehörigen "Produktionsstätten". Auch tolle Gesteinsformationen, wunderschöne Striations im Fels und kleine Arches liegen immer wieder am Weg. Lassen wir ein paar Bilder sprechen: Dazu haben wir einen phantastischen Weitblick auf die Umgebung. Vor allem die Canyons im Norden, die der Escalante River in die Landschaft geschnitten hat, kann man von hier sehr gut sehen. Ein weiteres Highlight sind die riesengroßen Potholes, die es zu Dutzenden gibt. Vor allem heute bieten sie uns außerdem hervorragenden Schutz vor dem starken Wind bei unseren Pausen. Alle hundert Meter entdeckt das Auge etwas Neues und man kommt aus dem Staunen gar nicht heraus, was die Natur hier Einzigartiges geschaffen hat. An der Nordseite wird der Fels dann gelber. Hier muss man nun etwas aufpassen, denn es wird steiler und man kann sich leicht versteigen. Wir werfen noch einen Blick auf die Westflanke des Berges und kehren dann um. Der starke Wind und das Nichtauffinden eines geeigneten Aufstiegspunktes verhindern heute unsere Gipfelstürmung bis ganz nach oben. Die dunklen Wolken sind aber mittlerweile teilweise sogar kleinen weißen Schäfchenwolken gewichen. Zurück am Auto sind wir heute etwa 11 Kilometer gewandert. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass der Moqui Marble Mountain alles bietet, was ein gutes Ziel braucht: eine spannende Anfahrt, eine kurzweilige Wanderung, tolle weite Ausblicke, verschiedenste extrem fotogene Gesteinsformationen in groß und klein, Einsamkeit und endlose Explorier-Möglichkeiten. Wir sind uns sicher, dass es an diesem Berg noch unendlich viel mehr zu entdecken gibt. Die Moqui-Dichte ist auf dem Berg selber nicht so hoch wie anderswo, jedoch findet man immer und überall welche und vor allem auch die dazugehörigen "Produktionsstätten". Eine detaillierte Wegbeschreibung (auch im pdf-Format zum Download) mit vielen weiteren Fotos gibt es hierbei unseren Trip-Tipps.Der Tag hat noch ein paar Stunden übrig. Der Devils Garden um die Ecke ist immer einen kurzen Besuch wert: leicht zu erreichen, trotzdem nicht überfüllt, außergewöhnliche Gesteinsformationen und zu jeder Tageszeit ein Garant für ein paar schöne Fotos. Um kurz vor fünf sind wir da. Wir laufen die große Runde durch das Gelände und genießen einfach die Ruhe und Einsamkeit. Zurück am Parkplatz treffen wir auf ein junges deutsches Pärchen. Sie sind schon den halben Tag auf der Suche nach dem Zebra Canyon und fragen uns, ob wir den Weg wüßten. Da haben sie Glück, dass sie auf Caro treffen. Denn sie hat in Ihrem Telefon eine riesige Sammlung von pdf-Wegbeschreibungen. Der Zebra Slot ist auch dabei. Sie fotografieren die wichtigsten Passagen ab und verabschieden sich dankbar. Den Zebra Slot haben sie übrigens für einen Besuch auserkoren, da sie "so schöne Bilder davon im Synnatschke Buch (Wonderland of Rocks) gesehen" hatten. Das ist ein schönes Buch, welches auch bei uns im Schrank steht - allerdings als Bilderbuch. Für seine detaillierten Wegbeschreibungen ist es ja nun nicht bekannt und daher für die Reiseplanung eher weniger geeignet. Die beiden hatten "gedacht, dass hier alles ausgeschildert" sei. Wir finden es jedenfalls verwunderlich, wie unvorbereitet manche Leute anscheinend hierher reisen und ihre wertvolle Urlaubszeit damit vergeuden, Locations zu suchen, mit denen Sie sich überhaupt nicht auseinandergesetzt haben.Die Hole in the Rock Road ist wie immer nervig zu fahren. Wenn ich eins überhaupt nicht leiden kann, dann ist es Waschbrett. Die Kohlensäure ist aus unserer frisch aufgemachten Cola ist nach zwei Minuten rausgeschüttelt. Naja, wenigstens beschert sie uns dieses Mal keinen erneuten Plattfuß.Der Friedhof am Ortseingang von Escalante ist an jedem Grabstein mit der amerikanischen Flagge geschmückt - eindeutige Vorboten des in ein paar Tagen stattfindenden Memorial Day. Wieder im Hotel bemerke ich, dass ich mich auf den Armen mal wieder ganz schön verbrannt habe. Wie alt muss man eigentlich werden, um endlich mal zu lernen, dass auch bei Wind und Wolken immer noch die Sonne scheint? Es erübrigt sich zu erwähnen, dass wir die Dusche heute voller Sand zurücklassen. Zum Essen gehen wir wieder rüber in die Circle D Eatery. Die Terrasse ist heute wegen des Windes allerdings geschlossen. Aber das Essen schmeckt auch drinnen. Unser wunderschöner Tag endet schließlich wieder mit einigen Bieren auf der Veranda. Hotel: Circle D / Escalante, UT Gefahrene Meilen: 56 10. Tag: Escalante, UT - Cottonwood Canyon Road - Sidestep Canyon - Nautilus Wave - Page, AZPetrus ist nicht mehr auf unserer Seite. Dunkle Wolken hängen am Himmel und lassen einige Tropfen auf die Erde fallen. Wir gehen abermals in die Circle D Eatery zum Frühstück, packen dann unsere sieben Sachen und fahren gegen 8:30 Uhr los. Kurz hinter dem Escalante Petrified Forest stehen rechts des Highway 12 ee handvoll sehr gut erhaltene alte Cadillacs in einem Vorgarten. Leider wird aber der Regen jetzt immer heftiger. Das Thermometer zeigt nur noch 7°C. In Cannonville biegen wir um 10 Uhr ab auf die Cottonwood Canyon Road. Einige sehr schöne Häuser und Villen liegen kurz hinter der Ortschaft rechts und links in den Hügeln. Die sind uns auf unseren früheren Fahrten hier gar nicht aufgefallen. Am Candyland hört es dann auf zu regnen. Nach 90 Minuten auf der CCR erreichen wir den Abzweig der BLM 431 und biegen hier ein. Schon seit Jahren gibt es ja die Diskussion, ob man diese Strasse fahren darf oder nicht. Die Meinungen gehen von "ist verboten und gibt ein Ticket" über "wird nicht empfohlen aber toleriert" bis "eigentlich nur für Rancher, daher auf eigenes Risiko". Wir sind das letzte Mal 2009 hier gefahren - zu den Wahweap Hoodoos und Rainbow Valley. Damals war uns überhaupt nichts aufgefallen, was gegen eine Benutzung der Strecke spricht. Deshalb wollen wir heute mal ganz besonders genau auf Schilder o.ä. achten, die in irgendeiner Weise die Benutzung dieser Strasse einschränken. Und tatsächlich - bei ganz genauem Hinschauen und nur weil wir akribisch danach die Augen offen gehalten haben sehen wir hinter dem Abzweig der Brigham Plains Road ein klitzekleines Schildchen auf dem steht: "Administrative Road". Sonst aber auch nichts. Keine Schranke, kein Durchfahrtsverbotsschild für was oder wen auch immer, keine Erläuterung was eine "Administrative Road" rechtlich ist - nichts. Und damit auch nichts, was uns von der Weiterfahrt abhalten könnte. Um kurz nach zwölf parken wir unseren Wagen an dem alten Weidezaun. Ein extrem starker Wind rüttelt an unserem Auto und lässt uns fast die Türen nicht aufbekommen. Als wir aussteigen bemerken wir, dass auch das Stehen gar nicht so einfach ist. Wir haben ja gerade auf dieser Reise schon viel mit Wind zu tun gehabt, aber so heftig war er noch nie. Wir überlegen kurz, ob wir uns den Sidestep Canyon unter diesen Umständen antun, entscheiden uns dann aber dafür. Nach ein paar hundert Metern erreichen wir den Canyonrand. Schon von hier hat man einen tollen Blick in ein Tal voller Hoodoos. Wir gehen ein Stück weiter und finden eine Stelle, an der man auf eine Zwischenebene absteigen kann. Wir hatten ja gedacht hier unten wäre es etwas windstiller. Aber dem ist nicht so. Und weiter nach unten kommt man von hier aus auch nicht. Also steigen wir wieder hoch und gehen weiter am Rim entlang über das Plateau. Das Laufen ist extrem anstrengend.Die immer wieder neuen Ausblicke in den Canyon sind zwar wunderschön, so richtig genießen können wir es aber beide nicht. Und ein Abstiegspunkt, um auf den Boden des Canyons zu kommen ist auch weit und breit nicht in Sicht. Der Sturm wird immer heftiger und wirbelt jetzt auch immer wieder sehr viel Sand auf. Aus Rücksicht auf unser Equipment und unsere Nerven drehen wir um und sind um 14:00 Uhr wieder am Auto. Was machen wir jetzt bei diesen Verhältnissen mit dem Rest des Tages? Wir beschließen, der Nautilus Wave mal einen Besuch abzustatten. Das ist ja vom Highway 89 aus nicht mehr weit. Die Paria Contact Station, in der uns zweimal ein Wave-Permit beschert wurde, hat seine Hauptfunktion ja nun verloren. Und so ist sie heute auch schon geschlossen. Wir parken unser Auto auf dem kleinen Parkplatz am Trailhead zur Nautilus Wave und laufen in den Wash. Wieviel Spass das macht bei dem Wind, muss wohl nicht erwähnt werden. Das Ziel ist trotzdem recht schnell erreicht. Von oben haben wir den ersten Blick in diese sehr schön geformte Röhre. Sie erinnert ein bißchen an den Eingang eines Schneckenhauses oder einer Muschel und ist für das Auge schon schön anzusehen. Zum Fotografieren ist sie jedoch - zumindest für Amateure wie uns - nichts. Auch von an ihrem unteren Eingang nicht. So halten wir uns hier auch gar nicht allzu lange auf. Um 16 Uhr sind wir wieder auf dem Highway. Mit Grenzübertritt nach Arizona gewinnen wir wieder eine Stunde und stellen unsere Uhren zurück. Wir wollen uns mal die Lake View Wohngegend von Greenehaven anschauen und biegen dort nach links vom Highway ab. Einige schöne und einige extrem schöne Häuser stehen da - das könnte uns auch gefallen. Bevor wir aber anfangen in dieser Sache ernsthaft ins Träumen zu geraten verlassen wir Greenehaven lieber wieder. Es mag komisch klingen, aber irgendwie haben wir beide Lust auf einen ausgiebigen Walmart-Besuch. Caro hat sich da sowieso schon seit Tagen drauf gefreut und auch ich bin dafür jetzt zu begeistern. Außerdem stürmt es dort drinnen wenigstens nicht. Groß etwas einkaufen tun wir letztlich gar nicht, aber es macht Spaß, mal wieder durch die endlosen Gänge zu bummeln und sich dies und das anzuschauen. Mit einem Kaffee setzen wir uns danach vor den Safeway in die Sonne und beobachten das Treiben. Was hat sich hier vom Trubel her getan in Page seit unserem ersten Besuch 2006 - Wahnsinn! Deshalb ist es aber auch gar nicht mehr so einfach, ein bezahlbares Zimmer hier zu bekommen. Die beiden Best Western fallen nach dem Bedbug-Angriff für uns aus. Deshalb mussten oder wollten wir uns zwischen dem Days Inn und dem Courtyard entscheiden. Diese Entscheidung wurde uns dann sehr leicht gemacht, da wir mit der "Look no further" - Garantie von Marriott insgesamt fast fünfzig Prozent pro Nacht im Courtyard sparen konnten. Und das Hotel ist wirklich super - vorbehaltlos zu empfehlen und unserer Meinung nach mit weitem Abstand das beste Haus der Stadt. Im Dam & Bar Grill gehen wir nach dem Einchecken lecker essen. Hier gefällt uns besonders, dass man an den Tischen draußen auch zum Bier eine rauchen darf. So sitzen wir hier ziemlich lange und sind nach den langen letzten Tagen schon gegen 23 Uhr im Bett. Morgen wird ein langer Tag.Hotel: Courtyard by Marriott / Page, AZ (104$ / Nacht) Gefahrene Meilen: 148