Reisebericht Südwesten USA 201212. Tag: Page, AZ - Thousand Pockets Area - Little bzw. New Wave - Lake Powell - Page, AZDer Gewaltmarsch durch den Cathedral Wash steckt uns heute morgen noch ganz schön in den Knochen. Um halb acht fahren wir zu Walmart und Safeway, um unsere Getränkebestände aufzufüllen und etwas Grillgut für heute Abend zu kaufen. Meine Videokamera zeigt an, dass die Speicherkarte fast voll ist. Also müssen wir noch mal ins Hotel, um sie auf den Laptop zu entleeren. Das hatte ich die letzten Tage ganz vergessen. Um kurz nach neun kommen wir wieder los. Wir wollen eine alternative Route in die Thousand Pockets Area ausprobieren. Außerdem hatte der schon bekannte Scotty dort einen Weg gefunden, über den man zu einer Stelle hoch über dem Colorado River kommt. Wir fahren also etwa einen halbe Meile nach dem Glen Canyon Dam links ab auf eine unbefestigte Strasse. Nach kurzer Zeit passieren wir das Gebiet der so genannten "New Wave" oder auch "Little Wave", welches links der Strasse liegt. Bald danach wird die Strecke sehr sandig und felsig. Im Rückspiegel taucht auf einmal ein anderes Fahrzeug auf - ein vollbesetzter Subaru Forester. Nach nicht ganz einer Meile stehen wir nach einer Felspassage vor einem recht steilen sandigen Hügel und steigen aus, um uns den Weiterverlauf der Strecke dahinter anzuschauen. Unsere "Verfolger" drehen beim Anblick des Anstiegs an dieser Stelle um. Wir kommen gerade von unserer Besichtigung zurück, da sehen wir, dass der Forester ein paar Meter nach seinem Wendemanöver an einem leichten Aufstieg im Sand stecken geblieben ist. Beim Herunterfahren ist uns das Gefälle gar nicht so aufgefallen, doch jetzt merkt man, dass es ein gutes Stück hoch geht. Vor allem ist der Sand wirklich tief und man kann wegen der Felsstufen vorher nicht sehr viel Anlauf nehmen. Ich hole also unsere Schaufel aus dem Wagen und eile den fünf Jungs zur Hilfe, die mittlerweile versuchen, den Wagen durch Schieben aus seiner misslichen Lage zu befreien. Durch die Heckscheibe sehe ich einen Berg Hartschalenkoffer und gebe den gut gemeinten Ratschlag, diese doch vielleicht erstmal auszuladen. Von der unnötigen Last befreit gelingt es uns dann schnell, den Wagen heraus zu schieben. Ich helfe noch kurz, die Koffer wieder einzuladen und dann setzen auch wir unsere Fahrt fort. Wir passieren eine Cave, die anscheinend gerne zum Feiern genutzt wird. Jedenfalls liegen überall zerbrochene Flaschen und sonstiger Müll. Hier wird der Weg jetzt sehr felsig und ist nicht mehr gut zu erkennen. Nach insgesamt etwa anderthalb Meilen kommen wir an eine Stromleitung. Hier biegen wir rechts ab und fahren zwischen den Strommasten hinunter in die Ebene. Der Sand ist hier sehr tief und ich muss ein wenig aufpassen, nicht ins Schlingern zu geraten und den Wagen an einen der Masten zu setzen. Kurz vor dem tiefsten Punkt müssen wir dann noch einen Felsen hinunter, den wir auf dem Rückweg aus tiefem Sand kommend auch wieder hinauf müssen. Ein paar hundert Meter weiter endet unsere Fahrt vor einem Zaun. Laut unserer vagen Wegbeschreibung müssen wir hier weiter geradeaus. Doch ein handgeschriebenes Schild am Zaun sagt uns, dass dieser bis Juni geschlossen gehalten werden soll. Wir sind ein paar Tage zu früh und respektieren diesen Wunsch. Auf einem Stein machen wir ein kleines Picknick mit den Crackern und Käse, die wir noch im Auto haben. Über uns knistern und knarzen die Stromleitungen. Außer diesem Geräusch ist hier aber absolute Ruhe - und das obwohl wir keine drei Meilen vom Highway entfernt sind. Links und rechts zweigen vor dem Zaun Wege ab. Da wir aber außer der "Wegbeschreibung" keinerlei Kartenmaterial dabei haben, beschließen wir umzukehren und die Erkundung dieses Gebietes auf ein anderes - besser vorbereitetes - Mal zu verschieben. Auf dem sandigen Weg zwischen den Strommasten geht es zurück. An besagtem Felsen muss ich die Fahrt etwas verlangsamen, um den Wagen zu schonen. Die Strecke ist lang und es geht danach weiter stetig etwas bergauf. Kurz bevor wir die Strecke erstmal wieder etwas flacher wird geht uns aber die Luft aus. Wir werden immer langsamer. Mehr Beschleunigen kann ich nicht, da ich dann die Traktion verliere. Es passiert das Unvermeidliche: wir bleiben stehen bzw. stecken. In dieser Situation weiter Gas zu geben sollte man sich übrigens tunlichst verkneifen, denn damit buddelt man den Wagen nur noch weiter ein. Wenn man erstmal steht, dann steht man und dann sollte man seine Situation durch so etwas nicht noch unnötig verschlechtern. Ist übrigens das erste Mal, dass uns das passiert. Auf 4WD hatte ich nicht umgestellt - und ich bin mir auch nicht sicher, ob das am Ergebnis etwas geändert hätte. Die Kombination aus diesem tiefen sehr trockenen Sand und der Länge des Anstiegs war heute einfach zu viel. Während Caro größere flache Steine suchen geht, ziehe ich mit unserer Schaufel den gröbsten Sand vor den Reifen weg. Die Steine legen wir direkt vor den Reifen aus, um auf den entscheidenden ersten Zentimetern zumindest etwas Traktion zu haben. Vom Ablassen von etwas Luft sehe ich erstmal ab. Da wir uns aber immer noch an dem Anstieg befinden ist klar, dass ich werde schieben und Caro den Fahrersitz übernehmen muss.. Etwas widerwillig setzt sie sich ans Steuer. Ich erkläre ihr kurz, wie sie das Gas dosieren soll und das sie erst wieder anhalten darf, wenn es flach und weniger sandiger ist. Dann klemme ich mich hinter den Wagen und zähle von drei runter. Caro gibt Gas und ich schiebe von hinten mit aller Kraft. Fast horizontal hänge ich hinter dem Auto und habe innerhalb kürzester Zeit den aufspritzenden Sand in allen Ritzen. Aber so geht es. Caro gewinnt schnell an Geschwindigkeit und bringt den Wrangler ein paar hundert Meter weiter an sicherer Stelle wieder zum Stehen. Ich bin nun völlig aus der Puste und der Schweiß fließt mir in Strömen herunter. Das war gute Teamarbeit. Alles in allem hat die ganze Aktion nicht länger als 15 Minuten gedauert. Und nebenbei hat Caro Gefallen am Tiefsandfahren gefunden. Sie sagt zwar, sie hätte ja oft genug daneben gesessen und sich einiges bei mir abgeschaut - trotzdem bin ich schon sehr stolz auf sie. Wir gleichen unseren Flüssigkeitshaushalt aus und fahren weiter. Mit Passieren der vermüllten Cave wird es wieder etwas felsiger. Und dann kommt der Anstieg, wo vorhin der Forester stecken geblieben ist. Entgegen meiner Erwartung schaffen auch wir es nicht bis nach oben - zwar etwas weiter als die fünf Jungs, aber halt nicht ganz. Ich lege den Rückwärtsgang ein und fahre den Hügel zurück, um nochmals Anlauf zu nehmen. Wieder reicht es nicht ganz. Also noch einmal zurück. Diesmal fahre ich auf die Felsplatte, um noch ein paar Meter mehr zum Schwung holen zu haben. Aber auch das bringt im Ergebnis nicht wesentlich mehr. Die Schaufel liegt ja noch in greifbarer Nähe und so wiederholen wir das Prozedere von vor ein paar Minuten. Material für die Spurauslage brauchen wir hier allerdings nicht lange suchen. Alte Stoffreste, Pappen und sogar ein Teil von einer vergammelten Matratze liegen unter dem Sand bzw. am Wegesrand. Schaut ganz danach aus, als würden hier öfter Leute auf allen Vieren vor Ihrem Fahrzeug herumrutschen müssen. Nach Verrichtung der Vorarbeiten übernimmt Caro wieder das Steuer und ich schiebe. Und diese erfolgserprobte Variante funktioniert auch diesmal. Ich stehe jedoch abermals im Schweiße meines Angesichts und muss mich nun erstmal für ein paar Minuten ausruhen. Lange Zeit gibt mir meine Frau dafür aber nicht, denn das Gebiet der so genannten "Little Wave" oder "New Wave" liegt nur noch ein Stück den Weg hinunter - und ausruhen könne ich mich schließlich auch da. Wir parken unseren Wagen in einer kleinen Ausbuchtung und klettern über die Felsen zu besagten Formationen. Und tatsächlich gibt es hier einige wellenartige Gebilde. Es macht Spaß, hier ein wenig herumzukraxeln. Der Lake Powell liegt fotogen im Hintergrund und auch aufgrund seiner Nähe zum Highway ist das Gebiet hier auf jeden Fall einen kurzen Abstecher wert. Um kurz vor 13 Uhr sind wir wieder an unserem Auto. Der Lake Powell ist so ein wunderschöner Fleck Erde (bzw. Wasser), kam aber irgendwie bei unseren ganzen Besuchen hier immer irgendwie ein bisschen zu kurz. Also fahren wir zum Lone Rock Beach, setzen uns da in den Sand und genießen unser mitgebrachtes zweites Frühstück. Heute ist Memorial Day - der Amerikaner hat eine seiner wenigen freien Tage und weiß natürlich auch, wo es schön ist. Zum Beispiel am Lake Powell. Und so herrscht hier entsprechender Trubel. Es ist wirklich immer wieder unglaublich, was so an Material für ein langes Wochenende hierher bewegt wird. Ein Boot und mindestens ein Quad gehört schon fast zur Grundausstattung. Wir schauen uns lange das quirlige Treiben hier an und fahren dann in die Stadt zur Self-Wash Anlage gegenüber vom Best Western. Wir wollen unser Auto wieder in den Ursprungszustand versetzen. Das Hardtop ist schon lange nicht mehr schwarz, sondern rot. Seit dem Lavender Canyon hängt überall -mittlerweile extrem festgetrockneter - Matsch und die Sanddichte im Innenraum nervt uns auch schon seit einigen Tagen. Hier ist nun unsere ganze Gründlichkeit gefragt. Während ich mich mit Schaum und Hochdruck um den Außenbereich kümmere, widmet sich Caro dem Innenraum. Danach frisst der Staubsauger unsere letzten Quarter-Vorräte. Nach mehr als einer Stunde Arbeit kann sich das Ergebnis aber durchaus sehen lassen. Diese Autoputz-Arie gehört bei uns zu jeder Reise dazu. Es ist aber leider auch immer das untrügerische Zeichen dafür, dass die letzten Tage anbrechen. Mittlerweile ist es 16 Uhr. Wir holen uns zur Belohnung einen Frappuccino beim Starbucks und überlegen, was wir mit dem Rest des Tages anfangen. Uns ist heute nach einem entspannten Tagesausklang. Und da wir nachher sowieso noch grillen wollen, entscheiden wir uns zu den Coves an der Wahweap Marina zu fahren. Hier gibt es einen schönen (und vor allem einsamen) kleinen Zugang direkt ans Wasser. Wir halten die Füße in den See und genießen den phantastischen Blick über den Lake Powell. Diese herrliche Atmosphäre bei angenehmen 28°C hält uns anderthalb Stunden hier fest. Nur ein paar hundert Meter entfernt gibt es eine Picnic Area mit Grills. Trotz Memorial Day sind wir auch hier ganz alleine. Obwohl - ganz alleine stimmt nicht. Ein Lizzard macht auf einem Baumstumpf immer wieder Liegestütze. Und auch ein Langohrhase kommt alle paar Minuten aus dem Gebüsch hervor. In dieser Umgebung mit Blick auf das Wasser schmeckt die Bratwurst natürlich doppelt so gut. Mit dem Sonnenuntergang fahren wir zurück ins Hotel. Heute ist das erste Spiel des NBA Eastern Conference - Finals Miami Heat gegen Boston Celtics und zumindest das letzte Viertel können wir noch schauen. Und jetzt freuen wir uns sehr auf Las Vegas. Drei Jahre waren wir nicht mehr dort und sind gespannt, wie z.B. das fertige City Center nun aussieht, dessen Bau wir über Jahre verfolgen konnten bzw. mussten. Hotel: Courtyard by Marriott / Page, AZ Gefahrene Meilen: 66
13. Tag: Page, AZ - Las Vegas, NVHeute geht es zurück in die Zivilisation - und in was für welche! Las Vegas sieht uns wieder. Ob es uns vermisst hat wissen wir nicht - wir es aber auf jeden Fall.Um 6:30 Uhr stehen wir auf und packen unsere Taschen. 90 Minuten später fahren wir vom Hof. Utah hat ein neues Welcome-Schild. Diese Version fehlt noch in unserer Sammlung und so ist ein Stopp hier unvermeidlich. Außerdem feiert Arizona sein hundertjähriges Bestehen, auf das ebenfalls auf einem eigenen Schild hingewiesen wird. Um 10 Uhr erreichen wir Kanab und legen hier eine Frühstückspause ein. Dieses schöne kleine Örtchen wird wohl über den dauerhaften Standort der Wave-Lottery auch nicht ganz traurig sein. Es ist halb zwei als sich Las Vegas am Horizont vor uns ausbreitet: ein immer wieder schöner und aufregender Anblick. Wir waren in diesem Urlaub noch überhaupt nicht shoppen. Und das ist mit Frau an Bord natürlich ein untragbarer Zustand. Gut, dass die Premium Outlets North gleich am Ortseingang liegen. Mir persönlich gefallen ja die South-Outlets besser: weil sie drinnen und klimatisiert sind. Auch heute weiß ich wieder warum. Das Herumlaufen in der sengenden Hitze ist überaus anstrengend. So richtig erfolgreich sind wir heute nicht. Bei dem Dollarkurs zur Zeit überlegt man sich jede Ausgabe zweimal. Wir hatten im Vorfeld beschlossen, uns in Vegas unterkunftsmäßig mal wieder etwas zu gönnen. Diese Ausgabe hatten wir schließlich drei Jahre lang gespart. Vor Jahren waren wir schon mal in der Tower Suite des Mirage und es hatte uns extrem gut gefallen. Diese Suite haben wir also abermals gebucht. Nach der zwischenzeitlichen Renovierung des Hotels kann sie ja eigentlich nur NOCH besser sein. Um kurz nach fünf checken wir ein. Leider gibt es keine Rauchersuite mehr. Wir sollen uns morgen früh noch mal melden, dann könnten wir umziehen. Die Tower Suiten des Mirage befinden sich allesamt auf der 27. und 28. Etage. Der vermeintlich gute Blick wird - damals wie heute - leider etwas getrübt durch die "Beatles-Cirque du Soleil Reklame", die sich genau an diesen Etagen über das gesamte Gebäude erstreckt und nur einen feinporigen Ausblick zulässt. Das ist aber auch nur behindernd, wenn man genau vor dem Fenster steht. Ansonsten entschädigt das Zimmer für alles: mehr als hundert Quadratmeter Grundfläche, beste Aufteilung, neueste Ausstattung, moderne Einrichtung ... Lassen wir ein paar Bilder sprechen: Im Vergleich zu unserem ersten Besuch vor der Renovierung ist die sehr gute Aufteilung mit dem daraus resultierenden riesigen Platzangebot identisch geblieben. Nur ist halt die Einrichtung und Ausstattung nun auf dem neuesten Stand.Zwei oder drei eiskalte Bier später verlassen wir unsere Gemächer Richtung Fashion Show Mall. Zum Bummeln - wie Caro es nennt. "Stripburger" an der nördlichen Ecke der Fashion Show Mall gegenüber vom Wynn ist ein Restaurant/Bar, wo wir immer gerne einkehren. Es herrscht eine angenehme Atmosphäre, man kann draußen sitzen und Essen und Drinks sind auch gut. Caro bestellt den "Mexican Burger". Und der hat es in sich. Obendrauf ist eine ansehnliche Pepperoni gepickt. Caro nimmt einen kleinen Bissen und reicht sie gleich an mich weiter: "Lecker, probier mal!" Ich nehme einen großen Bissen - und bin die nächste halbe Stunde damit beschäftigt, im Minutentakt Bier nachzuordern. So eine scharfe Pepperoni habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gegessen. Mein eigener Burger ist nun geschmacklich natürlich nicht mehr einzuordnen. Das stechende Brennen im Mund ist erst tief in der Nacht wieder gänzlich verschwunden. Die verläuft heute übrigens Vegas-typisch.Hotel: The Mirage / Las Vegas, NV Gefahrene Meilen: 288