“4(W)D - Dirt and Dust from Dawn till Dusk” - 17 Tage im Mai/Juni 2012 durch Arizona, Utah und Nevada Zeitraum: 17.05. bis 02.06.2012 ab/bis Los AngelesGefahrene Meilen: 2.974 Reisebericht Südwesten USA 2012PrologEines möchte ich gleich vorwegschicken: wer nach einem Reisebericht sucht, in dem er schöne Bilder von (alt)bekannten Zielen bewundern kann, der wird hier nicht all zu viele davon finden. Wer allerdings Lust hat auf eine Hiking- und Offroad- Tour “off the beaten path”, bei der weder Mensch noch Material geschont werden, der ist hier genau richtig. Und die Entdeckung einiger neuer bzw. wenig bekannter Ziele gibt es noch obendrauf. Jetzt aber zu den Fakten: nach unserem selbstauferlegten dreijährigen Las Vegas-Verbot wird es für uns wieder Zeit für eine ausgiebige Südwest-Tour. Wir haben die Zeit sehr gut genutzt, um auch andere Ecken des Kontinents kennenzulernen, aber die Sehnsucht nach der Wüste ließ sich zugegebenermaßen nie ganz unterdrücken. Und so freuten wir uns schon sehr lange auf diese Tour.Die grobe Planung war relativ einfach, da die ToTo-Liste immer wesentlich länger ist als der Urlaubsanspruch. Die Hotelpreise haben in der Zwischenzeit allerdings ganz schön angezogen, natürlich einhergehend mit der Auslastung. Wir waren jedenfalls verwundert, dass Anfang des Jahres das Zimmerangebot schon recht ausgedünnt war und haben auch deshalb alles vorgebucht. Außerdem haben wir gut geplant und keine Lust und Zeit, die Abende mit lästiger Unterkunftssuche vor Ort zu vergeuden. Die Detailplanung war dann etwas arbeitsintensiver, da es für einige Ziele wenige bis gar keine (brauchbare) Wegbeschreibungen gab. Außerdem sind wir noch immer “GPS-lose” und so mussten auch einige Topo-Maps erstellt werden. Wir werden also viel wandern und sehr viel offroad unterwegs sein. Auf gute Bedingungen sind wir ein Stück weit angewiesen, deshalb ein kurzer Blick auf den aktuellen Wetterbericht:Wer sich jetzt noch fragen sollte, warum wir nach und von Los Angeles fliegen und dort keine Minute verbringen: die Flugzeiten für unsere feststehenden An- und Abreisetage waren bei British Airways einfach perfekt und der Preis unschlagbar. So mussten wir nicht lange überlegen und nehmen dafür gern zwei längere Fahrtage in Kauf.Und noch etwas, bevor es los geht: die letzten Tage in Las Vegas sind zum Ausspannen gedacht - außer einem kurzen Abstecher ins Valley of Fire und einem Tag mit (bzw. auf) einer Harley ist nichts weiter geplant. Hier werden wir dann nicht mehr ganz so ausführlich berichten, denn ihr wisst ja: what happens in Vegas stays in Vegas.
Tag 01: Los Angeles, CA - Amboy - Laughlin, NVTag 02: Laughlin, NV - Kingman - Williams - Monument ValleyTag 03: Monument Valley - Canyonlands NP Needles (Lavender Canyon) - Monticello, UTTag 04: Monticello, UT - Canyonlands NP Needles (Chesler Park & Joint Trail / Solar Eclipse) - Moab, UTTag 05: Moab, UT - Dome Plateau (La Boca Arch - Caves Spring - Old Mining Camp Cabins)Tag 06: Moab, UT - Canyonlands NP Needles (Druid Arch) - Geyser Pass - Moab, UTTag 07: Moab, UT - Marlboro Point - Spring Canyon Bottom - Dead Horse Point SP - Green River, UTTag 08: Green River, UT - Bullfrog - Burr Trail - Strike Valley Overlook - Moqui Hill - Escalante, UTTag 09: Escalante, UT (Moqui Marble Mountain, Devils Garden)Tag 10: Escalante, UT - Cottonwood Canyon Road - Sidestep Canyon - Nautilus Wave - Page, AZTag 11: Page, AZ (Rundflug Rainbow Bridge, Amangiri, Skylight Arch, Studhorse Point, Cathedral Wash)Tag 12: Page, AZ (Thousand Pockets, Little bzw. New Wave, Lake Powell)Tag 13: Page, AZ - Las Vegas, NVTag 14: Las Vegas, NV - Valley of Fire SPTag 15: Las Vegas, NV - Mt. Charleston (Motorradtour)Tag 16: Las Vegas, NVTag 17: Las Vegas, NV - Los Angeles, CA1. Tag: Hamburg - London - Los Angeles - Amboy, CA - Laughlin, NVUm 2 Uhr nachts klingelt in Hannover nach 3 Stunden Schlaf der Wecker und wir packen die letzten Sachen zusammen. Neben den Flugzeiten und dem Preis hat unsere Flugverbindung mit British Airways noch etwas Gutes: wir können von Hamburg aus fliegen und ersparen uns endlich mal eine lange Anreise zum Flughafen. Die Autobahn ist natürlich um diese Zeit schön leer und so erreichen wir nach nicht einmal 90 Minuten Fahrt den Vopi park & fly Parkplatz nördlich von Hamburg. Mit uns im Shuttlebus zum Airport sitzt eine vierköpfige Familie, dessen Oberhaupt anscheinend den Urlaubsbeginn schon ausgiebig begossen hat. Seine Alkohol- und Nikotinfahne erfüllt jedenfalls den ganzen Wagen. Den Check-In hatten wir schon gestern online erledigt und so geben wir nur noch unser Gepäck ab und sitzen kurze Zeit später im Flieger nach London-Heathrow, wo wir pünktlich um 7:40 Uhr landen. Zwei Stunden haben wir jetzt im Terminal 5 Zeit bis zum Weiterflug. Diese verbringe ich damit, mich darüber zu ärgern, dass man als Raucher hier wegen des völligen Fehlens von entsprechenden Möglichkeiten unnötig unter Stress gesetzt wird. Auf das Verlassen des Terminals und damit auch eine neue Sicherheitskontrolle haben wir keine Lust. Und Zeit hätten wir dafür auch nicht wirklich gehabt, denn der Weg von unserem Starbucks in 5A zu unserem Gate in 5C stellt sich als weiter als gedacht heraus. Wir kommen mit unserem Zug genau pünktlich zum Boarding an. Wir hatten uns lange vorher kostenpflichtig Sitzplätze in dieser Boeing 777 reserviert- und zwar eine der nur zwei vorhandenen Zweierreihen am Fenster in der letzten Reihe. Und das hat sich gelohnt. Der Flieger ist voll und wir haben da hinten unsere Ruhe. Der Sitzabstand ist auch erstaunlich großzügig, da habe ich schon deutlich schlechter gesessen.Das In-Seat-Entertainment hat einiges zu bieten, Caro und ich bleiben aber recht schnell beim Backgammon hängen, das wir an zwei Monitoren gegeneinander spielen können. Vielleicht auch deshalb kommen wir allerdings kaum zum Schlafen, mehr als knapp 3 Stunden kommen nicht zusammen. Ein paar schöne Ausblicke ergeben sich auch noch auf dem letzten Stück. Hier und da hätten wir auch schon abspringen können. In Los Angeles landen wir schließlich pünktlich um 13 Uhr. Und die Immigration geht heute so schnell wie nie zuvor. Um 13:30 Uhr stehen wir so schon mit unserem Gepäck vor dem Flughafengebäude - und hätten wir nicht noch etwas länger mit der Homeland Security Officerin gescherzt, wären wir sogar noch schneller gewesen.Auch bei Alamo ist nicht allzu viel los. Die Midsize-SUV Choiceline ist dennoch ziemlich leergefegt. Doch von Weitem sehe ich schon einen Wagen, von dem ich gar nicht mehr geglaubt habe, dass es ihn bei Alamo noch gibt und der perfekt für unseren diesjährigen Trip passt: ein Jeep Wrangler. Dem deutschen Pärchen, welchem ich eben noch die Funktionsweise einer Choiceline erklärt habe, wird kurze Zeit später ein frisch gewaschener Liberty vorgefahren. Auf diesen Wagen hatte ich mich eigentlich eingestellt, da die Trail Rated-Variante das einzige vernünftig geländegängige Fahrzeug zur Zeit bei Alamo ist - neben dem Wrangler natürlich, der noch eine Spur besser ist. Für die hervorragenden Offroad-Eigenschaften verzichtet man auf Platz und Schnick Schnack wie Sirius, Leder oder eine Klimaautomatik. "It's a Jeep thing - you wouldn't understand" - dieser hauseigene Werbeslogan beschreibt es ganz gut. Es ist 14:30 Uhr als wir bei Alamo vom Hof fahren. Vor uns liegt heute noch eine ganze Anzahl Meilen, die gefressen werden wollen. Sowieso dienen unsere ersten beiden Tage nur dazu, uns in die Nähe unserer eigentlichen Ziele zu bringen. Der Weg raus aus L.A. zieht sich ziemlich. Gefühlt sind wir schon Stunden unterwegs, als wir endlich beim REI Outdoor-Shop in Rancho Cucamonga ankommen. Ein neuer Wander- Rucksack soll her. Aus meinem alten rieselt nur so das Salz von unzähligen Hikes der letzten Jahre. Wir werden schnell fündig. Die Hügel rechts und links der Interstate kommen uns grüner vor als sonst. Es ist eben doch ein Unterschied, ob man im Mai oder im September hier unterwegs ist. Je weiter wir uns von der Küste entfernen, desto heißer wird es. 35°C zeigt das Thermometer als wir um kurz vor 19 Uhr Amboy erreichen. Diesem sehr kleinen Ort in der Mojave-Wüste an der alten Route 66 statten wir heute endlich mal unseren Erstbesuch ab. Bekannt ist er für das sehr fotogene "Roy's Motel & Cafe", dessen großes Werbeschild schon von weither sichtbar ist. Auch als Kulisse für Film- und Werbeaufnahmen und für Musikvideos dient es oft. Schaut Euch z.B. mal den Clip zu "Hero" von Enrique Iglesias an - aber am besten ohne Ton. 2003 hatten übrigens die verbliebenen 7 Einwohner versucht, das gesamte Dorf bei ebay zu versteigern. Der geforderte Mindestpreis wurde jedoch nicht erzielt. Für das Auge wird uns hier jedenfalls an diesem reinen Flug- und Fahrtag kurz vor Sonnenuntergang noch mal einiges geboten. Wir holen uns im Roy's noch einen ziemlich widerlichen Kaffee, den ich mir mit Instant-Pulver im heißen Wasser selbst anrühren muss. Trotzdem hatte ich den Eindruck, die beiden Inhaber haben sich gefreut uns hier zu sehen. Das letzte Stück nach Laughlin zieht sich und spätestens am Ortsschild bin auch ich nach mehr als 24 Stunden auf den Beinen stehend K.O. Um 21 Uhr checken wir in unser Hotel ein. Ganze 19 $ kostet uns die Übernachtung hier im Harrah's. Wir essen noch etwas, trinken ein Feierabendbier und fallen eineinhalb Stunden später völlig fertig ins Bett.Hotel: Harrah's / Laughlin, NV (Preis: 21 $ / Nacht) Gefahrene Meilen: 305 2. Tag: Laughlin, NV - Kingman - Williams - Monument ValleyUm 2 Uhr schrecken wir aus dem Schlaf. Ein Telefon klingelt - Caros Telefon. Sie hat vergessen das Handy auszuschalten. Ich bin jetzt eigentlich hellwach, schaffe es aber nach einigem Kampf nochmal für zweieinhalb Stunden die Augen zuzumachen. So ist die erste Nacht noch kürzer als sonst und wir stehen um 5 Uhr schlussendlich auf. Ich gehe runter, um uns einen Kaffee zu organisieren. Anders als in Vegas ist das Casino hier um diese Zeit absolut ausgestorben. Kaffee gibt es aber natürlich schon.Das Harrah's Casino erlangte übrigens im April 2002 traurige Berühmtheit, als sich hier im Rahmen des alljährlich stattfindenden Motorradtreffens "Laughlin River Run" die rivalisierenden Motorradclubs Hells Angels und Mongols eine brutale Schlacht lieferten. Drei Tote und dreizehn Verletzte forderte dieser als "River Run Riot" bekannt gewordene Vorfall. Wir vertreten uns noch kurz die Beine unten am Colorado-Strand hinter dem Hotel und fahren um 7 Uhr los. Der Highway 68 nach Kingman führt durch eine durchaus ansehnliche Landschaft. Mittendrin hat Caro Ihr eigenes Cafe. Grund genug, mal nach dem Rechten zu schauen und einen Kaffee für die Weiterfahrt zu organisieren. In Kingman gibt es erstmal ein schönes amerikanisches Frühstück. Eine nette kurzweilige Unterhaltung mit einem Ehepaar aus Phoenix am Nebentisch lässt uns fast ein bisschen die Zeit vergessen. Caro füllt danach Ihre Motel-Schilder-Sammlung noch etwas auf und dann geht es weiter auf der I-40 gen Osten. Kurz vor Williams wird die Landschaft deutlich grüner. In dem schönen kleinen Städtchen besorgen wir uns bei Safeway erstmal unsere Grundausstattung wie Coleman, Getränke, Snacks etc. Für den Einkauf von Bier reicht hier nicht die Vorlage einer ID - nein, ich muss auch noch ein Formular mit Adresse ausfüllen und unterschreiben. Nach einem Bummel über die Hauptstrasse fahren wir um 12:30 Uhr weiter. Unser nächster Halt ist in Flagstaff. Im dortigen Obi - oder wie die Amerikaner sagen: Home Depot - kaufen wir eine Schaufel und Grillutensilien. Wir hatten bei der Planung überlegt, ob wir den "Grand Falls of the Little Colorado" heute einen Besuch abstatten. Gut dass wir das wieder verworfen haben: bei der Fahrt über die Brücke in Cameron präsentiert sich uns der "Fluß" furztrocken. Hinter Tuba City stehen die sogenannten “Elephantenfüße”. Als wir das letzte Mal vor ein paar Jahren auf dem Weg zum Blue Canyon hier vorbeigekommen sind, sind sie uns gar nicht als so fotogen aufgefallen.Wir kommen gut voran. Der hoch aufragende "Agathla Peak" kündigt das nahende Tagesziel an. Allerdings kündigen die schwarzen Wolken darüber auch an, dass mit richtig schönem Wetter im Monument Valley heute wohl nicht mehr zu rechnen ist. Es fängt jetzt auch noch an zu regnen und stürmt sehr stark. Um 17:30 bezahlen wir am Eingang unsere 10 $ Eintritt. Eigentlich ist es erst 16:30 Uhr, aber da wir uns jetzt in Utah befinden haben wir die Uhr eine Stunde vorgestellt. Wir begeben uns direkt auf den Loop Drive. Eine Menge los ist hier heute. Bei unserem ersten Besuch hier vor einigen Jahren waren deutlich weniger Menschen unterwegs. Auf dem etwas engeren Abzweig zum John Ford's Point bleiben zwei uns entgegenkommende PKW wegen fahrerischen Unvermögens im Sand stecken. Caro fährt extra noch an die Seite und was machen die ?: bremsen. Im Sand ist das immer die schlechteste Idee. Hätten Sie uns erstmal raus fahren lassen und sich nicht noch in die Strasse gedrängelt, wäre es nicht so eng geworden und das Ganze nicht passiert.Am Totem Pole ist der Sturm dann mittlerweile so stark, dass man durch den aufgewirbelten Sand so gut wie nichts mehr sieht.Und auch der Verkehr staut sich bei der Abfahrt wieder, da ein weiterer PKW im Sand stecken geblieben ist. Mein Fussmarsch entlang der Autoschlange nach vorne beschert mir zwei Augen voller Sand. Als ich ankomme wird meine Hilfe allerdings nicht mehr benötigt - das Auto ist soeben befreit worden. Weitere Stopps machen hier heute keinen Sinn und so verlassen wir den Park in Richtung Gouldings Campground. "The View" und "Gouldings Lodge" waren schon Anfang des Jahres restlos ausgebucht. Das Monument Valley ist zwar für uns nur mehr oder weniger eine Übernachtungsstation, aber auf Kayenta oder Mexican Hat hatten wir keine Lust. So fiel unsere Wahl auf eine der drei Cabins auf dem Campingplatz, die online reserviert werden können. Beim Einchecken um Acht sagt uns der sehr nette junge Navajo, wir sollen uns die Räumlichkeiten erstmal anschauen, bevor wir bezahlen. Es würden immer viele Gäste zurückkommen und eine Übernachtung dort ablehnen. Ich muss mich wundern, was manche Leute anscheinend für Vorstellungen haben. Wir sprechen hier immer noch von einer Campground Cabin. Und dafür ist sie super: voll ausgestattet - auch die Küche -, sauber, große Terrasse, eigener Grill. Klar ist sie klein, aber für zwei Leute vollkommen ausreichend. Der Junge freut sich sichtlich als wir zurückkommen und ihm sagen, dass es uns gut gefällt. Er gibt uns sogar von sich aus noch einen AAA-Discount. Wir schmeißen den Grill an, essen lecker und lassen den Abend auf unserer Veranda gemütlich ausklingen.Unterkunft: Gouldings Campground Cabin / Monument Valley (78 $ / Nacht) Gefahrene Meilen: 386